Manhunt 1: Britisches True-Crime

Unter den vielen Krimi- und Thrillerformaten nimmt die Abteilung „Wahre Verbrechen“ schon eine weitgefächerte Unterkategorie ein. Nun ist im September 2023 bei Edel Motion ein britischer Serien-Beitrag zum „True Crime“ erschienen, der eher zu den besseren der Gattung gehört. „Manhunt – Die Jagd nach dem Hammermörder“ wurde nach dem Sachbuch des ermittelnden Polizisten geschrieben, der die Serie auch beratend begleitet hat. Überraschender Weise war die Mini-Serie scheinbar noch nicht in deutscher Fassung zu sehen. „Manhunt 1“ ist also eine waschechte Home-Entertainment-Premiere.

In Twickenham Green, einem Park im Süden Londons, wird am 19.August 2004 eine tödlich verletzte Unbekannte gefunden. Noch bevor die Polizei eintrifft, verstirbt das Mädchen, das sich als französische Austauschstudentin herausstellt. Detective Chief Inspector (DCI) Colin Sutton (Martin Clunes) bekommt die Leitung der Ermittlungen zugeteilt.

Eigentlich ist Sutton gerade damit beschäftigt umzuziehen. Zusammen mit seiner zweiten Frau Louise (Claudie Blakey) will er raus aus der Stadt, auch weil seine Ehefrau als Analystin bei der Polizei in Surrey arbeitet. Nun bleibt der Umzug an Louise hängen, die im Laufe der Ermittlungen immer wieder hinter Colins Arbeit zurückstecken muss.

„Nur soviel: Wir hier geben bei dieser Ermittlung alles was wir haben.“ (DCI Sutton)

Auch bei der Londoner Polizei, der Metropoltan Police -kurz Met-, ist nicht jeder überzeugt, dass Sutton der richtige Ermittlungsleiter ist. Selbst der Chef ist skeptisch, unter anderem weil sich Sutton eine Detective Sergeant als rechte Hand ausgesucht hat. DS Jo Burns (Katie Lyons) steht der Job nicht zu, dafür sollte es schon ein Detective Inspector sein. Der infrage kommende Chris Saunders tut sich in der Folge auch durch konstante Kritik am Ermittlungsverlauf hervor.

Die Krux bei der Ermittlung ist folgender Sachverhalt: In der näheren Umghebung war bereits ein anderer Mord an einem jungen Mädchen geschehen, der ähnliches Täterverhalten nahelegt. Doch die Polizei spricht offiziell nicht von einem Serientäter. Wie sich herausstellt, passen auch noch andere Kapitaldelikte an jungen Frauen ins Profil. Nur hat das Team von DCI Sutton keinen Verdächtigen vorzuweisen.

Zunächst geht es darum den Tathergang und den zeitlichen Ablauf nachzuvollziehen. Dann gibt es ein verdächtiges Fahrzeug, aber die Nummernschilder sind nicht erkennbar. Die Polizei verliert nach der akribischen Suche nach dem Fahrzeug nicht nur Zeit, sondern auch den Täter aus dem Auge.

Der britische Sender ITV legt mit „Manhunt 1“ eine starke True Crime Serie vor. Die 3 Episoden von jeweils etwa 45 Minuten Spielzeit ließen sich auch als langes Polizeidrama verstehen und sind für Serien-Bing-Watcher kein Problem. Und weil „Die Jagd nach dem Hammermorder“ so erfolgreich war, hat man 2021 noch eine weitere Staffel nachgelegt. Aber das ist Zukunftsmusik.

Was „Manhunt 1“ so erfolgreich macht, ist nicht nur der spektakuläre Kriminalfall. Der so genannte Hammermörder Levi Bellfield gilt als einer der berüchtigtsten Killer der britischen Nachkriegsgeschichte. Auch die Aufbereitung als TV-Format kann sich sehen lassen. Bereits das Sachbuch von Colin Sutton war ein Erfolg und der ehemalige Inspektor stand der Produktion als Berater zur Seite.

„Ich wollte nur mal nachfragen, ob sich bei der einen Zeugenaussage vom Tatort etwas ergeben hat?“ (Streifenpolizistin)

Dargestellt wird Sutton vom Charakterdarsteller Martin Clunes („Doc Martin“), der ein gut besetztes Team durch die mühseligen Ermittlungen führt. Insgesamt brauchte die Polizei etwa 19 Monate umden Fall zu lösen und den Täter dingfest zu machen. Sutton ist sich sicher, dass Akribie und Sorgfalt zum Erfolg führen. Seine Mitarbeiter und Vorgesetzten sehen das nicht immer so. Aber Sutton hat Teilerfolge vorzuweisen. Dank seiner Beharrlichkeit wird die Suche nach dem Handy des Opfers über den Bereich des letzten aktiven Funkmastes ausgedehnt und führt letztlich zu einer Spur. Ebenso zeigt zunächst die Suche nach dem Fahrzeug des Täters Fortschritte. Auch hier scheint sich die Beharrlichkeit auszuzahlen.

Wie es sich für ein gutes Drama gehört, bekommt der zielstrebige und gut organisierte Polizist irgendwann Probleme im Privatleben. Das ist auch in „Manhunt“ nicht anders, weiß aber durch die berufliche Überschneidung durchaus für zusätzliche Anspannung zu sorgen. Und letztlich stellt sich der Inspektor nicht immer als Sympathieträger heraus. Wie auch, wenn alles der Suche nach dem Mörder untergeordnet wird. Das ist schon sehenswert ausgefallen.

Spötter mögen feststellen, dass die meisten Polizeiermittlungen gleichsam schematisch ablaufen. Doch dier Modus operandi hat Methode und im fiktionalisierten Darstellen gibt es durchaus Unterschiede. „Manhunt“ besticht auf der Jagd nach dem Hammermörder mit charakterstarker Besetzung und weitgehend spannender Dynamik. Das war dann doch positiv überraschend.

Serien-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Manhunt 1 – Auf der Jagd nach dem Hammermörder
OT: Manhunt 1
Genre: TV-Serie, Krimi
Länge: ca 140 Minuten ( 3 x 47 Min.), GB. 2019
Idee: Ed Whitmore
Regie: Marc Evans
Vorlage: Manhunt autobiographisches Sachbuch von Colin Sutton
Darsteller:innen: Martin Clunes, Claudie Blakey, Katie Lyons
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 22.09.2023