Zappa: Francesco from Utopia

Es ist ja nicht so, dass es über Frank Zappa keine Filme gäbe. Zappa ist einen der wichtigsten und einflussreichsten Musiker und Komponisten des 20. Jahrhunderts und aus der modernen Klassik ebenso wegzudenken wie aus der Rockgeschichte. Mit einigen Jahren Verspätung wird die schlicht „Zappa“ betitelte Doku von Alex Winter nun am 12 Dezember 2024 auch hierzulande für das Home-Entertainment veröffentlicht. Plaion Pictures hat die Special Edition ordentlich aufgepimpt.

„Zappa“ besteht aus Archivmaterial, zu dem Filmmacher und Schauspieler Alex Winter von der Zappa Familie Zugang bekommen hat und aus extra für den Film geführten Interviews. Beispielsweise mit Gail Zappa, Ian Underwood, Steve Vai und Ruth Underwood. Und tatsächlich ist die mehr als zwei Stunden lange Doku jene, die wohl am ehesten umfassend und Karriere umspannend ist.

Allerdings ist das nur bedingt für Laien und solche Leute zu empfehlen, die mit Frank Zappa (1940 – 1993) und seinem Werk bislang wenig zu tun hatten. Die exzessiv zusammengeschnittenen, weitgehend ungesehenen Aufnahmen und Fotos fordern schon extreme Aufmerksamkeit und sind mit erheblicher Info-Dichte versehen. Da hat sich einer, der von der Materie etwas versteht (wahrscheinlich mit Unterstützung), durch etliche Stunden Bild– und Tonmaterial gewühlt und es quasi kongenial zusammeneditiert.

Kongenial ist „Zappa“ in dem Sinne, dass Frank Zappa selbst etliche seiner zu Lebzeiten veröffentlichten Alben aus diversen Soundquellen, meistens Live-Auftritten, zusammengebaut hat, um die bestmögliche Version der Musik abzuliefern. Häufig genug wurden Soli in andere Basic Tracks gemischt. Nicht umsonst sind die Live Alben „You Can’t Do That on Stage Anymore“ und „The Best Band You Never Heard in Your Life“ betitelt.

Ein Keller volle Tapes und Mitschnitte

Alex Winter, vielen bekannt als Bill aus der „Bill und Ted“ Filmreihe mit Keanu Reeves, ist seit langem Zappa Fan und hat hier eine Mammutaufgabe übernommen und eine übe weite Strecken sehr gelungenes Porträt erstellt, das quasi eingerahmt wird, von der späten Anerkennung Zappas in der gerade demokratisch gewordenen Tschechischen Republik.

Etwas schade ist, dass in der Bildflut auch keine Songs und Kompositionen ausgespielt werden. Dafür ist in der Special Edition bei Plaion Pictures nicht nur der Film auf DVD und Blu-Ray enthalten, sondern auch eine Doppel-CD mit allen Songs des Soundtracks. Darüber hinaus sind Artcards und ein Booklet enthalten. Das ist für Einsteiger und Fans gleichermaßen interessant. Außerdem ist neben der englischen Sprachfassung und Untertiteln auch eine deutsche Voice-Over-Fassung anwählbar. Diese ist durchaus gelungen, wenngleich ich als Fan den O-Ton von Zappa bevorzuge.

Frank Zappas Karriere an dieser Stelle zu referieren, wäre nutzlos, denn das tut der Film. Wer vorab mehr Infos braucht, wird bei Wikipedia fündig oder in den Vorstellungen diverser Zappa-Filme auf diesen Seiten. Neben meiner anmaßenden Top 5: Zappa Songs und einer Doku über Mothers Schlagzeuger Jimmy Carl Black sind das ein sehenswerter Live-Im Studio-Auftritt von 1974, der fürs TV gedacht war, aber nie ausgestrahlt wurde, und die ebenfalls aus Archivmaterial kompilierte und unterhaltsame Doku „Zappa – Eat that Question“ von Thorsten Schütte.

Der Frust des Komponisten am Musiker

Interessierte seinen noch darauf hingewiesen, dass sowohl Moon Unit Zappa als auch Dweezil Zappa in den vergangenen Jahren, nach dem US-Erscheinen der Doku 2020 Erinnerungen an das Familienleben und den Vater veröffentlicht haben.

Aber zurück zu „Zappa“. Alex Winter hat jahrelang an dem Film gearbeitet wie die Interview-Sequenzen mit Gail Zappa zeigen, die seit 2015 verstorben ist. Das ist schon ein Aufwand, der an sich zu würdigen ist. Der Musiker Zappa, der einen Hang zur Arbeitswut hatte und vor allem seine musikalische Vision konservieren wollte, war sicherlich kein leichter Mensch und wird in der Doku auch nicht als umgängliche Typ vorgestellt. Mehr braucht es in Film-Kontext aber auch nicht.

Unterm Strich kann der Rezensent nicht beurteilen, wie hilfreich die Doku als Einstig in Zappas Leben und Werk ist, da er seit Jahrzehnten Fan ist und als solcher schon mit großem Interesse die Archivaufnahmen angeschaut hat. Möglicherweise bieten andere Filme und Alben da einen leichteren Zugang. Alex Winters „Zappa“ ist vor allem ein furioser Ritt durch ein schier unerschöpfliches Repertoire. Posthum sind inzwischen fast so viele Alben erscheinen wie zu Lebzeiten.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)
Editions-Wertung 9 out of 10 stars (9 / 10)

Zappa
OT: Zappa
Genre: Doku, Musik, Biographie
Länge: 129 Minuten, USA, 2020
Regie: Alex Winter
Mitwirkende: Frank Zappa (Archiv), Ruth Underwood, Steve Vai
FSK: ab 12 Jahren
Extras der SE: 2-CD Songs des Soundtracks, Booklet, Artcards
Vertrieb: Plaion Pictures
SE-VÖ: 12.12.2024

Zappa bei Plaion Pictures
Frank Zappa bei Wikipedia
Zappa Homepage

2 Kommentare

Burkhard Schempp 2024/12/13

Ich habe das Projekt von Alex Winter mit vorfinanziert und habe mir viel davon versprochen, wurde doch damit geworben, bislang ungesehenes Material aus dem Vault zu retten. Umso enttäuschter war ich vom Ergebnis. Bis auf wenige Filmschnipsel aus Zappas privatem Bereich war fast alles bereits auf YouTube und anderen Bootleg-DVDs zu sehen. Das Strecken auf Spielfilmlänge durch Interviews war auch nicht das, was versprochen wurde. Und… wer als geneigter Zappa-Fan will schon ein Gespräch mit Gail sehen? Erfrischend einzig das sehr nette Interview mit Ruth Underwood.
So ziemlich alle aus meinem Bekanntenkreis (überwiegend Zappanale-Besucher) schwankten zwischen enttäuscht und wütend über das nicht eingehaltene Versprechen.
Schade auch, dass dieser Artikel zum einen unreflektiert die Werbebotschaften zum Film widerholt und zum anderen aufgrund sehr vieler Rechtschreibfehler schwer lesbar ist.

nofrank 2024/12/13

Rechtschreibung wurde weitgehend korrigiert.