The Great Machine – Respect: Album Review

Nein, die Show muss nicht weitergehen! Im Gegenteil, angesichts des Kriegs in Israel ist die gerade angekündigte Herbst-Tour des Stoner-Trios The Great Machine aus Tel Aviv – Jaffa abgesagt. Zeit innezuhalten. Meine Gedanken und besten Wünsche gehen an die sympathische Band (und die Familien), die ich im Frühjahr im Hafenklang auf der Bühne erleben durfte. Was für ein Rock-Fest. Und weil der Rezensent auch Fan ist hat er den mitgeführten Backkatalog und das äußerst kleidsame „Fun Rider“-Tee selbstredend von Fleck weg erstanden. Insofern ist „Respect“, aktuell beim sympathischen Kreuzberger Indie-Label Noisolution just neu als Vinyl aufgelegt, schon fast ein „Western von gestern“. Step into my Doom Machine.

Make over für eine alte Perle. Weil das unsäglich düstere Live-Pic vom Original-Cover des „Israel Only“ Release echt schäbbich ist. Da sagt die Band doch selbst, es sei schön, das dritte Album der Bandgeschichte mit Facelift und flottem rotem und weißem Vinyl noch einmal aufgelegt zu veröffentlichen. Die Jungs haben sich das spätestens im Festivalsommer 2023 erspielt. Der Gig im Hafenklang war schon eine irre Hausnummer und ich habe keine Zweifel, das die Gebrüder Haviv (Bass und Gitarre) und Bretterbuden-Kumpel Michael Izaky überall abgeliefert und abgeräumt haben.

Wer so lange zusammenspielt entwickelt einen Groove, der größer ist als die Summe aller Teile. „Respect“ ist das dritte Album der Band und wurde ursprünglich im Januar 2018 veröffentlicht. Aufgenommen und gemischt seinerzeit in Deutschland und unter Beteiligung von Coogans Bluff, die Freunde der Band sind und gewissermaßen auch eine Querverbindung zu Noisolution herstellen, bei denen The Great Machine nun ebenfalls einen Labelhafen gefunden haben. „Funrider“ das fünfte Album würde im April 2023 veröffentlicht und nicht nur bei brutstatt abgefeiert (Liest du hier).

Dia-Show des Heavy Rock

Gewissermaßen war der aktuelle Erfolg der Auslöser für die „Respect“-Veröffentlichung. Und das sagt ja schon Etliches aus; über die Qualitäten der Band und über eine Szene, die auch im digitalen Zeitalter nach physischen Tonträgern schreit. Wobei ich neulich arg überrascht war über die aktuellen CD und LP-Preise…Musik gibt es auf „Respect“ auch und der Vergleich mit „Fun Rider“ liegt nahe. Jenes Album bleibt ein Meilenstein und solitär. Vergleich führt also nirgendwo hin. We’re on the Road to Nowhere“.

Und wir fragen uns, „Wo sie denn letzte Nacht geschlafen hat?“. Aber dazu später mehr. Auf „Respect“ gibt es sieben Songs in 36 Minuten und es geht schwer riffend und ziemlich Doom Metal lastig zur Sache. Bis auf die 13 Minuten „Doom Machine“ halten sich die Songlängen mehr oder minder im vier Minuten Bereich auf. Für Stoner Rock, der ja immer so plakativ begrifflich herangezogen wird, ist das eher kurz. Für Heavy Rock und Hardcore-Begriffe eher handelsüblich. Insgesamt sind die Songs meinen Höreindrücken nach nicht so auf dem Punkt gemeißelt wie bei „Fun Rider“, eher mache ich eine fusionierende Wildheit aus, die ich auch bei „Love Your Witch“ feststellte.

The Great Machine sind eingespielt und wissen was sie mögen. Die Trademarks der Band sind schon etabliert. „Respect“ rockt vor allem auf der ersten LP-Seite ganz erheblich und gefällt mit Härte und Tempo. „Slide Show“ eröffnet den Reigen schwer doomig und mit den bekannten Screamo-Vocals. Gegen Ende lässt das Trio den Song gemächlich und melodiöser austrudeln. Nur um dann mit „Motor Charlie“ richtig fahrt aufzunehmen. Das klingen die Motörhead-Huldigungen schon mächtig dürch (;-)). Auch hier wird erst gegen Ende entspannt.

„Miraj“ ist eine feister Headbanger mit deftigem Groove und hartem Riff, der in zwei Minuten knackig auf den Punkt kommt. Ist das noch Stoner? Das anschließende „Witches“ kriecht mit fiesem Gitarrenlick in die Gehörgänge. Im Songverlauf kommen Variationen davon zu ehren wie bei einem Hexenfluch; oder wie Kriechströme einer Frankenstein-Kreatur. Zappelige Angelegenheit mit diesen „Witches“

Gitarren-Licks als Kriechströme

Vinyl-Seite B beginnt dann mit dem Riffmonster „Dragon Wagon“ das unbeirrbar irgendwohin unterwegs ist. Knapp vor Minute drei kommt es dann zur Rast und der Drache im Wagen ruckelt am Käfig. Anschließend zelebriert „Doom Machine“ in dreizehn Spielminuten aufs Feinste, was Doom Metal ausmachen kann, so er denn mit Geduld und Respekt ausgeführt wird. Sehr reduzierte Sounds in spärlichem Tempo fügen sich zu einer Laut-Leise-Dramaturgie, die alles andere als Genre-üblich ist. Das ist creepy Black Sabbath Territorium und der Song schafft es dennoch sich zum Ende hin zu steigern.

„Respect“ wer’s selber macht. Der Titelsong beendet ein wuchtiges Album, das zeigt, wie großartig das Trio zusammenspielt und wie harmonisch es derselben musikalischen Vision nachjagt. Eine Welt in der Musik eine höhere Form der Kommunikation ist und aus dem Lärm ein friedvolles Inneres erwächst. Da wo sich auch der Säuremond und die schwangere Sonne treffen könnten. Selbstredend und musikalisch konsequent ist „Respect“ ein Slow Blues nach großer Maschinenart: räudig und schwer. Und mit einem musikalischen Zitat aus den Appalachen, das Generationen zusammenbringt. (Hinweis weiter oben in der Rezi. Wer Ohren hat, möge sie gebrauchen.)

„Respect“ ist das dritte Album der israelischen Heavy Stoner Rocker The Great Machine. Wiederveröffentlicht auf Noisolution und quasi ein Prequel zum Überhammer „Fun Rider“. Das Album ist bockstark und war bislang nur in Israel (und digital) erhältlich. Im Grunde genommen manifestiert „Respect“ was alle Besucher von The Great Machine Gigs schon wussten. Die Band ist weit mehr als nur eine weitere Stoner Band aus Israel. Hier hat sich – nicht still und heimlich, aber unbeachtet vom Rest der Welt – eine neue Messlatte für hart rockende Musik kristallisiert. Ein neues Level an Selbstvertrauen und Kraft.

Album-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

The Great Machine – Respect
Genre: Stoner Rock, Psychedelic, Doom, Heavy Rock
Länge: 36 Minuten, 7 Songs
Interpret: The Great Machine
Label: Noisolution, Reality Rehab Records (Israel Only 2018)
Format: Vinyl
VÖ: 13.10.2023

The Great Machine bei Bandcamp
Instagram-Accout The Great Machine
The Great Machine bei Noisolution