Valkyrie 1: Strahlender Todesengel

Als langjähriger Leser von Superhelden-Comics hat der Rezensent bereits einige neue Helden und Schurken kommen und gehen sehen. Nicht jede neue Inkarnation wusste die Fans auch zu überzeugen. Umso gespannter fällt der Blick auf den ersten Sammelband zu Marvels neuer Heldin „Valkyrie“ aus. Nach dem „War of the Realms“ ist Marvels Superhelden-Welt ordentlich durchgeschüttelt worden. Nun bekommt die irdische Ärztin Jane Foster eine neue Bestimmung – und die steht ihr ausgesprochen gut.

Bei den großen US-amerikanischen Comic-Verlagen haben so genannte „Crossover-Events“ ja immer erhebliche Auswirkungen auf die einzelnen Comic-Serien. Mit „War of the Realms“ (deutsch: „Krieg der Reiche“) mussten sich Fans und Leser von Asgard, der Heimat der nordischen Götter, verabschieden und auch Thor bekam ein neues Schicksal als Allvater zugeschustert. Die nordischen Kriegerinnen, die Walküren, wurden vernichtend geschlagen.

Nun liegt Brunhilde, die stärkste und charismatischste Walküre in der Pathologie auf dem Seziertisch. Doktorin Jane Foster, die nicht länger Thor ist, wurde aus disziplinarischen Gründen in die Pathologie zwangsversetzt. Jane fühlt dass da eine Lücke zu füllen ist. Aber keine Bange, das Editorial von Christian Endres ist wie gewohnt kompetent und informativ genug, dass sich neue und alte Leser bestens zurechtfinden.

Und tatsächlich wird Jane von Brunhildes Geist zur Valkyrie auserkoren, zur letzten der Walküren. So groß die Ehre auch ist, Jane hat ihre neuen Kräfte noch lange nicht unter Kontrolle, als bereits Ärger im Anmarsch ist. Ausgerechnet Gauner Bullseye klaut das Schwert von Brunhilde, das nach dem Krieg der Reiche, mit diversen anderen außerirdischen Waffen sichergestellt werden sollte. Nicht nur, dass die magische Waffe in den Händen eines treffsicheren Killers verheerend ist, Bullseye erbt mit dem Schwert auch Brunhildes beschwingtes Schlachtross. Nun muss sich zeigen, was die Erbin der Walküren drauf hat. Aber Obacht, Bullseye handelt nicht allein…

Der erste „Valkyrie“-Sammelband, der bei Panini Comics auf Deutsch erschienen ist, enthält nicht nur die ersten 5 US-Hefte der Aufsehen erregenden neuen Serie, sondern auch das Prequel, das in den amerikanischen „War of The Realms: Omega“ Sonderbänden erschienen ist und das die Ernennung Janes zeigt. Selbstredend geht es nicht ohne ein gewisses Pathos vonstatten, wenn aus Sterblichen Götter werden. Doch keine Bange, die Serie, die von den beiden ausnahme-Autoren Al Ewing („New Avengers 1“) und Jason Aaron („Thor 1“, „Doctor Strange“) betreut wird, kommt im Anschluss ziemlich handfest und irdisch daher.

Im Prinzip ist es eine klassische Origin-Story, die Jane Foster hier durchlebt. Dabei geht es um Orientierung für Heldin und Leser:innenb und das Herstellen von Zusammenhängen. So scheint des Öfteren durch, dass Jane sich in der nordischen (Comic-)Mythologie bestens auskennt, da sie ja schon eine Zeitlang Thors Hammer schwingen durfte. Das ist für den einen oder anderen sehr gelungenen Twist der Stories schon von Vorteil. Inhaltlich geben die fünf Auftaktausgaben der neuen Serie einen zusammenhängenden Story-Bogen zum Besten, der „“Geistliches und Weltliches“ (OT: „The Sacred and The Profane“) betitelt ist. Die Story macht definitiv Lust auf mehr und ist ein bravouröser Einstand für Valkyrie.

Für das Artwork ist der spanische Comic-Künstler CAFU zuständig. Dahinter verbirgt sich Carlos Alberto Fernandez Urbano, der bereits für Valiant und DC gezeichnet hat und nun bei Marvel die Bleistifte schwingt. Nur in Heft Nummer 3 teilt er sich die Seiten mit anderen Zeichnern, weil die Story quasi danach verlangt. Die Charaktere sind ausdrucksstark und die Action kommt nicht zu kurz. Variantenreiches grafisches Erzählen wird aber vor allem durch die starke Kolorierung zum Leben erweckt. Hier wird viel mit Schattierungen und plastischen Effekten gearbeitet, was den Bildchen eine gewisse räumliche Tiefe und Epik verlieht, die der Götter würdig ist. Jesus Aburtov und Co machen hier einen starken Job.

Valkyrie, die neue Marvel-Heldin, kommt ausgesprochen frisch und lebendig daher. Entsprungen aus Ausgards Ruinen findet die ehemalige Thor, Jane Foster, hier eine neue Bestimmung, die so angegossen passt wie Brunhildes Rüstung. „Valkyrie“ hat das Potential ein moderner Fan-Liebling zu werden.

Comic-Wertung 8.5 out of 10 stars (8,5 / 10)

Valyrie 1: Strahlender Todesengel
O
T: Valkyrie: Jane Foster 1-5, War of the Realms Omega 1 (Valkyrie), Marvel Comics, 2019-2020,
Genre: Comic, Superhelden,
Autoren: Jason Aaron, Al Ewing
Zeichner: Cafu, Et al,
Farben: Jesus Aburtov, et al.
Übersetzung: Alexander Rösch
Verlag: Panini Comics, Softcover, 132 Seitzen,
VÖ: 05.05.2020

Valkyrie bei Panini Comics