Die Todesreiter von Dafur: Preisgekrönte Kriegsdoku, nichts für schwache Nerven

Aus aktuellem Anlass aus dem Archiv in den #Bildungsherbst: Die Doku „Die Todesreiter von Dafur“ von 2007. Direkt hat die Doku über den Genozid im Sudan nichts mit dem aktuellen Konflikt in Israel zu tun. Doch es zeigen sich immer wieder dieselben Mechanismen von Verblendung und dem Bemühen die vermeintlichen Feinde mit allen Mitteln zu bekämpfen.

2009, als die Doku hierzulande für den Hausgebrauch erschien, hatte der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag einen Haftbefehl gegen Sudans Präsidenten Al-Bashir erlassen, aufgrund seiner maßgeblichen Verwicklung am Völkermord in der Region Darfur, da erdreistet sich der Diktator, die Hilfsorganisationen rauszuschmeißen und in die Krisenregion zu reisen.

Es bahne sich eine neue Krise in der Region an, heißt es in den Medien. Doch wer die mehrfach preisgekrönte Kriegsdokumentation „DieTodesreiter von Darfur“ gesehen hat, weiß, dass es keine neue Krise ist, sondern noch immer derselbe Genozid, der schon seit etlichen Jahren im Sudan, speziell in Darfur tobt.

Aufgrund der Arbeit des amerikanischen Kriegsberichterstatters Brian Steidle, der für die afrikanische Union als Beobachter im Sudan eingesetzt war, haben die Filmemacher Ricki Stern und Anne Sundberg eine eindrückliche Dokumentation über das Elend der Menschen im Sudan und speziell in der Region Darfur geschaffen.

Tod und Vertreibung durch Söldnertruppen

Mit Brian Steidle, einem Ex-Marine, der weiß wovon er spricht, gelingt es dem Filmteam die Stationen des Berichterstatter-Einsatzes nachzuzeichnen und seine bewegenden Fotos der Gräueltaten einer Weltöffentlichkeit zu präsentieren. Steidle macht deutlich und beweist, dass der Genozid an den afrikanischen Stämmen von der Regierung im Sudan gesteuerten wird. Man bedient sich berittener, arabischer Söldnertrupps, den Dschandschawid, die den Norden des Sudans bewohnen und sich als ethnisch wertvoller empfinden, als die Sklavenrasse der Afrikaner. So geht aktuelle Machtpolitik mit tradiertem Rassismus Hand in Hand.

Steidle war länger als ein Jahr in der Region tätig: Was als vermeintlich harmloser Job gedacht war, entpuppte sich als Hölle auf Erden und in zunehmenden Maße machte dem Berichterstatter die eigene Handlungsunfähigkeit und das Verbot der Hilfeleistung zu schaffen. Ernüchtert von der Folgenlosigkeit seiner Arbeit und der Ignoranz der politischen Klasse kehrt er zurück in die USA. Er beginnt sich für die Belange der Opfer des Völkermordes zu engagieren, indem er sein Material anbietet und öffentlich über die Geschehnisse berichtet. Man hört ihm zu, doch niemand handelt. Die Weltgemeinschaft schreitet nicht ein.

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Die zweite Hälfte des Films ist eine frustrierende und ernüchternde, ja beinahe kafkaeske Behördenirrfahrt. Die Nichteinmischung der internationalen Staatengemeinschaft ist auf andere Art ebenschwer zu ertragen wie die Bilder aus der Region. Trotz mehrerer Treffen mit maßgeblichen Politikern will sich weder eine Nation noch die UN in den Genozid verwickeln lassen.

Die Situation der Hilfsorganisationen vor Ort wird immer aussichtsloser und die so wichtige Unterstützung der Weltöffentlichkeit bleibt aus, weil der Völkermord aus dem tagesaktuellen Mediengeschehen verschwindet. Afrika gilt schon längst als der vergessene Kontinent und die politische und militärische Einmischung der Weltöffentlichkeit ist in Afrika bisher immer gescheitert.

„Die Todesreiter von Darfur“ ist eine wichtige, sehenswerte Dokumentation, die im Wesentlichen durch die bedrückenden Bilder und Schilderungen Brian Steidles wirkt. Dabei wird dem Zuschauer schon etwas abverlangt, doch die Filmemacher gehen nie reißerisch oder voyeuristisch mit ihrem Thema um.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Die Todesreiter von Darfur
OT: the Devil came on a Horseback
Genre: Doku, Afrika, Krieg
Länge: 79 Minuten, USA, 2007
Regie: Ricki Stern, Anne Sundberg
Mitwirkende: Nicholas Kristof, Brian Steidle
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Polyband,
DVD-VÖ: 27.2.2009

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