Mord auf Shetland – Staffel 2: Tödliche Grüße aus Glasgow

Es scheint fast so, als hatte sich die ARD mit der britischen Krimi-Serie „Mord auf Shetland“ etwas schwergetan. Seit Jahren warten Fans der BBC-Serie nach Motiven von Bestseller-Autorin Ann Cleeves auf weitere Ermittlungen von DI Jimmy Perez. Nun hat es endlich geklappt und Edel Motion bringt die zweite Staffel auch als DVD-Box für das Home-Entertainment heraus. Allerdings hat sich bei gleichbleibendem Personal am Serienformat Einiges geändert. Also auf zu den nordatlantischen Inseln vor der schottischen Küste – die Fähre legt gleich ab.

Auf der Fähre zu den Shetlands lernt die Touristin Leanne (Sara Vickers) einen jungen Mann kennen, der mit einem älteren in Streit geraten ist. Die jungen Leute feiern ein bisschen, doch als die Fähre am nächsten Morgen anlegt, ist jener junge Mann verschwunden. Verwirrt wendet sich Leanne an die Polizei. So recht interessiert man sich dort aber nicht für ihren Fall.

Erst als Detective Inspector Jimmy Perez (Douglas Henshall) den Zusammenhang herstellt mit einem Altenpfleger, der nicht zur Arbeit erschienen ist, bekommt die Suche eine gewisse Dringlichkeit. Vor allem verhält sich Michael Maguire (Ciarán Hinds), jener ältere Rüpel von der Fähre, mehr als nur verdächtig. Als Perez‘ Team nachforscht, stoßen die Ermittler auf eine Wand des Schweigens.

Zwielichtiger Zuwachs für die Inselgemeinde

Wie sich herausstellt ist Maguire auf den Shetlands in einem Zeugenschutz-Programm, weil er die rechte Hand einer Glasgower Unterwelt-Größe war. Jener Arthur McCall (James Cosmo) sitzt zwar gerade im Gefängnis, aber sein windiger Anwalt Calvin Sawar (Ace Bhatti) hat ihn dort auch schnell wieder herausgeholt.

Für notwendige Informationen müssen DI Perez und Tosh (Allison O’Donnell) rüber zum Festland und auf Amtshilfe hoffen. Die Spuren führen weit in die Vergangenheit. Doch hat Perez verstärkt das Gefühl, mit dem aktuellen Vermisstenfall hat dies alles wenig zu tun. Dann geschieht ein Mord und gibt den Ermittlungen eine ganz neue Wendung.

Der Satz “Nach den Romanen der Erfolgsautorin Ann Cleeves“ auf dem DVD-Cover ist ein wenig irreführend. Wie bereits in der Vorstellung von „Mord auf Shetland – Staffel Eins“ erwähnt, waren nur die ersten vier spielfilmlangen Ermittlungen von DI Jimmy Perez und Team Umsetzungen der Romanvorlagen. Nun ab der bei uns aktuell ausgestrahlten Staffel, die nach deutscher Zählweise die zweite, nach britischer allerdings bereits die dritte Season ist, setzt die Serie auf Original-Drehbücher. Neu ist außerdem, dass es die gesamte Staffel hindurch „nur“ einen Fall zu beackern gibt. Der ist vertrackt genug, hat genügend falsche Fährten, Ablenkungen und neue Entwicklungen um den größten Teil dieser Staffel unterhaltsam zu gestalten.

Betuliche Auslegung der Handlungsstränge

Das große Manko dieser Staffel ist gerade zu Beginn die eher schleppende Ausbreitung aller Handlungsstränge., Und der vermeintliche kapitale Cliffhanger am Ende von „Der Vermisste“ ist erstaunlich abstrus. Abstrus ist das Ganze allerdings nur, wenn man dem deutschen Veröffentlichungsformat folgt. Was bedeutet, als Zuschauer davon auszugehen, es handele sich um drei Spielfilme von je 100 Minuten. Das ist aber keinesfalls so und beweist von Seiten der deutschen Senderredaktion nicht gerade Gespür für das aktuelle Format, sondern vielmehr ein zwanghaftes Pressen in das bewährte Sendeschema der vorangegangenen Staffel.

Also, nochmal zum Genießen: Diese Staffel „Mord auf Shetland“ behandelt im Originalformat über sechs Folgen von je 50 Minuten ein und denselben vertrackten Kriminalfall. Die Betitelung der für das deutsche Fernsehen zusammengefassten Doppelfolgen von 100 Minuten ist nicht einmal ansatzweise nachvollziehbar und kaum mehr als ein grober inhaltlicher Stichwort-Komplex.

Lokalkolorit und private Verwicklungen

Neben dem bekannten, beliebten und bewährten Ermittlerteam auf den Shetlands (inklusive der Nebenfiguren aus Jimmys Umfeld) kommen mit Sarah Vickers, Ciarán Hinds und James Cosmo noch starke Darsteller dazu. Die landschaftlichen Schauwerte der in Schottland gedrehten BBC-Serie sind ohnehin ein großer Pluspunkt der Serie. Abgesehen von dem Charme des Regionalkrimis hat das Leben auf einer rauen Insel seinen eigenen Reiz. Wer die Serie im englischen Original anschaut, kommt zudem in den Genuss des liebenswerten schottischen Dialekts.

Ein weiteres Plus dieser Staffel von „Mord auf Shetland“ ist, dass es auch im Privatleben des Witwers Perez eine neue Frau geben könnte. Zumindest sind sich Asha Israni (Archie Panjabi), die Kollegin der Glasgower Polizei, und der Inspektor von der Inseln mehr als nur sympathisch. Es versteht sich aber, dass die Neue auch ein bisschen zwielichtig auftritt und undurchsichtig bleibt, oder?

Alles in allem kann die zweite Staffel vom „Mord auf Shetland“ voll überzeugen und es gelingt den Serienmachern sich von Ann Cleeves Romanen freizumachen, ohne die Stimmung und die Charakter der beliebten Krimi-Reihe zu verbiegen. Bei der BBC hat man bereits zwei weitere Staffeln nach ähnlicher Machart aufgelegt. Nachschub kann kommen.

Serien-Wertung 7 out of 10 stars (7 / 10)

Mord auf Shetland: Staffel 2
OT: Shetland – Season 3
Genre: TV-Serie, Krimi
Länge: ca. 300 Minuten, GB, 2015,
Regie: Thaddeus O’Sullivan, Jan Mattys,
Drehbuch: Gaby Chiappe, Robert Murphy,
Charaktere: Ann Cleeves
Darsteller: Douglas Henshall, Steven Robertson, Alison O’Donnell, Erin Armstrong, Ciarán hinds, James Cosmo, Sarah Vickers
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 19.09.2019

offizielle „Shetland“-Seite der BBC