Fans haben lange drauf gewartet, dass die „Wyld Stallyns“ auf die Leinwand zurückehren, um erneut die Erde zu retten. Wer anders als Bill Preston und Ted Logan wären in der Lage, dem Druckk dieser Aufgabe so ausdauernd standzuhalten. Nun bringt Kinostar mit MGM „Bill & Ted Face the Music“ am 25.September 2020 für einen Tag in die Kinos, zeitgleich erscheint der Film als Video on Demand (VoD) online. Mit „Face The Music“ geht endlich, nach fast 30 Jahren, eine Trilogie zu Ende. Und das Ende kann sich sehen lassen.
1989 wurde die Filmwelt Zeuge wie die beiden Teenager Bill Preston (Alex Winter) und Ted Logan (Keanu Reeves) in der Komödie „Bill und Teds verrückte Reise durch die Zeit“ (OT: „Bill & Ted‘s Excellent Adventure“) Besuch aus der Zukunft bekamen. Der Zeitreisende Rufus (George Carlin) teilte den beiden Kids mit, dass sie unbedingt ihre Band „Wyld Stallyns“ gründen müssen, damit die Welt in eine exzellente Zukunft übergehen kann.
Dafür war es nötig, dass Ted nicht von seinem Polizei-Vater auf eine Militärakademie geschickt wird. Weshalb Bill und Ted unbedingt ihr Geschichtsreferat bestehen mussten. Auf einer Zeitreise sammelten die Schüler herausragende Figuren der Menschheitsgeschichte ein, um sie auf der Bühne in der San Dimas Highschool zu präsentieren.
Zwei Jahre später schickte die Zukunft in „Bill & Teds verrückte Reise in die Zukunft“ (OT: „Bill & Ted’s Bogus Journey“) Doppelgänger der beiden aus, um die Retter des Planeten um die Ecke zu bringen. Bei der Gelegenheit treffen Bill & Ted auch den Tod. Aber dazu vielleicht später mehr.
Jetzt, also gefühlte dreißig Jahre später, sind Bill & Ted in „Bill & Ted Face The Music“ zwar immer noch granatenstark und glücklich mit ihren Prinzessinnen aus der Vergangenheit verheiratet und haben in den beinahe erwachsenen Töchtern Thea Preston (Samara Weaving) und Billy Logan (Brigette Lundy-Paine) Nachwuchs, der seine Väter stolz macht. Mit der musikalischen Karriere ist es aber nicht weit her, die „Wyld Stallyns“ haben sich nach furiosem Erfolg getrennt und glaubten mit ihrer Hymne „Those Who Rock“ den Planeten längst gerettet zu haben.
„Sometimes things don’t make sense, until the end of the Story“ (Rufus Uhren-Gravur)
Doch weit gefehlt; Von der Paartherapie weg, werden Bill und Ted in die Zukunft zitiert. Die große Anführerin macht dem beiden klar, dass heute um 17:17 Uhr an einem bestimmten Location in San Dimas das Schicksal der Realität wie wir sie kennen auf dem Spiel steht. Sollten die Hoschis Bill und Ted dann nicht ihren granatenstarken Song, der die Welt zur Einigkeit führt, spielen, fliegt uns der ganze Kram um die Ohren. Schlimme Neuigkeiten für unsere Helden.
Bill und Ted haben keinen Schimmer, aber die Idee, den Song bei ihren zukünftigen Ichs zu klauen. „Ist ja eigentlich kein klauen. Ist ja von uns.“ Also schnell eine Zeitreise-Telefonzelle stibitzt und auf in die Zukunft. Doch das Duo ist und bleibt auf dem absteigenden Ast. Zeitgleich tut sich eine Allianz der Töchter zusammen: Rufus Tochter Kelly (Kristen Schaal) informiert Thea und Billie über die Deadline und den Auftritt. Die beiden machen sich also auf Zeitreise in die Vergangenheit, um ihre Väter zu unterstützen: Um den Song, der die Welt einigt, aufzuführen, braucht es schließlich eine exzellente Band.
Um die Temporallappen des Publikums noch weiter zu strapazieren, schicken die Drehbuchautoren Chris Matheson und Ed Solomon, die auch die anderen Filme schrieben, auch noch Bill und Teds Ehefrauen eine Reise durch Zeit und Raum, schließlich wurde denen von ihren eigenen Männern prophezeit, dass sie in keiner der alternativen Realitäten oder zu irgendeiner Zeit mit ihren Gatten glücklich werden. Aber da wäre ja Kid Cudi (Kid Cudi) der uns das erklärt mit der Zeit, dem Raum, der Realität und der Theorie und Praxis.
„No Way!“ – „Yes Way!“ (Diskussion zwischen Ted und Bill)
So groß die Vorfreude auf ein weiteres exzellentes Abenteuer der beiden Hallodris Bill und Ted war, so groß war auch die Befürchtung, dass nach drei Dekaden der Witz nicht mehr zündet, der Funke verloren ist. Entwarnung: „Bill & Ted Face The Music“ ist großartig und sollte allen, die bei Twin-Gitarren-Soli auch mal weinen können, die Tränen der Rührung in die Augen treiben. Wer seinen infantilen Sinn für Humor durch die Jahrzehnte retten konnte, sollte ebenfalls auf seine Kosten kommen.
Es beginnt tatsächlich etwas holprig und Bill und Teds experimentelle Hochzeits-Performance ist eher Post-Rock für Fortgeschrittene, aber so nach einigen Klamauk-Attacken und etwa 20 Minuten haben sich alle Beteiligten und alle, die rocken oder zuschauen wollen, eingegroovt. Dann entspinnt sich ein wildes Wogen um die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, der Existenz, der Musik.
Dabei finden Keanu Reeves und Alex Winter in ihre Rollen zurück, als wären sie nie weg gewesen. Das leicht holprige Timing gehört ebenso dazu wie die ruckelige Begriffsstutzigkeit und die wahnwitzig redundanten Problemlösungs-strategien. In „Face The Music“ wird all das hinreißend und annähernd Perfekt von Regisseur Dean Parisot orchestriert. Da stört es auch nicht, dass die Zukunftskulisse eigentlich viel zu cool nach CGI aussieht. Wer – wie der „Doctor Who“ mit einer Telefonzelle reist, ist vor Überraschungen gefeit, weil er mit allem rechnet.
„Bill & Ted Face The Music“ ist ein überraschend stimmiger und überraschend sehenswerter dritter Teil geworden. Nicht wenige der Kollegen Film-Kritiker meinen jetzt schon, in kommenden Jahrhunderten, werde dieser Teil als bester der Serie gehandelt. Dem schleudere ich ein solides „Man kann den Wind nicht fangen!“, entgegen. Original bleibt Original und so überraschend charmant wie in ihrem „exzellenten Abenteuer“ ihrer „verrückten Reise durch die Zeit“ werden Bill Preston und Ted Logan nie wieder sein, aber dies ist verdammt nahe dran. Immer noch „Volle Kanne, Hoshi“ oder wie’s eher lahm im Original heißt „Party on, dudes!“.
Film-Wertung: (8 / 10)
Bill & Ted Face the Music
OT: Bill & Ted 3: Face the Music
Genre: Komödie, Science-Fiction
Länge: 91 Minuten, USA, 2020
Regie: Dean Parisot
Darsteller: Keanu Reeves, Alex Winter, Samara Weaving, Brigette Lundy-Paine, Kristen Schaal,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Kinostar
Kinostart &VoD-VÖ: 25.09.2020
DVD- 6 BD-VÖ: 03.12.2020