Daredevil: Der Tod von Daredevil

Es ist immer wieder überraschend, wenn ein Superheld aus dem Universum der großen US-Verlage das Zeitliche segnet. Nachdem die Daredevil-Serie beim Streaming-Sender Netflix beendet wurde hat sich der Comic Verlag Marvel ebenfalls entschieden, Daredevil sterben zu lassen. Immerhin hatte man einen gro9ßen Relaunch in der Pipeline. Nun ist „Der Tod Von Daredevil“ auch bei Panini Comics erschienen und beendet die Zeit von Autor Charles Soule bei der Serie. Bekanntlich leben totgesagte ja länger, aber lassen wir uns überraschen.

Wer aufrichtig um das Gemeinwohl einer Stadt besorgt ist, kann es schlecht ertragen, wenn Schurken an der Macht sind. So im Fall von Matt Murdock, der ertragen muss, Wilson fisk als Bürgermeister von New York regieren zu sehen. Fisk alias der Kingpin zieht seine kriminellen Machenschaften in die Grauzonen der Legalität und baut seine Einflussbereich munter aus, ohne das Daredevil etwas dagegen tun könnte.

Daredevil sucht sich neue Verbündete wie den Imhuman Detektiv Frank McGee und den Mutanten Cyper um gegen Fisk vorzugehen, aber das klappt nicht so recht. Dann taucht zu allem Überfluss auch noch Matts Zwillingsbruder Mike Murdock auf. Mike existiert verwirrenderweise aber nur in Matts Fantasie. Um nicht als Daredevil aufzufliegen erfand der smarte Anwalt einst einen wilden, extrovertierten Zwillingsbruder. Ausgerechnet der steht nun von Daredevil.

Autor Brian M.Bendis dürfte „Daredevil“ in einen Paralleluniversum schon einmal töten („Das Ende aller Tage“).Dieser Tod spüielte sich allerdings in einem Paralleluniversum ab, das seinerzeit unter dem Imprint „100% Marvel“ veröffentlicht wurde und zu einem Highlight der Daredevil Historie gehört. Der aktuelle „Tod von Daredevil“ ist da anders gelagert und kommt auch nicht ganz an Bendis überragende Story heran.

Autor Charles Soule hat als Marvel Autor bereits Wolverine um die Ecke gebracht („Der Tod von Wolverine“) und betreute die „Daredevil“-Serie seit einer ziemlich langen Zeit, seit Mark Waid den roten Teufel zum letzten Mal verlassen hat, um genau zu sein. In Deutschland wurde die Daredevil-Serie bei Panini noch nie als durchgehender Titel veröffentlicht, sondern in Megabänden oder als in sich abgeschlossene Storybögen. Charles Soules „So Finster die Nacht“ wüsste zu überzeugen und auch das nun vorgelegte Abenteuer ist stark und weitgehende originell.

Ohne an dieser Stelle allzu viel zu spoilern bedient sich Soule aber in der zweiten Hälfte der Geschichte, die über acht US-Ausgaben erzählt wird, eines Kniffs, den man als Leser nicht mögen muss, der aber funktioniert. Wahrscheinlich ist dies die wesentliche Stelle an der die Meinungen über „Der Tod von Daredevil“ auseinandergehen. Für mich funktioniert die Story.

Das Artwork von Phil Noto („Doctor Strange: Verdammnis“) kann sich ebenfalls sehen lassen und während die ersten vier US-Ausgaben eher im Stil klassischer Superhelden-Action ausgearbeitet sind und mit einiger Dynamik und starkem Strich glänzen, verlegt sich der Künstler, der auch die Kolorierung übernommen hat, darauf, kaum mit getuschten Konturlinien zu arbeiten. Dadurch bekommen die Seiten und Panels eine andere Wirkung und eine Optik, die man nicht notwendiger weise mit Superhelden-Comics verbindet.

Stilistisch erinnert das eher an Graphic Novels und an das Artwork von Esad Ribic in der „Loki“-Graphic Novel. Trotzdem, oder gerade deshalb entwickeln die Panels eine starke Dynamik und die Action rückt in ein ganz anderes Licht. Dass diesem stilistischen Wandel im Storytelling begründet ist und nicht als grafische Spielerei und Fingerübung daherkommt, versteht sich bei solchen Könnern wie Soule und Noto hoffentlich von selbst.

Mit „Der Tod von Daredevil“ legt Autor Charles Soule eine beachtliche Story über den blinden Beschützer von Hell’s Kitchen vor. Zwar scheint der eine oder andere Twist des Geschehens nicht unbedingt zwingend, aber die Geschichte ist stringent und packend … und lässt ein Hintertürchen für ein Comeback offen. Das Artwork von Phil Noto ist ausdrucksstark und gerade in der zweiten Hälfte herausragend und unterscheidet sich stark von herkömmlichen Superhelden-Comics. Eigentlich sollte dieser so oft unterschätzte Held nicht von der Bildfläche verschwinden.

Comic-Wertung 7 out of 10 stars (7 / 10)

Daredevil: Der Tod von Daredevil
OT: Daredevil 606-612 (The Death of Daredevil), Marvel Comics. 2018
Genre: Comics, Superhelden,
Autor: Charles Soule
Zeichner & Kolorist: Phil Noto
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 172 Seiten

Der Tod von Daredevil bei Panini Comics