Mega Time Squad: Grüße an das andere Ich

Interessante Filme müssen nicht teuer produziert sein. Inzwischen sind wir als Zuschauer zwar gewohnt, dass gerade fantastische oder Grusel-Themen mit großem Budget in die Kinos gebracht werden, aber im Grunde bleibt das Genre-Kino in diesem Bereich trotz perfekter CGI-Umsetzung Stoff für B-Movies. Das ist keineswegs abwertend gemeint, aber die Trends der letzten Jahre machen es unabhängig produzierten Genre-Perlen schwerer, die eben nicht mit aufwendiger Produktion punkten können, dafür aber mit viel Witz, Fantasie und Charme in der Umsetzung. So wie der neuseeländische Zeitreise-Tipp „Mega Time Squad“.

In dem beschaulichen neuseeländischen Städtchen „Thames“ arbeitet Johnny (Anton Tennet) als Geldeintreiber für den örtlichen Gaunerboss Shelton (Johnny Brugh). Der hält sich für einen Hecht im Karpfenteich und will die Konkurrenz der chinesischen Bande aus seinem Revier vertreiben.

Johnny bekommt den Auftrag, die Chinesen-Mafia zu beklauen. Das bringt den jungen Mann auf seltsame Gedanken und zusammen mit einem Kumpel dreht er das Ding nun lieber selbst. Der alte Chinese in dem Laden, der als Gelddepot dient, bleibt entspannt, warnt Johnny aber dringlich das scheinbar billige Souvenir-Armband mitgehen zu lassen. Es beschwöre einen alten Dämon, mahnt der Chinese.

Wie Johnny bald feststellt, ermöglicht das Armband aber auch Zeitreisen, jeweils nur um Minuten oder Stunden. Es dauert nicht lange, bis Johnny der Gebrauch des Zeitreise-Tools entgleitet und er diverse Versionen seiner Selbst produziert hat, die munter miteinander plaudern. Die Johnnys beschließen eine eigene Gang zu gründen, die „Mega Time Squad“ und Sheldon und die Chinesen übers Ohr zu hauen. Und dann wäre da noch Sheldons durchgeknallte Schwester, die ein Auge auf Johnny geworfen hat, na ja, auf einen jedenfalls.

Regisseur und Autor Tim van Dammen setze bereits mit seinem Musikalfilm „Romeo & Juliet“, der hierzulande nicht veröffentlicht wurde, ein kleines Ausrufezeichen und arbeitete in den letzten Jahren vornehmlich als Regisseur für Musikvideos. Mit „Mega Time Squad“ dreht er seine erste „“Sci-Fi-Komödie“ und spielt gekonnt mit Verweisen auf diverse Genrefilme. Er etabliert seinen Antihelden Johnny gleich als sympathischen, aber nicht eben hellen Abhänger, der in jede Kiffer-Komödie passen würde.

Das ist im Grunde sehr sympathisch, auch wenn einige der Gags doch ziemlich analfixiert und pubertär rüberkommen. Wie eingangs bereits erwähnt, muss man sich ein wenig von den heutigen Mainstream-Sehgewohnheiten frei machen, die mittels Computeranimation alles ziemlich bildgewaltig aufblasen. In „Mega Time Squad“ ist das Budget überschaubar gewesen, aber der Film macht das mit witzigen Zeitsprüngen und schrägen Begegnungen mehr als wett. Zu der Logik in Zeitreisefilmen äußere ich mich an dieser Stelle einfach nicht. Mit Schluffi-Dialogen, unaufgeregte Herangehensweise und sympathisch kauzigen Figuren gelingt es „Mega Time Squad“ ziemlich originell zu unterhalten.

Als Bonusmaterial sind nicht nur etliche nicht verwendetet Szenen enthalten, sondern auch ein alternatives Intro. Dieses Material hätte den Film solide auf eine Laufzeit von 90 bis 100 Minuten gebracht. Tim van Dammen entscheidet sich aber bewusst für den eigenwilligeren (und atmosphärisch stimmigeren) Anfang und gegen einige der weniger witzige Sequenzen. Das macht „Mega Tims Squad“ zu einem eher knackigen Indie-Sci-Fi-Vergnügen. Wer sich das Ganze in Stil der gloreichen 80er antun möchte, kann auch auf die unfamgreiche „Retro-Edition“ zugreifen.

Wer als Sci-Fi- und Gauner-Komödien-Fan auch unabhängigen Produktionen, die nicht über ein Big Budget verfügen, etwas abgewinnen kann, bekommt mit der neuseeländischen Produktion „Mega Time Squad“ eine ebenso kurzweilige wie abgedrehte Zeitreise-Geschichte zu sehen. Das wusste auch schon das Publikum beim letztjährigen Fantasy Filmfest zu würdigen.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Mega Time Squad
OT: Mega Time Squad
Länge: 79 Minuten, NZ, 2018
Genre: Action, Sci-Fi, Komödie,
Regie: Tim van Dammen
Darsteller: Anton Tennet, Jonny Brugh, Milo Cawthorne, Hetty Gaskell-Hahn
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Pandastorm
DVD-& BD-VÖ: 26.04.2019
VÖ Retro-Edition & digital: 05.04.2019