Moon Knight 5 (2016) – Traumatisiert

Mit dem fünften Sammelband der aktuellen „Moon Knight“ Reihe enden bei Panini vorerst die Abenteuer von Marvel Comics weißgewandetem, aber finsteren Ritter. Und weil Marvel im Zuge seines letzten Relaunches „Neustart mit den originalen Helden“ wieder zur ursprünglichen Heft-Zählweise zurückgekehrt ist, kommt der Mond-Ritter auf jubiläumsreife 200 Einzelausgaben. Inhaltlich machen Autor Max Bemis und Zeichner Jacen Burrows da weiter, wo sie im letzten Sammelband aufgehört haben und schicken den angeknacksten Marc Spector auf einige absurde Trips.

Sorry Leute, an dieser Stelle ein Update der fortlaufenden Handlungselemente im „Moon Knight“-Lauf von Max Bemis zu geben, hieße spoilern. Da der Abschlussband sich ohnehin nicht optimal zum Quereinstieg eignet lest bei der Besprechung von „Moon Knight 4“ nach. Immerhin bekommt der Leser im fünften und letzten „Moon Knight“-Band sieben US-Hefte zu genießen. Darin sind mehrere quasi eigenständige Stories enthalten, die allerdings nicht alle von großartiger erzählerischer Qualität sind. Das Artwork hingegen weiß immer fesseln, wenn man sich in Jacen Burrows fast schon unterkühlten Stil erst einmal eingewöhnt hat.

Aber der Reihe nach: zunächst erzählt Marc Spector ein traumatisierendes Ereignis aus seiner Kindheit und Autor Max Bemis entführt den Leser in ein jüdische Jugend und die Folgen des Zweiten Weltkriegs. Das mag zunächst weit hergeholt erscheinen, aber es passt zur aktuellen psychotischen und multipolaren Interpretation des Moon Knight Charakters. Vor allem, wenn die kindliche Nemesis auch im weiteren Verlauf noch seine Fäden zieht und mit Marc Spector noch eine Rechnung offen hat.

Meine Kindheit ohne den Mondritter

Marc und seine anderen Persönlichkeit sind gerade damit beschäftigt zu klären wie sie die Arbeit aufteilen, wenn es um die Führung des Körpers geht und wieviel Information die jeweils anderen Persönlichkeiten haben sollten, damit die Gesamtsituation des Individuums Marc Spector nicht komplett außer Kontrolle gerät. Andere Leute haben da schon fortgeschrittene Vorstellungen und so haben sich ein paar Freaks zusammengetan, um tatsächlich zu einer Kollektivpersönlichkeit zu verschmelzen. Das Ergebnis überrascht dann doch alle und nicht gerade im positiven Sinne. Diese Episode, die ebenfalls über mehrere Hefte geht, ist von Paul Davidson mit sehr cartoonesquen Figuren und organischerer Fülle illustriert und unterscheidet sich ziemlich von Burrows eher zurückgenommenem Stil. Auch der psycho-Horror entwickelt sich unterschiedlich, aber nicht weniger intensiv.

Selbstredend sind auch die alten Bekannten bzw. Gegner Bushman und Ra noch lange nicht auf der sprichwörtlichen einsamen Insel verschwunden. Ihr Verhältnis zu Moon Knight wird noch einmal neu hinterfragt, damit die Sage einen würdigen Abschluss finden und Marc Spectors Geist zumindest ein Level von Frieden erreichen kann.

Gerüchte über „Moon Knight“-Verfilmungen

Frieden herrscht allerdings nicht in der „Mopon Knight“ film-und Serien-Gerüchteküche. Bereits 2015 überlegten die Macher der Netflix-Serie „Daredevil“, ob nicht auch „Moon Knight“ eine Serie bekommen sollte. Das sich Marvels Einstellung zu Netflix-Serien seither schienbar geändert hat, scheint das vom Tisch. Aber wer weiß, vielleicht macht Marvels Mutterkonzern Disney ja auch irgendwann in Superhelden-Serien. Immerhin ist die Äußerung von Marvel Produzent Kevin Feige deutlich aktueller, der 2018 derart äußerte, dass „Moon Knight“ in absehbarer Zeit wohl ein Teil des Marvel Cinematic Universe“ sein wird. Immerhin war der Mondritter ja auch kurz Aushilfs-Avenger. Genug der Gerüchte, den Fans bleibt wohl nichts anderes übrig als abzuwarten.

Zurück zum Comic: Insgesamt ist der fünfte Band der aktuellen „Moon Knight“-Reihe bei Panini abwechslungsreich und überrascht immer wieder mit neuen Wendungen und Charakteren. Auch das Artwork ist schwungvoll und wenn sich zur US-Jubiläumsausgabe diverse GastIllustratoren einfinden, die „Moon Knight“ verbunden sind, macht das einfach Spaß. Insgesamt ist und bleibt „Moon Knight“ eher was für etwas ältere Leser und ein „Spider-Man“-Teenie wird mit den Psycho-Spielchen wenig anfangen können. Dafür aber kommen jene Leser, denen der Name Jacen Burrows schon bekannt ist, auf ihre Kosten, denn der Zeichner arbeitete schon mit diversen Horror-und Thriller-Autorengrößen wie Garth Ennis und Alan Moore.

Wenn man den Max Bemis lauf bei „Mon Knight“ mal einordnen mag, so hält er locker mit jenem von Vorgänger Jeff Lemire mit, konzeptionell bleibt aber „Moon Knight Volume 5“ mit seinen hard-boiled Psychothrillern unerreicht, den Autor Warren Ellis zusammen mit Koloristin Jordie Bellaire und Zeichner Declan Shelvey 2014 in Gang setzte und der dem Mondritter ein ungeahntes, glorreiches Comeback bescherte.

Vorerst ist bei Marvel nun Schluss mit dem Mondritter. Wir hoffen auf ein baldiges Wiedersehen, egal, ob im MCU, bei Netflix oder ganz klassisch im Comic, denn ohne den etwas anderen Helden ist die Mainstream-Welt der Superhelden einfach ein bisschen langweiliger. Vielen Dank und gute Nacht.

Comic-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Moon Knight 5 (2016) – Traumatisiert
OT: Moon Knight (2016) 194 – 200, Marvel Comics, 2018
Genre: Superhelden, Comic
Autor: Max Bemis
Zeichner: Jacen Burrows, Paul Davidson et al.
Farben: Matt Lopes et al.
Übersetzung: Bernd Kronsbein
Verlag: Panini Comics, Softcover, 172 Seiten
VÖ: 09.04.2019

Moon Knight 5 bei Panini Comics