Reden wir nicht lange drum herum: Action ist das, was die meisten (männlichen) Zuschauer auf der Leinwand sehen wollen. Darum verwundert es kaum, dass nicht nur Hollywood, sondern auch andere Filmmärkte zunehmend auf turbulente Stoffe setzen und diese den wohl zugkräftigsten Anteil der Filmindustrie ausmachen. CGI sei Dank geht da ‚ne ganz Menge. Aber macht euch in meiner persönlichen Hitliste der Actionfilme 2014 auf eigenwillige Rankings gefasst. Halbgare Mainstream-Ware hat da nichts zu suchen.
Gespannt sein durfte das Publikum wohl auf die Fortsetzung des indonesischen Action-Krachers „The Raid“, der weltweit massiv eingeschlagen war. Und „The Raid 2“ ist auch nicht von schlechten Eltern. Mehr Budget, mehr Choreographie und FSK 18 pflichtige Härte – aber auch eine Story. Und die weist durchaus Längen auf, weil es gerade deren konsequente Reduktion war, die den Haudrauf-Charme des Vorgängers ausmachte. Das Action-Genre hat auch im vergangenen Jahr etliches an unterdurchschnittlichem Filmfutter hervorgebracht, „Lone Survivor“ war ebenso unsäglich wie der japanische „Wara No tate“ belanglos. Jack Ryans Neuinstallation „Shadow Recruit“ hat nur bedingt funktioniert und der rumänische Tarantino-Versuch „Killing Time“ hat einem eher die Zeit geklaut.
In Hollywood und weltweit auf den Leinwänden herrschen derweil Superhelden, Tolkien-Mania und Franchise-Wahn. Immerhin ist der erste „Divergent“-Teil ganz brauchbar ausgefallen. „The Return of the First Avenger“ war ebenso wie „The Amazing Spider-Man 2“ sehr unterhaltsam, aber irgendwie auch absehbar. Der letzte Hobbit-Teil „Die Schlacht der fünf Heere“ sowieso. Was bleibt da also noch für die Top 5 Action- und Thriller 2014? Thriller fallen bei mir in diese Kategorie, wenn der Action-Anteil überwiegt, wenn es eher auf die dramatischen Verwicklungen hinausläuft, habe ich den entsprechenden Film in die Kategorie Drama gepackt. Nicht eben konsequent, aber so ist das im Leben.
Top 5: Die besten Actioner und Thriller 2014
5. Blue Ruin
Der amerikanische Filmmacher Jeremy Saulnier fungiert in seinem zweiten Spielfilm als Autor, Kameramann und Regisseur und das amerikanische Thrillerdrama entstand komplett unabhängig. Wortkarg und mit eindringlichen Bildern zeichnet diese Perle des Independentfilms ein blutiges, aber ungewöhnliches Bild von den Mechanismen der Gewalt. Der obdachlose Dwight (großartig: Macon Blair) haust in einem blauen Autowrack. Als der Mörder seiner Eltern aus dem Gefängnis entlassen wird, macht er die Rostlaube fit, um den Mann zu töten. Damit entfacht er eine Spirale der Gewalt. Vieles an dieser Geschichte bleibt lange undurchsichtig und daher spannend. Und „Blue Ruin“ zeigt eindrucksvoll, dass es auch heutzutage für spannende Thriller kein hohes Budget braucht. Das mag ich.
Film-Wertung: (8 / 10)
4. When Animals Dream
Da geht‘s schon los mit den Problemen mit der Kategorisierung: Eigentlich geht es in dem dänischen Werwolf-Thriller weniger um das Gruseln als um die Charakterentwicklung der jungen Marie. Die muss in einem dänischen Fischerdorf ihre Andersartigkeit verstecken. Aber weil sich Regisseur Jonas Alexander Arnby in seinem Spielfilmdebut der Mechanismen und der Dramaturgie des klassischen Gothic-Horrors bedient, ist der großartig gefilmte und klasse gespielte Mystery-Thriller hier richtig.
Film-Wertung: (8 / 10)
3. Guardians of the Galaxy
Eine Superheldentruppe hat es dann doch unter die Top 5 des vergangenen Jahres geschafft: Die Guardians of the Galaxy. Vor allem, weil die Filmmacher hier eine feine Mischung aus Schnoddrigkeit und eigenwilligen Helden präsentieren. Die Guardians passen sich zwar in das megalomanische Marvel-Universum ein, aber haben auch was sehr eigenes; genau wie Starlord Chris Pratt immer diesen teenagermäßigen Habitus auspackt, einfach gegen an zu sein. Das ist bei allem Soul, Funk und Disco, die den Soundtrack bilden, vor allem Punk. Daumen rauf und einen Extraapplaus für Vin Diesels furiose Groot-Interpretation.
Film-Wertung: (8 / 10)
2. Einer nach dem Anderen
Warum man bei dieser tiefschwarzen norwegischen Action-Komödie von Hans Petter Moland nicht auf den Originaltitel gebaut hat, bleibt mir auf ewig unverständlich: „Kraftidioten“ (!) trifft den Kern des Film so genau, wie Stellan Skarsgard als Schneepflugfahrer etliche Möchtegernkriminelle umdengelt, weil die seinen Sohn getötet haben. Das ist witzig, originell, actionreich, toll besetzt, fein gespielt und so wunderbar typisch skandinavisch boshaft, dass es einfach Spaß macht.
Film-Wertung: (9 / 10)
1 Snowpiercer
Was für eine Dystopie: Die Erde erkaltet, die letzten Menschen in einem Zug gefangen, der unaufhörlich in Bewegung bleiben muss und die soziale Hierarchie spielgelt sich in den Wagons wieder. Am Zugende versucht der gesellschaftliche Bodensatz einen Aufstand, während man vorne versucht, die Maschine am Laufen zu halten. Der koreanische Filmmacher Joon-Hoo Bong adaptiert die französischen Graphic Novel „Le Transperceneige“ mit einem internationalen Starensemble, das seinesgleichen sucht. Herausgekommen ist ein wahnwitziger, hintersinniger, kluger und actionreicher Sci-Fi-Thriller, der toll gefilmt ist. Deutschlandpremiere bei der Berlinale 2014, während der amerikanische Produzent Harvey Weinstein noch darüber nachdachte, den Film für das dusselige amerikanische Publikum noch einmal überarbeiten zu lassen. Irgendwie als auch wieder typisch, dass „Snow Piercer“ für mich der beste Actioner des vergangenen Jahres war.
Film-Wertung: (9 / 10)