Leinwand # 45/2011

Miriam Makeba in Zaire 1974In dieser Woche haben Filmfans einiges an Auswahl: Im Kino gibt’s den ersten russischen 3D-Zeichentrickfilm „Space Dogs“, Sean Penn als abgehalfterten Rockstar  in „Cheyenne – This must be the Place“ und ein grandiose Portrait über Miriam Makeba „Mama Afrika“. Wer lieber von der heimischen Couch aus glotzt, sollte den Studio Ghibli Anime-Hit „Arrietty“ mal austesten oder sich an die großartigen Jugendliteraturverfilmung „Geliebtes Leben“ heranwagen. Für die Fußball-Fans kommt mit „Gegengerade“ ein kontroverser Film über Fußball-Fans in den Handel. Eine Gewähr, dass die Filme ab dem 10. November 2011 auch in eurer Nähe laufen, kann ich leider nicht geben.

Cheyenne FilmbildIn „Cheyenne- This must be the Place“ wird der alternde Rockstar Cheyenne (Sean Penn) vom Tod seines Vaters überrascht. Was auch daran liegt, dass er mit dem alten Herrn seit 30 Jahren nicht mehr gesprochen hat. Cheyenne lebt mit seiner Frau Jane (Frances McDormand) zurückgezogen in einer Villa in Dublin. Jetzt muss er trotz Flugangst nach New York. Und dort erfährt der Gothocker von dem fanatischen Bemühen seines Vaters, den KZ-Peiniger ausfindig zu machen, der ihn so gequält hat. Cheyenne beschließt, die Suche seines Vaters und dessen Wunsch nach Rache weiterzuführen. Allein Sean Penn in dieser Rolle zu sehen reicht, um Geld auszugeben. Dramaturgische Längen fallen angesichts der großartigen Hauptdarsteller nicht weiter ins Gewicht. Außerdem war David Byrne, Ex-Talking Heads Boss, für die Musik verantwortlich.
space_dogs_sc027Belka und Strelka sind in Russland berühmte Heldenfiguren. Die beiden Hunde gingen auf Weltraum-Mission und kamen als erstes lebend zurück. Das ist rund 50 Jahre her und anlässlich des Jubiläums dieses Ereignisses entstand 2010 der erste russische 3D –Animationsfilm „Space dogs“, der nun auch hierzulande in den Kinos zu sehen ist. Die Geschichte von Belka und Strelka ist unterhaltsam aufbereitet und witzig inszeniert. In der zweiten Filmhälfte schwächelt die Story ein wenig, aber gute Unterhaltung ist garantiert. Dabei schafft es „Space Dogs“ seinen russischen Charakter auch zu behalten. Ich habe den Film im vergangenen Jahr auf dem Hamburger Kinderfilmfest gesehen, leider nicht in 3D und mit deutscher Live-Einsprechung, daher kann ich zur Synchro nicht viel sagen. Aber wer nach einer Alternative zum gerade neubearbeiteten „König der Löwen“ sucht, liegt hier nicht verkehrt.

Film-Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

MamaAfrica_A4_Poster FINALUnd jetzt endlich zum Film-Highlight der Woche: „Mama Afrika“. Der finnische Regisseur Mika Kaurismäki, der Bruder von Aki, hat einen wunderbaren musikalischen Dokumentarfilm gedreht. Die Planungen begannen noch zu Lebzeiten von Miriam Makeba, der „Mama Afrika“, die dann aber kurz darauf verstarb. Glücklicherweise hat Kaurismäki das Projekt daraufhin nicht verworfen, sondern neu konzipiert und ein großartiges Portrait der legendären südafrikanischen Sängerin gezaubert. Zwei Aspekte machen den Film so sympathisch: Zum Ersten spart der Film mit O-Tönen von Stars und Berühmtheiten, es kommen nur Freunde, Familie und Mitmusiker zu Wort – und das, obwohl Miriam Makeba selbst ein Weltstar war. Das gibt „Mama Afrika“ eine sehr persönliche Atmosphäre. Zum Zweiten sind die musikalischen Archivaufnahmen in extrem kunstvoller Weise editiert, so läuft der Song weiter, während Performances aus unterschiedlichen Lebensphasen der Sängerin wechseln. Das ist toll und höchst kunstvoll gemacht. ‚Ne Film-Homepage gibt es auch, allerdings ohne Kinofinder – schade eigentlich. Hier ist der Trailer:

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

02_life_above_allÜber die sehenswerteste DVD-Veröffentlichung der Woche „Geliebtes Leben“ habe ich mich schon ausführlich ausgelassen. Eine wirklich großartige, anrührende Geschichte über Aids in Südafrika. Nicht verpassen. Hier gehts zur Filmbesprechung.

Film-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

„Gegengerade – Niemand siegt am Millerntor“ von Tarek Elail nimmt das letzte Zweitligaspiel des FC St. Pauli 2010 als Rahmenhandlung, um auf dem Kiez ein paar fikive Fans zu beobachten. Für den Film gab es mächtig Schelte und wenig gute Kritik, jetzt kann sich der Zuschauer im Heimkino selbst ein Bild machen. Hier geht’s zum Trailer.

arrietty-5Wenn aus dem Hause Myazaki ein Film erscheint, es also etwas Neues vom Studio Ghibli gibt, werden Zeichentrickfans hellhörig. Nach „Ponyo“ erscheint nur „Arrietty – Die wundersame Welt der Borger“ und ist wie immer wunderbar umgesetzt. Die Story von den Borgern (nach der bekannten Jugendbuch-Reihe der englischen Autorin Mary Norton) wurde stimmig nach Japan übertragen. Im Grunde ist diese Filmversion aber ziemlich vorlagentreu und funktioniert in Zeichentrick besser als die bisherigen Versuche der Realverfilmungen. Leider muss man feststellen, dass sich „Arrietty“ nicht wie die bisherigen Ghibli-Produktionen durch tieferliegende Deutungsebenen auszeichnet. Der Film richtet sich deutlich an eine junge Zielgruppe und ist daher für ein erwachsenes Publikum nur bedingt interessant. Aber Zeichentrick-Freunde können sich mal wieder über etliche Hintergrundinfos und Extras freuen.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

So, schönes Glotzen. Kommt sicher durch die Woche.