Gunpowder – Hinter jeder Verschwörung steckt ein Genie

In Großbritannien ist Guy Fawkes, jener Verschwörer, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts das Parlament in die Luft sprengen wollte, jedem Kind ein Begriff. Doch Fawkes steckte keineswegs allein hinter der so genannten „Pulververschwörung“ („Gunpowder Plot“). Nun wird die aufwändig produzierte britische Miniserie „Gunpowder“ bei uns fürs Home Entertainment veröffentlicht und zeigt den „Game Of Thrones“-Star Kit Harrington in einer ganz anderen Rolle.

Im Jahr 1603 ist die englische Königin Elisabeth I. gerade verstorben und der schottische König James hat den Thron bestiegen. Für die Katholiken in Britannien sind die Zeiten hart, denn der radikale Protestant James lässt alle „Papisten“ verfolgen, drangsalieren und schikanieren. Die Priester werden verfolgt und hingerichtet. Dem Adeligen Robert Catesby (Kit Harington) reicht es mit der religiösen Unterdrückung. Er will unbedingt etwas gegen den despotischen König und dessen Handlanger unternehmen. So reist Catesby nach Spanien, um die spanische Krone, die mit England im Krieg liegt, an deren Versprechen zu erinnern, die englischen Katholiken zu beschützen. Doch der spanische Gesandte lässt sich auf politische Machtspielchen mit Lord Robert Cecil (Mark Gatiss) ein, dem Berater von James.

Catesby sucht daraufhin Unterstützung bei den englischen Exil-Katholiken in Brüssel, um den König zu stürzen. Dort trifft er auf Guy Fawkes (Tom Cullen), einem überzeugten, militanten Katholiken und einen Mann der Tat. Gegen den Willen von Catesbys besorgter Cousine Anne Vaux (Liv Tyler) und die Zweifel von Pater Henry Garnet (Peter Mullen) lässt sich der Adelige auf eine Komplott ein. Er sammelt Verschwörer um sich, um den König bei der Eröffnung des Parlaments zu töten.

Kill The King

Zusammen mit Drehbuchautor Ronan Bennett, Regisseur J. Blakeson und Schauspieler Daniel West, der in “Gunpowder“ Thomas Percy spielt, hat „Game of Thrones“-Star Kit Harrington die Idee zu dieser historischen Min-Serie entwickelt, die er auch gleich Ko-produziert hat. Kein Wunder, denn Hauptcharakter Robert Catesby ist ein direkter Vorfahre des Schauspielers.

An Ausstattung und darstellerischen Schwergewichten kann sich die Serie durchaus sehen lassen. Neben Hollywood-Star Liv Tyler, Charakterdarsteller Peter Mullen („Mein Name ist Joe“, „Tyrannosaur“, „Top of the Lake“) sind auch die gestandenen britischen Serie-Darsteller wie Shaun Dooley („Misfits“) und Mark Gatiss („Sherlock“) mit von der Partie. Das ist auch wichtig, da es den Serienmachern um die historische Authentizität zu tun ist und in „Gunpowder“ ausschweifend debattiert wird. Inhaltlich ist das verständlich, um die historischen Machtspielchen und die Hintergründe der religiösen Unterdrückung zu erklären und nachvollziehbar zu machen.

Auf der anderen Seite hätte ein wenig mehr Action dem Format nicht geschadet. Immerhin sind 180 Spielminuten auf drei einstündige Folgen verteilt zu füllen. Da sind einige Szenen doch recht langatmig ausgefallen und strapazieren den Spannungsbogen etwas. Immerhin haben die Verschwörer seinerzeit rund 36 Fass Schwarzpulver unter dem Gebäude platziert und waren auch sonst nicht gerade zimperlich. Aber das können interessierte ja selbst sehen, oder bei Wikipedia nachlesen. So ist „Gunpowder“ vielmehr ein hintergründiges Drama um die Macht und die Auflehnung für eine gerechte Sache als ein Politthriller, in dem sich die Ereignisse überschlagen.

Hung, Drawn & Quartered

Die Schauwerte aber können sich durchaus sehen lassen. Selbst wenn es für die explizite Gewaltdarstellung bei der britischen Erstausstrahlung Ende 2017 einige Kritik gab. Die Gewalt ist historisch begründet und kommt eigentlich nur in der anfänglichen Hinrichtungssequenz zum Tragen. Seinerzeit galt bei Hochverrat, und als solcher galt praktiziertes Katholizismus, die dreifache Strafe Erhängung, Ausweidung und Vierteilung („hung, drawn and quartered“).

Einzig um dieses barbarische Strafmaß zu verdeutlichen wird es brutal. Ansonsten hält sich die Gewalt wie auch die Action in Grenzen und tritt hinter die psychologischen Aspekte der Auflehnung gegen die Unterdrückung zurück. Für Fans und interessierte Zuschauer gibt es noch einen etwa zehnminütigen Blick hinter die Kulissen, der auch Interviews mit Cast und Crew mit einschließt. Hierzulande wurde „Gunpowder“ Ende 2018 auf RTL Crime ausgestrahlt, bevor die Mini-Serie bei Justbridge Entertainment als DVD und Blu-Ray veröffentlicht wurde.

Wer mit der britischen TV-Serie „Gunpowder“ eine historische Abwandlung von „Game of Thrones“ erwartet, ist hier falsch. Stattdessen vergegenwärtigt hochklassig ausgestattete Serie die Hintergründe der legendären „Gunpowder“-Verschwörung, der mit dem „Guy Fawkes-Day“ jedes Jahr am 5. November gefeiert wird.

Serien-wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Gunpowder – Hinter jeder Verschwörung steckt ein Genie
OT: Gunpowder
Genre: TV-Serie, Thriller, Drama, Historisches
Länge: 180 Minuten, GB, 2017
Regisseur: J. Blakeson
Darsteller: Kit Harington, Peter Mullan, Mark Gatiss, Liv Tyler
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Vertrieb: justbridge entertainment/Rough Trade
DVD- & BD-VÖ: 11. Januar 2019