Batman – Niemandsland 2: Leiden und Erziehung

Mit dem Batman-Sammelband „Niemandsland 2“ setzt Panini Comics sein ambitioniertes Vorhaben fort, die epische und einflussreiche Batman-Saga die Ende der Neunziger Jahre startete, erstmals vollständig auf Deutsch zu veröffentlichen. Der zweite Sammelband hat wieder einige spannende Stories zu bieten, erreicht aber nicht ganz die Klasse des Auftaktes. Das ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass hier keine längeren Storybögen ausgebreitet werden, sondern vielmehr viele kleine Aspekte ausformuliert werden.

Wer als Leser von Superhelden-Comics und im Vorliegenden Fall von „Batman“, dem dunklen Ritter, von Sammelleidenschaft gepackt ist, wird sich nachdem ein Epos erst einmal seinen Reiz entfaltet hat, der kompletten Story kaum noch entziehen können. Insofern ist die Vorstellung des zweiten auf Deutsch bei Panini Comics erschienenen „Niemandsland“-Sammelbandes wohl eher was für noch unentschlossene Leser, oder jene, denen es, mehr um lohnenswerte superhelden-comics geht als um das Sammeln.

Wie auch immer: Nachdem die Autoren Bob Gale und Devin K. Grayson im ersten „Niemandsland“-Sammelband jeweils Geschichten erzählten, die über jeweils vier US-Ausgaben entwickelt wurden, hat der zweite Sammelband vor allem kürzere Abenteuer zu bieten, die sich in der zerstörten und sich selbst überlassenen Stadt Gotham City abspielen. Zum Auftakt erzählt Greg Rucka noch im Zweiteiler „Mosaik“ vom Überleben der Polizei, di sich unter Commissioner Gordon zu einer Gang entwickelt hat. Die Cops zweifeln und sind sich nicht sicher, ob Gordon tatsächlich das Wohl der Stadt im Auge hat, oder einfach nur seine Familie beschützen will. Die eher als Thriller angelegte Story ist ebenso niveauvoll wie typisch für Greg Rucka, der seine Polizistin Montoya hinterher auch noch in einer Begegnung mit Two-Face rennen lässt. Diese hat er übrigens in der Cop-Serie „Gotham Central“ thematisch noch einmal aufgenommen und in anderem Zusammenhang ausführlicher erzählt.

Anschließend geht es recht abwechslungsreich zur Sache. Während Batman selbst sich im Hintergrund hält und damit vor allem seinen ehemaligen Freund Commissioner Gordon zur Verzweiflung treibt, taucht auch Superman in der Stadt auf, weil sich der dunkle Ritter nicht zu kümmern schient („Der Besucher“). Eine ebenso überraschende wie spannende Story darüber, wie sich Machtgefälle entwickeln. Außerdem sorgt Batman dafür, dass Schwerverbrecher in den Knast kommen. Das sorgt auf absurde Weise für Unruhe und Hoffnung in Gotham, denn ausgerechnet das Gefängnis ist momentan der sicherste Ort der Stadt.

Auch Bruce Waynes Butler Alfred bekommt seinen Auftritt, denn er kümmert sich im Niemandsland Gotham um Straßenkinder und erzählt den Kids eine Story („Balance“). Und auch Azrael, der Agent der Fledermaus ist (wie auch das mysteriöse neue Batgirl) mit von der Partie. Azrael bekommt es mit dem Joker zu tun und mit einem selbsternannten Erlöser, der den scheinbar Leidenden ein schnelles Ende verspricht. Auch wenn diese das gar nicht unbedingt herbeisehnen. Und auch der lngjährige Batman-Autor Denis O’Neil („Der Schamane“) steuert sein scherflein bei.

Also, man merkt schon an der Aufzählung, dass es im zweiten Sammelband von „Niemandsland“ darum geht, das Epos auf breite Füße zu stellen. Vieles weiß zu gefallen und auch das Artwork ist entsprechend vielschichtig und abwechslungsreich. Allerdings ist der Ansatz bei den fortlaufenden diversen Batman-Serien, die in den „Niemandsland“-Epos eingebunden werden ein anderer als in den „Batman – Megabänden“, in denen es explizit darum geht, das Artwork stilistisch auch auszuloten und mal experimenteller zu zeichnen und zu kolorieren. Im Sammelband „Niemandsland 2“ steht die zeichnerische Umsetzung ganz unter der Prämisse für ein breites Publikum gut lesbar zu sein. Dennoch sind beispielsweise Fran Terans Zeichnungen in „Mosaik“ schon ziemlich düster und durch ihre strichhafte, expressionistische Holzschnittartigkeit sehr stimmungsvoll geworden. John Bogdanoves Superman-Episode ist da eher poppig und vor allem die Farben von den Hories sind ordentlich bunt ausgefallen.

Alles in allem gelingt es den Geschichten in „Batman Niemandsland 2“ das epische und extrem düstere Gotham-Szenario einer zerstörten und sich selbst überlassenen Stadt auf eine breitere Basis zu stellen und so zu zeigen, dass die Apokalypse alle Bereiche des Lebens beeinflusst hat.

So schön die künstlerische Vielfalt ist, logischer Weise erreichen fast nie alle Einzelstories das hohe Niveau oder treffen den Geschmack des jeweiligen Lesers. Mit dem Helden Azrael werde ich beispielsweise einfach nicht warm. Zudem macht es einfach mehr Freude in eine längere Geschichte einzutauchen. Dennoch: auch der zweite Sammelband des „Batman“-Epos „Niemandsland“ überzeugt mit düsterer, postapokalyptischer Stimmung und einigen tollen Stories.

Comic-Wertung:7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Batman: Niemandsland – Band 2
OT: OT: Batman 565-566, Detective Comics 732-733, Azrael 53-55, Batman Chronicles 16, Legends of the Dark Knight 118, Shadow of the Bat 86, DC Comics, 1999
Autoren: Greg Rucka, Dennis ONeil, Bob Gale et al.
Zeichner: Damion Scott, Phil Winslade, Guy Davis et al
Farben: Tanya Horie, Richard Horie, Wildstorm FX et al.
Übersetzung: Marc Hillefeld, Ralph Kruhm
Verlag: Panini Comics, Softcover, 260 Seiten
VÖ: 26.09.2017

englischer Wikipedia-Eintrag zu Batman Niemandsland

Batman Niemandsland 2 bei Panini Comics