Die Biene Maja: Restaurierte Komplettbox auf Blu-ray

Die Zeichentrickserie „Die Biene Maja“ gehört wohl zu den beliebtesten TV-Formaten für junge Zuschauer, nicht nur im deutschsprachigen Raum. Die Abenteuer der schlauen und neugierigen Honigbiene und ihrer Freunde sind nun bei Studio 100 in einer aufwändig Bildrestaurierten Komplett-Edition auf Blu-ray erschienen. Auch für Freunde japanischer Animes ist die 104 Folgen umfassende Box interessant.

Die Abenteuer der Biene Maja basieren auf zwei Büchern des Schriftstellers Waldemar Bonsels, der „die Biene Maja und ihre Abenteuer“ 1912 schrieb und den Nachfolger „Himmelsvolk“ (1915). In den 1920er Jahren gehörte Bonsels zu den meistgelesenen Schriftstellern in Deutschland, wohl auch, weil viele seiner Werke von den harten Zeiten ablenkten. Bereits damals würde eine Filmadaption der „Biene Maja“ mit richtigen Insekten gedreht.

Von Waldemar Bonsels zum Zeichentrick

Für Fans der beliebten ZDF-Serie ist das allerdings ebenso wenig von Belang wie die 2013 produzierte computeranimierte Neuauflage der Serie. Vielen zuschauen fehlt hier schlicht der handgemachte Charme, der die  Zeichentrickserie aus den 1970er Jahren so sehenswert macht. Außerdem schmetterte das Prager Goldkehlchen Karel Gott seinerzeit so inbrünstig den Titelsong, dass sich Melodie und Refrain in die kindlichen Gehirne von Generationen gefräst hat. Aber ich schweife ab und hole bei der Gelegenheit gleich noch weiter aus.

Die Nippon Connection

Es ist schon erstaunlich, wie der deutsche Sender ZDF zu seinen japanischen Serien gekommen ist. Nicht immer übrigens so erfolgreich wie die Zeichentrick-Serien für Kinder wie „Wickie und die starken Männer“, „Pinocchio“ oder eben „Die Biene Maja“. Weil sich ZDF-Serien, vor allem Krimis, gut nach Japan exportieren ließen, versuchte der deutsche Sender ab den 1960er Jahren als Tauschgeschäft auch japanische Formate zu ergattern. Allerdings gab es weniges, das seinerzeit schon in Farbe produziert wurde, das Angebot war also begrenzt und führte schließlich dazu, dass 1972 die gruselige Kult-Serie „S.R.I. und die unheimlichen Fälle“  in Deutschland ausgestrahlt wurden.

Allerdings nur ein einziges Mal und unter heftigen Protesten von Kritikern und ZDF-Fernsehräten, die schockiert ob der Brutalität waren. Vor einigen Jahren hat würde die Gruselserie für das Home Entertainment wieder ausgegraben und ringt (zumindest die in Deutschland ausgestrahlten Folgen), den Zuschauern nur ein mildes Lächeln ab. Damals aber haben sich vor allem junge Zuschauer ordentlich gegruselt und so bescherte der deutsch-japanische TV-und Kulturaustausch erstmals Zuschauern bleibende Erinnerungen.

Animeserien für das  deutsche Kinderprogramm

Vielleicht durch diese Erfahrung geprägt, verlegte sich das ZDF bezüglich der japanischen Verbindung auf die Koproduktion von Kinderserien. Das ist auch der Initiative von Joseph Göhlen  zu verdanken, der selbst Kinderbuchautor und ab 1973 beim Mainzer Sender für das Kinder- und Jugendprogramm zuständig war. „Wickie und die starken Männer“ war die erste großangelegte und in japanischen Zeichenstudios entstandene Trickfilmserie, die im deutschen Fernsehen ein absoluter Erfolg wurde.

