Für alle Fans des „Planet der Affen“ Franchise gibt es neues Lesefutter seit Marvel die Comic-Rechte wieder erworben hat. Mit „Gefahr auf dem Planet der Affen“ erzählen Autor Marc Guggenheim und Zeichner Alvaro López eine Vorgeschichte zu dem ursprünglichen Film von 1969. Das ist bereits die zweite aktuelle Mini-Serie zum Franchise, die bei Panini Comics erschienen ist.
In der Stadt der Affen haben es die Schimpansen Wissenschaftler Cornelius und Zira nicht immer leicht. Die Gorillas beherrschen als Krieger Kaste die Gesellschaft auch wenn die Orang–Utans um Doktor Zaius die Regeln und Gesetze aufstellen. Doch Neugier ist hier nicht gerne gesehen.
Dann verschwindet Ziras Neffe Lucius, der heimlich eine Menschenjagd der Gorillas beobachtet hat und einer Menschenfrau zur Flucht verholfen hat. Zira und Cornelius vermuten, dass Lucius sich in der „Verbotenen Zone“ aufhalten könnte, doch Zaius verweigert den beiden, dort zu suchen.
Dennoch machen sich die Schimpansen auf die Suche und lesen die Menschenfrau auf, die sie Schwarzauge nennen. diese kann zwar nicht sprechen, aber weist den Weg, wohin Lucius entführt wurde. Und so betritt das Trio die Verbotenen Zone und stößt auf Unglaubliches. Einerseits gibt es hier intelligente Menschen, die Sprechen können und aufgrund von Mutation auch mit Gedanken kommunizieren. Andererseits gibt es auch eine weitere Stadt der Affen. Hier leben gewalttätige Gorillas, die Lucius gefangen halten.
Die Welt von „Planet der Affen“
Die moderne „Planet der Affen“-Leserschaft braucht dringend Zusammenhang. Der wird in diesen Zeilen geboten. Aber um es abzukürzen, „Gefahr auf dem Planet der Affen“ knüpft an die originalen Filme und Comics an. Das ist leidlich unterhaltsam, entwickelt aber keine packende Faszination; dazu später mehr.
„Planet der Affen“ ist ein Science-Fiction-Roman des französischen Schriftstellers Pierre Boulle, der 1963 erschienen ist. Daraus wurde 1969 ein bildgewaltiger Hollywood-Film, der mit Charlton Heston in der Hauptrolle als gestrandeter Astronaut für spannenden Unterhaltung sorgte. Auch die Masken der Affen wussten seinerzeit mit ihrer Lebensechtheit zu überzeugen. Aus dem Kassenerfolg wurde eine ganze Reihe von Filmen, die um die Idee kreisen, dass die Affen die menschliche Gesellschaft auf der Erde übernommen haben.
Marvel Comics hat seinerzeit Comics zu den Filmen veröffentlicht, die teilweise auch in Deutschland erschienen sind. Anfang der 1970er Jahre wurde auch eine TV-Serie ins Leben gerufen, die recht erfolgreich war. 2001 versuchte Filmmacher Tim Burton den „Planet der Affen“ wiederzubeleben. Doch der Kassenerfolg blieb aus, vielleicht auch, weil Burton sich eher auf den Roman als auf die Film-Serie berief.
Die neue Film-Trilogie
Als 2011 mit „Planet der Affen: Prevolution“ der Auftakt einer neuen Trilogie startete, war die Resonanz bei Kritikern und Publikum gut. Die neue Trilogie sollte die Entwicklung hin zur Affenherrschaft aus unserer Gegenwart erzählen. Und nach „Planet der Affen: Revolution“ und „Planet der Affen: Survival“ schien eigentlich die Vorgeschichte 2017 soweit auserzählt, dass der ursprüngliche Film loslegen könnte.
