Jupiter’s Circle: Raus aus den spießigen Fünfzigern

Momentan läuft‘s gut für Comic- Autor Mark Millar. Fans, die zumeist alles zu würdigen wissen, was der Star-Autor so verzapft, können sich beinahe monatlich auf neuen Lesestoff freuen. Bei Panini Comics erscheint Mitte Juli der Sammelband „Jupiter’s Circle“, der das Prequel zu „Jupiter’s Legacy“ darstellt, inhaltlich aber abgeschlossen und auch für sich alleine lesbar ist. „Jupiter’s Circle“ entführt die Leser in die spießigen 50er Jahre und die wilden Zeiten der 60er. Mittendrin: Die Superhelden der Union of Justice.

Bevor es hier inhaltlich an „Jupiter’s Circle“ geht, ein paar Vorbemerkungen zu Einordnung. Mark Millar ist ein umtriebiger Autor, dem die Ideen nicht auszugehen scheinen. Nachdem der Starautor einen Deal mit Netflix gemacht hat, kann er seine Iden auch problemlos umsetzen. Es stehen scheinbar genug Mittel und kreative Mitarbeiter zur Verfügung. Das Projekt „Jupiters Legacy“ stammt zwar noch aus Zeiten, als Millar seine Comics unter dem eigen Label Millarworld veröffentlichte, aber Netflix plant nur bereits parallel eine Verfilmung oder Serienadaption.

Millar und Zeichner Frank Quietly betrieben „Jupiter’s Legacy“, die Story um die Nachfahren von Superhelden, über zwei in sich geschlossene aber zusammenhängende Serien, die 2016 auch bei Panini Comics erschienen sind. Die Veröffentlichungsreihe der Einzelhefte war seinerzeit eher lose und erstreckte sich über mehr als zwei Jahre.

Anschließend forschte Autor Millar der Vergangenheit jener Superhelden nach und entwickelte erneut zwei in sich abgeschlossene, zusammenhängende Miniserien, die in den USA 2016 als „Jupiter’s Circle“ Vol 1 & 2 veröffentlicht wurden. Dabei waren diversen Zeichner mit von der Partie, vornehmlich aber Wilfredo Torres. Nun hält Netflix die Rechte an der Prequel-Serie, weshalb es so scheint, als wäre der Titel brandneu.

Nun also „Jupiter’s Circle“: Ende der 1950er Jahre haben es die Helden der Union of Justice nicht gerade leicht, für Ordnung zu sorgen und zugleich ihr Privatleben in den Griff zu bekommen. Auf einer mysteriösen Insel waren die Abenteurer zu übermenschlichen Kräften gekommen und stellten sich fortan in den Dienst des Guten. Zur Union of Justice gehören Sheldon Sampson alias „Utopian“, sein Bruder Walter alias „Brainwave“, der Millionär George Hutchence alias „Skyfox“, der Arzt Richard Conrad alias „Blue Bolt“, Familienvater Fitz alias „Flaire“ und die Forscherin Grace alias „Lady Liberty“. Grace wird später die Ehefrau von Sheldon, doch zur Zeit von „Jupiter’s Circle“ sind die beiden noch kein Paar.

Wie es in den Superhelden-Comics der ausgehenden 50 üblich war, müssen sich auch die Helden der Union mit Außerirdischen, Monstern und kriminellen Superhirnen herumschlagen. Das wird von Wilfredo Torres in einem Stil umgesetzt, der in seiner zweidimensionalen Dynamik und seinen zackigen Charakteren durchaus die damaligen Comic-Stile wiederbelebt. Hat man sich erst einmal eingelesen, so entwickelt dieser Zeichenstil einen großen Charme. Das Panel-Schema ist zwar offen, aber in sich eher statisch gehalten Von neumodischer panelübergreifenden Action ist hier nichts zu sehen.

Inhaltlich machen eher die privaten Sorgen und Nöte den Reiz von „Jupiter’s Circle“ aus. Blue-Bolt ist versteckt homosexuell und wird von FBI-Chef Hoover erpresst, um die Union of Justice unter seinen Befehl zu bringen. Brain Wave ist eifersüchtig auf Sky Fox und spannt diesem die Frau aus. Sky Fox wiederum findet Inspiration in der Beatnik-Bewegung und stellt damit das amerikanische Wertesystem infrage. Das geht so weit, dass seine ehemaligen Teamkollegen sich fragen, ob er eine Bedrohung ist. da mutet es beinahe harmlos an, dass Flare eine Midlife-Crisis hat und sich in eine junge Superhelden-Aspirantin verliebt und seine Familie verlässt.

Die Story beziehungsweise die vielen Stories von „Jupiter’s Circle“ sind durchaus in der Tradition von Alan Moores und Dave Gibbons „Watchmen“ zu verstehen, verzichten aber auf den düsteren Grundton. Stattdessen raucht jederman und jedefrau in beinahe jedem Panel. Das wirkt etwas übertrieben „authentisch“. Auch Ed Brubackers Mini-Serie „Point Blank“ kommt einem angesichts der Superhelden-Thematik in den Sinn. Und schließlich hat Mark Millar selbst das Superhelden-Genre immer wieder dekonstruiert. Nicht zuletzt „Genosse Superman“ ist zu einem Klassiker geworden.

All diese Referenzen machen bereits klar, in welchen Gefilden sich „Jupiter’S Circle“ tummelt. Die Klasse der erwähnten Stories erreicht „Jupiter’s Circle aber ebenso wenig wie die Originalität der vorangehenden Geschichten in „Jupiter’s Legacy“. Unterhaltsam und lesenswert ist der Sammelband aber ohne Frage geworden.

Comic Wertung 6 out of 10 stars (6 / 10)

Jupiter’s Circle
OT: Jupiter’s Circle Vol. I 1-6 & Vol. II 1-6, Netflix 2019, (Original Vö bei Image Comics 2016)
Genre: Comic, Superhelden,
Autor: Mark Millar
Zeichner: Chris Sprouse, Davide Gianfelice, Wilfredo Torres
Farbe: Ive Svorcina
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 300 Seiten
VÖ: 23.07.2019

Jupiter’s Circle bei Panini