Anschließende dann wurde ab 1975 „Die Biene Maja“ bei der japanischen Animationsschmiede Zuyiu Enterprises (heute Nippon Animation) entwickelt und produziert. Regisseur Hiroshi Saito hatte bereits kurz mal an der Serie „Kimba, der weiße Löwe“ mitgearbeitet, die vielen als legitime Vorlage für Disneys „König der Löwen“ gilt. Mit „Wickie“ und „Biene Maja“ schufen er und sein Team nicht nur einen zeitlosen Klassiker der Kinderunterhaltung, sondern öffneten auch Türen und Tore für die typisch japanische Art der Trickfilmgestaltung. Was heute als Anime hierzulande ein gewisses Genre-Nischendasein fristet und jenseits von Produktionen des legendären  Filmstudios Ghibli um den „japanischen Disney“ Hayao Miazaki vornehmlich mit futuristischen Action-Abenteuern oder albernen Eskapaden großäugigen, leichtbekleideten Teenager zu unterhalten weiß, geht auf eine große japanische Zeichentradition zurück. Und dieser entstammen eben auch TV-Serien wie „Kimba“, „Heide“ und „Die Biene Maja“.

Maja, Willi und Flip

Inhaltlich unterscheidet sich die damalige Zeichentrickserie, die vornehmlich von Drehbuchautor Fumi Takahashi geschrieben wurde, deutlich von der literarischen Vorlage Bonsels‘ und ist etwas gänzlich eigenständiges geworden. Die Figuren Flip und Willi beispielsweise kommen im Buch in dieser Form gar nicht vor. In der Serie sind die beiden Sidekicks der listigen und lustigen Maja gar nicht wegzudenken. Die rund 30-minütigen Episoden sind jeweils in sich abgeschlossen wie das für damalige Sehgewohnheiten üblich war und wie es dem jungen Publikum auch angemessen ist, schließlich will man die Kleinen ja noch nicht zum Serienbinging animieren, sondern nach einer gegebenen Frist auf wieder vom Bildschirm lösen können. Die  Abenteuer sind manchmal etwas spannend, zumeist aber lustig und transportieren in ihrer relativ heilen und naturbelassenen Welt ein gewisses Grundvertrauen ebenso wie den Respekt für die anderen Kreaturen in der Natur. Ohne dabei in irgendeiner Form didaktisch zu sein, vermittelt „Die Biene Maja“ durchaus einen kindlichen Zugang zur Natur.

Neue Bildqualität

Die beliebte Zeichentrickserie hat nun ja auch schon solide 40 Jahre auf dem Buckel und die Bildqualität des damals noch handgemachten Trickfilms altert ebenfalls im Lauf der Zeit. Insofern war es schon ein Gewinn, dass die Serie in High Definition remastered wurde. Über die Art und Weise der Restauration gibt der Pressetext zwar keine Auskunft, aber das Ergebnis überzeugt. Normalerweise würde ich nun mokieren, dass man auch die japanische Original-Tonspur und eine entsprechende Untertitelung für die Komplett-Edition mitliefern müsste.

Da es bei „Die Biene Maja“ aber wohl eher um einen Titel handelt, der auf eine junge Zuschauergruppe zielt und nicht auf eine cineastische verkneife ich mir das Einfordern der Original-Version. Zuschauer sollten dabei aber nicht vergessen, dass das Remastern auch immer von der noch vorhandenen Qualität des Ausgangsmaterials abhängig ist. Das ist bei Realfilmen noch augenfälliger, aber auch bei Trickfilmen reicht es nicht, alles einfach ein bisschen bunter zu machen. Die vorliegende Komplettbox aber macht Spaß und bietet hoffentlich Anlass auch weitere Zeichentrick-Klassiker in neuem Glanz erstrahlen zu lassen.

Die Biene Maja – Komplettbox
OT: Mâya no tanjô
Genre: Kinderserie, Zewichentirck, Anime
Länge: 2.485 Minuten (104 x 30 Min.
Regie: Hiroshi Saito
Romanvorlage: Waldemar Bonsels
Szenario: Matt Murphy
Bildformat: 4:3
FSK: ab 0 Jahren
Vertrieb: Studio 100
BD-VÖ: 07.04.2017

 

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Biene Maja bei Studio 100