Doch die Produzenten entschieden sich, dass die Story um Schimpansen-Anführer Caesar noch nicht beendet sein sollte. 2024 folgte mit „Planet Der Affen: New Kingdom“ ein weiteres Kapitel der Filmreihe. Marvel Comics hatte derweil wie bei „Conan“ die Comic-Rechte zum Franchise zurückerworben und bereits eine vierteilige Story veröffentlicht. „Planet der Affen 1 (OT: Planet oft he Apes: The Fall of Men“) von Autor Dave Wachter erschien im Mai 2024 auch bei Panini Comics.
Nun folgt „Gefahr auf dem Planet der Affen“. eine abgeschlossene Story, die von einem Vorwort von Doug Moench in die Ereignisse und die Chronologie eingebunden wird und so ohne weiteres Vorwissen verständlich ist.
Die Story
Tatsächlich gibt es in den Originalfilmen den Twist, dass eine zweite Astronauten-Crew zur Rettung der Ersten losgeschickt wird, aber vor dieser eintrifft. Insofern sollten Fans und ältere Leser nicht verwundet sein, wenn sie auf die Menschenfrau Nova beziehungsweise Schwarzauge treffen, die im zweiten Affen-Film auftritt. Die Story von Marc Guggenheim greift auf Elemente aus den Zweiten Film zurück und siedelt die Handlung in der Verbotenen Zone an. Das ist legitim, braucht aber zweierlei Kunstgriffe.
Erstens werden die Schimpansen hier schon mit sprechenden, intelligenten Menschen konfrontiert, und zweitens müssen sie diese Wissen wieder vergessen. Das ist insofern wenig elegant, weil sich auf diese Weise alle möglichen Szenarien in eine bestehende Serienmythologie einbauen lassen, ohne Folgen für die Zeitlinie zu zeigen. Im Prinzip kam ich mir beim Lesen vor wie nach der Traumstaffel der Soap-Serie „Dallas“ (ab 1978) als Bobby Ewing, der offensichtlich verstorben war, wieder in der Serie auftrat als wäre nichts gewesen. Seine Frau hätte das alles nur geträumt.
Der Stil
Rein optisch ist „Gefahr auf dem Planet der Affen“ solide ausgefallen. Die Charaktere der Affen und der Menschen sind deutlich wiedererkennbar und die kurzen Rückblenden auf die Ereignisse des ersten Films sind auch entsprechend altbacken koloriert worden. Auch die Szenarien sind trefflich dargestellt und wissen zu überzeugen.
Allerdings fehlt im Action-bereich deutlich Dynamik und die Tempoeffekte wirken nicht sonderlich überzeugend. Auch die dramatischen Close ups wirken eher durch die starke Annäherung als durch ausdrucksstarke Mimik. Insofern ergeht es „Gefahr auf dem Planet der Affen“ wie sehr vielen Comic-Versionen bekannter Filme oder Games. Die Produzenten fahren illustratorisch sehr auf der Sicheren Schiene und stellen den Wiedererkennungswert der Marke deutlich über die Eigenständigkeit der Comic-Optik. Das kann man machen, aber schade ist es dennoch.
Für Fans mag „Gefahr auf dem Planet der Affen“ eine nette Angelegenheit sein. die neue Marvel Reiche von in sich abgeschlossenen Abenteuer-Comics ist solide und fügt sich schmerzlos in den Gesamtkontext. Für mich als Primaten-Experten fehlt es an Dringlichkeit und Drive und zeichnerischem Wagnis. Das macht das Medium für mich zu einem großen Teil auch aus.
Comic-Wertung: (5 / 10)
Gefahr auf dem Planet der Affen
OT: Beware the Planet of the Apes 1-4, Marvel Comics, 2024
Genre: Comic, Science-Fiction
Autor: Marc Guggenheim
Zeichnungen: Antonio López
Farben: Alex Guimaraes, Mattia Iacono
Übersetzung: Alexander Rösch
Leseempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3741639746
Verlag: Panini Comics, Soft-Cover, 116 Seiten,
VÖ: 23.12.2024