Candice Renoir – Staffel 4: Die Schatten der Vergangenheit

In TV-Serien ist es ein beliebtes Mittel, am Ende noch einen richtig schönen Cliffhänger einzubauen, damit die Zuschauer und Fans sich auf die eventuell kommende Fortsetzung freuen. Auch die erfolgreiche französische Krimiserie „Candice Renoir“ packt gegen Ende der Staffel gerne noch eine dramatische Wendung aus, die die Karten der kommenden Staffel eventuell ganz neu mischt. Glücklicherweise wurde die vierte Staffel von „Candice Renoir“ bei ZDFneo direkt im Anschluss an die dritte ausgestrahlt. Und auch die Freunde der DVD müssen nicht lange warten, bis Edel Motion die vierte Staffel für das Home Entertainment veröffentlichte. Um es vorweg zu nehmen, in der vierten Runde ist im Hause Renoir Einiges anders als gewohnt.

…und das liegt nicht nur am Umzug, den Candice (Cécile Bois) und ihre Kinder gemacht haben. Die neue Wohnung liegt direkt am Wasser und zufälligerweise ganz in der Nähe von David Canovas (Stéphane Blancafort) Hausboot. Allerdings hat Candice ihren Kids noch nichts von der Affäre erzählt.

Doch bevor ich mich nun weiterhin den Staffelinhalt vertiefe, der Hinweis, dass zwar möglichst wenig, aber doch notwendigerweise erwähnt wird, was in den vorangegangenen, sehr empfehlenswerten Staffelnso alles passierte. Wer also als Zuschauer neu ist, kann mit der Vorstellung von „Candice Renoir“ Staffel 1 beginnen, um vor allem die privaten entwicklungen der Charaktere zu verfolgen, oder einfach in diese Vorstellung von Staffel vier einsteigen. Die Kriminalfälle sind fast immer in einer Folge abgehandelt. In Staffel vier unternimmt Candice eine Reise in ihre Heimatstadt, um einen Fall aufzuklären, das dauert dann schon einmal zwei Episoden lang, hat aber auch weitreichende Folgen für die Serie.

Das Team von Candice kommt einfach nicht aus der Personalnot heraus. Kaum hat sich mit Mehdi Badhou (Ali Marhyar) ein fleißiger Ersatz für den aus freien Stücken in den Innendienst versetzten Jean Baptiste gefunden, da verlässt ausgerechnet Antoine (Raphaël Lenglet) die Truppe, um bei der übergeordneten PG Einheit Dienst zu tun. Und seine neue Chefin Sylvie Leclerc (Nathalie Boutefeu) hat einen Ruf als toughe Ermittlerin und energische Polizistin.

Es hatte zwar seine berechtigten Gründe, warum Antoine das Team von Candice verlassen hat, aber so ganz zufrieden ist die alleinerziehende Mutter mit der Situation dann doch nicht. Vor allem, weil Sylvie Leclercs Truppe vom Staatsanwalt all die interessanten Fälle zugeteilt bekommt. Gelegentlich überschneidet sich die Arbeit der beiden Teams dann allerdings doch – mehr oder minder zufällig.

In der vierten Staffel der beliebten französischen Krimi-Serie gehen die Autoren ein überraschendes Wagnis ein, um ihren Figuren emotionale Entwicklung zuzugestehen. So düster und dramatisch war es noch nie bei dem Ermittlerteam im sonnigen, südfranzösischen Küstenstädtchen Séte, denn eigentlich war die Serie als leichtes komödiantisches Krimiformat gestartet. Diese dramatischen Entwicklungen liegen vor allem darin begründet, dass Titelheldin Candice von den beruflichen und privaten Entwicklungen sehr verunsichert wird und zudem auch noch mit ihrer eigenen Familiengeschichte konfrontiert wird.

Bei Serien die über viele Staffeln laufen und in denen Teile der Handlung als fortlaufend angelegt sind, ist es oft gerade die vierte Staffel, die eine gewisse Neuausrichtung oder Nachjustierung präsentiert. Es scheint, als wäre nach drei Saisons das ursprüngliche Konzept ein bisschen ausgelatscht. Das war beispielsweise auch bei den amerikanischen Erfolgsserien „The Wire“ und „Sons of Anarchy“ oder bei „Ripper Street“ der Fall.

Kriminalistisch hingegen bleibt vieles beim Alten, und es gibt wieder die gewohnt kniffeligen Ermittlungsrätsel, die häufig mit einer zufälligen Eingebung der Kommissarin gelöst werden können. Aber die Fälle greifen schon auch aktuelle Themen wie Überwachung und Social Media auf oder auch Terrorismus. Zunächst muss man sich als Zuschauer vielleicht ein wenig von seiner Erwartungshaltung verabschieden, denn mit charmantem Humor punktet die vierte Staffel von „Candice Renoir“ nun nicht gerade. Aber es spricht für die Qualität der Serie und der Darsteller, dass der Schwenk ins Dramatische so glaubhaft und auch so unterhaltsam und packend ausgefallen ist. In Frankreich hat das TV-Publikum die Ausrichtung der Serie wohl mitvollzogen, denn die fünfte Staffel lief bereits mit Erfolg und eine sechste ist in Planung.

Wer die charmante französische Krimi-Serie „Candice Renoir“ bislang interessiert verfolgt hat, darf sich auf einige überraschende und dramatische Wendungen und Veränderungen gefasst machen. Dem Unterhaltungsniveau der Serie tun das keinen Abbruch und die Darsteller bekommen Gelegenheit auch andere Facetten ihrer Kunst zu zeigen. Eine ebenso mutige wie notwendige Fortsetzung.

Serien-Wertung:7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Candice Renoir Staffel 4
OT: Candice Renoir – Volume 4
Genre: Krimi, TV Serie, Komödie
Länge: ca. 520 Minuten, (10 X 52Min.), F, 2016
Idee & Konzept: Solen Roy-Pagenault, Robin Barataud, Brigitte Peskine
Regie: Nicolas Picard Dreyfus, Stéphane Malhuret, Oliver Barma u. a
Drehbuch: Solen Roy-Pagenault, Robin Barataud, Brigitte Peskine u. a.
Darsteller: Cécile Bois, Raphaël Lenglet, Samira Lachhab, Ali Marhyar, Stéphane Blancafort,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel
DVD-VÖ: 06.10.2017