Die neuen Abenteuer der Ärztin Jane Foster als göttlichen Superheldin gehen weiter. Bei Panini ist dieser Tage der zweite Sammelband von „Valkyrie“ erschienen, in dem Autor Jason Aaron und seine kreativen Gesellen, nicht weniger als „Das Ende aller Dinge“ beschwören; und das bereits nach einigen Auftakt-Ausgaben der neuen Marvel-Heftserie. Unter der Apokalypse machen’s die alten Götter wohl nicht mehr.
Wir erinnern uns: Jane Foster war mal Krankenschwester. Jane war die Geliebte von Thors menschlichem alter Ego, bevor sie krebskrank wurde und später auch die Hammer schwingende Rolle von Thor übernahm. Wohlgemerkt bei Marvel Comics, das müssen Leser:inen an dieser Stelle ja immer mitdenken, weil es sich bei vielen der Charaktere schließlich um tatsächliche altnordische Götter handelt. Als dann aber im „War of the Realms“ Asgard vernichtet würde, starb Brunhilde, die letzte der Walküren und gab Ärztin Jane quasi post mortem eine neue Bestimmung als Valkyrie.
Heldin Valkyrie ist in Marvels Superhelden-Universum nicht neu. Brunhilde verband sich seinerzeit mit der irdischen Anabella Riggs zu Valkyrie, die auch in der rein weiblichen „Defenders“-Inkarnation (2013-14) eine Hauptrolle spielte. Jane ist allerdings eher eine Art „Ideal-Walküre“ geworden, da mit Brunhilde die letzte der Walküren jüngst verstarb.
Jane Foster muss sich noch in die neue Rolle hineinfinden, aber ihre Allwaffe, die sie immer als wandelbarer Armreif trägt, und ihr fliegendes (und sprechendes) Pferd machen es Jane leicht, als Valkyrie zwischen den Lebenden und den Toten zu vermitteln. Erste Scharmützel mit Bullseye und Grim Reaper hat sie im ersten „Valkyrie“-Band „Strahlender Todesengel“ erfolgreich überstanden.
Im aktuellen, zweiten deutschsprachigen Sammelband finden sich die US-Ausgaben 6 bis 10 und darin zwei in sich abgeschlossene Story-Bogen, die von Hauptautor Jason Aaron jweils zusammen mit einem Ko-Autoren erdacht wurden. In „Von seltsam Zeit bedroht“ (OT: „Aeons“) leidet Misstress Death, die Personifikation des Todes, Todesqualen. Valkyrie muss sich mächtige und medizinkundige Verbündete suchen und neben Doktor Strange sind auch die andere Superhelden aus dem Marvel Universum dabei, die im „alternativen“ Leben Ärzte sind.
Es braucht ein wenig, bis sich bei der Geschichte, die zwei US-Ausgaben umspannt, so etwas wie Spannung einstellen will. Jane, deren Geheimidentität in der Pathologie ebenso auf dem Prüfstand steht wie ihre Eignung als Medizinerin, sucht sich Verbündete, aber der Serie geht mit dem Team-up auch ein wenig die eigene Identität flöten, oder vielleicht ist es auch ein weiblicherer, modernerer Superhelden-Weg, Verantwortung und Herausforderung zu teilen. Die Geschichte von Aaron und Al Ewing hat ebenso ihre Momente wie das Artwork von Pere Perez, das nicht durch sonderliche Dynamik besticht, aber ein gutes Gespür für „Massenszenen“ und Blicklenkung der Leser hat.
Die anschließende dreiteilige Geschichte „Am Ende aller Dinge“ (OT: „At the End of all Things“) bringt Jane als Valkyrie wieder mit Thor zusammen. Der ist inzwischen Allvater und bemerkt eine uralte, vergessene Bedrohung für das, was von Asgard noch übrig ist und gerade wieder aufgebaut werden soll. Jemand hat eine alte Macht erweckt und lässt so düstere Horden auf die Erde los.
Bei der irdischen Bekämpfung der Bestien bekommt Valkyrie Unterstützung von Spider-Man, Captain America und weiteren Superhelden, bevor sich Jane und Thor auf dem Weg ins Weltall machen, um die Quelle der bösen Macht zu zerstören. Das geht allerdings ziemlich nach hinten los, weil in Thors Familie wieder Ränke geschmiedet werden und Thor die finstere Macht unterschätzt. Nun ist es an Jane, Asgard vor dem Untergang zu retten.
Die Story wurde von Aaron zusammen mit der norwegischen Comic-Künstlerin Torunn Grønbekk erdacht, die vor ihrem Marvel-Einstand bereits einige Independent-Comics veröffentlicht hat. Der Storybogen bindet Etliches und Überraschendes an nordischer Mythologie ein und schafft es so, für eine glaubhafte Asen-Apokalypse zu sorgen. Allerdings kommt die Geschichte auch sehr episch daher, was nicht immer so gut aufgeht. Thors Hund, Thori (den Jason Aaron dem Donnerer bei dessen Comeback an die Seite stellte), hat auch seinen Auftritt mit Mr. Ross und den schnöseligen Gäulen von Asgard. Das ist zwar leidlich lustig, beißt sich aber mit der epischen Bedrohung. Die Elemente der Geschichte hätten besser zusammenspielen können.
Das Artwork von Ramon Rosanas reißt erzählerische Durststrecken zuem nicht wieder heraus. Die Charaktere sind solide skizziert und die Szenen pragmatisch und gewohnt nordisch und himmlisch, eine eigene Dynamik, einen markanten Flow entwickeln sie aber nicht. Für gute Superhelden-Action reicht das jedoch allemal.
Nach dem vielversprechenden Auftakt in „Valkyrie 1: Strahlender Todesengel“ kann „Kampf um Asgard“ das Niveau der Serie zwar gerade eben halten und Jane Foster als neue Superheldin etablieren, aber neue Wege geht der Comic ebenso wenig wie erzählerische Experimente gemacht werden. Es scheint mir, als wolle Marvel „Valkyrie“ als Konkurrenz zu DCs „Wonder Woman“ etablieren. Wenn das man gut geht.
Comic-Wertung: (7 / 10)
Valyrie 2: Kampf um Asgard
OT: Valkyrie: Jane Foster 6-10,, Marvel Comics, 2019-2020,
Genre: Comic, Superhelden,
Autoren: Jason Aaron, Al Ewing, Torunn Grønbekk
Zeichner: Cafu, Ramon Rosanas
Farben: Jesus Aburtov,
Übersetzung: Alexander Rösch
ISBN: 9783741618703
Verlag: Panini Comics, Softcover, 116 Seiten,
VÖ: 20.10.2020