Doctor Strange: Verdammnis

Fans von Marvels Oberzauberer „Doctor Strange“ kommen in diesem Monat voll auf ihre Kosten. Bevor die aktuelle „Strange“-Serie demnächst mit Sammelband 8 weitergeht, steht das Mini-Event und Cross-Over „Verdammnis“ (OT: Damnation“) an, das die Folgen des „Secret Empire“ bereinigen soll. Darin spielt Doctor Strange eine Schlüsselrolle, weil er Las Vegas mit magischen Fähigkeiten wiederaufbauen will. Das klappt leider nicht so lässig wie sich der gute Doc das gedacht hat.

Stichwort Lesereihenfolge: Wenn im Vorwort eines Sammelbandes schon darauf hingewiesen wird, dass am Ende die in sich greifende Lesereihenfolge des „Verdammnis“-Cross-Overs aufgeführt ist, man aber selbstverständlich auch erst die eine und dann die anderen Veröffentlichungen lesen kann, habe ich normalweise schon keinen Bock mehr. Mir stellt sich dann die Frage, warum die Stories nicht alle zusammen veröffentlicht werden. Die Antwort liegt dann aber – wie so oft – in der US-amerikanischen Veröffentlichungspolitik, die sowohl das Event als Miniserie herausbringt, als auch in normale fortlaufende Serien hineingreift. Diese lassen sich natürlich nicht einfach unterbrechen. Nu je, das ist amerikanische Fanbindung, da kann man eh nichts dran ändern, muss es aber nicht gut finden.

Wie auch immer: In „Doctor Strange: Verdammnis“, also dem vorliegenden Band, ist die Grundgeschichte des Crossovers „Verdammnis“ (OT: Damnation) enthalten, die von den Autoren Danny Cates und Nick Spencer auf vier US-Hefte ausgelegt ist. Zudem ist noch eine „Ghost Rider“-Ausgabe die beiden Autoren drin, die letzlich das Event abschließt. In der eine Woche später bei Panini Comics erscheinenden regulären Doctor Strange Reihe befinden sich dann die 4 US-Ausgaben „normalen“ Doc Strange –Serie, in denen vor allem das Innenleben und die Sorgen und Probleme des Magiers im Fokus stehen. Aber dazu an anderer Stelle mehr. Wer noch nerdiger in „Damnation“ einsteigen will, sollte den englischen Wikipedia-Eintrag lesen.

In „Verdammnis“ geht es darum, dass nach dem Hydra-Chaos des „Secret Empire“ die Stadt Las Vegas beinahe komplett zerstört ist. Doctor Strange wirkt einen mächtigen Zauber, um die Stadt wieder herzurichten und die auseinandergerissenen Familie wieder zusammenzuführen. Leider nutzt der Höllenhund Mephisto die Gelegenheit, am Glücksspielstrip der erneuerten Stadt ein diabolisches Casino zu eröffnen. Und der Kollege aus dem heißen Untergrund ist auch nicht so einfach wieder in die Wüste zu schicken. Gegen den Höllenfürsten helfen nur die derben Typen aus der Superhelden-Riege, jene deren Seele nicht versucht werden kann, da sie schon kontakt mit ihrer dunklen Seite hatte. Gemeinsam mit Blade, Iron Fist, Moon Knight und dem Ghost Rider versucht Doctor Strange Mephisto wieder in die Schranken (und in die Hölle) zu verweisen.

Die Story der beiden Autoren-Stars Nick Spencer und Danny Cates kann sich lesen lassen und das Team-up der derberen Haudegen aus Marvels Superhelden-Zirkus ist eine hübsch finstere Idee für einen Nachklapp des „Secret Empire“-Events. In „Doctor Strange: Verdammnis“ kommen die Ko-Helden durch aus auf ihre Kosten und kriegen ihr sprichwörtlichen „15 Minuten des Ruhms“. Wobei selbstredend die Hauptlast auf den Schultern des Magiers liegt, der hat es schließlich auch verbockt.

Das Artwork ist eine Koproduktion von Rod Reis, Szymon Kudranski und Phil Noto. Das Trio wird bei der Kolorierung von Dan Brown unterstützt und insgesamt sind die Panels eher düster und ziemlich actionreich gehalten. Sehr variabel sind auch die einzelnen Sequenzen: Mal eher pastos und mit kaum erkennbarer Konturierung, mal mit klarem Strich und fotorealistischen Hintergründen, mal klassisch mit vergleichsweise flächigen Szenarien. Das macht insgesamt einen sehr dynamischen Eindruck und rockt ziemlich.

Abschließend komme ich doch noch einmal auf die Lesereihenfolge zurück. Ich habe „Verdammnis“ und „Doc Strange 8“ tatsächlich parallel gelesen, den dritten cross-Over-Band, der in „Ben Reilly: Scarlet Spider“ (VÖ: 29.01.2019) abgedruckt wird, habe ich außen vor gelassen; auch weil er erst zwei Wochen später als die Strange–Titel erscheint. Parallel zu lesen, macht definitiv auch Spaß, ist aber nicht wesentlich. In jeder US-Ausgabe wird das gerade anderweitig veröffentlichte Kapitel knapp zusammengefasst, und letztlich kann man „Doctor Strange Verdammnis“ auch sehr gut alleine genießen.

Das Cross-Over „Verdammnis“ ist ein spannendes diabolisches Intermezzo im Hause Marvel, in dem die Star-Autoren Danny Coats und Nick Spencer auch die „harten Helden aus der zweiten Reihe“ mal in den Vordergrund schubsen. Und die Kollegen schlagen sich großartig.

Comic-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Doctor Strange: Verdammnis
OT: Dr. Strange: Damnation 1-4, Damnation: Johnny Blaze Ghost Rider 1, Marvel Comics, 2018
Genre: Superhelden, Comics
Autoren: Donny Cates, Nick Spencer
Zeichner: Rod Reis, Szymon Kudranski, Phil Noto
Farben: Dan Brown, et al.
Übersetzung: Marc-Oliver Frisch
Verlag: Panini Comics, Softcover, 132 Seiten
VÖ: 08.01.2019

Marvels „Damnation“ in de renglischen Wikipedia