Celeste & Jessie: Optimierungszwang

Aus dem Archiv in dem #Mayromantic: „Celeste & Jessie“ von 2012. Niemand hat behauptet, Beziehungen wären einfach. Selbst vermeintliche Traumpaare haben so ihre Probleme. Wie Celeste und Jesse, die seit Kindheitstagen für einander bestimmt schienen. Nur dass sie gerade dabei sind, sich scheiden zu lassen. Davon merkt man allerdings nicht viel, weil die beiden dauernd zusammenhocken. Ist das jetzt progressiv? Auf jeden Fall amüsant.

Celeste (Rashida Jones) und Jesse (Andy Samberg) kennen sich schon ewig und waren, beziehungsweise sind, auch ein ziemlich perfektes Paar. Allerdings trennen die beiden sich gerade, was keiner ihrer Freunde versteht. Vor allem Beth (Ari Graynor) und Tucker (Eric Christian Olsen), die auch schon ewig zusammen sind und gerade beschlossen haben, zu heiraten, sind komplett verwirrt, dass Celeste und Jesse dauernd etwas zusammen unternehmen.

Rein formal ist Jesse ausgezogen, allerdings wohnt der arbeitslose Grafiker, der so gerne Künstler wäre, im Hinterhaus von Celeste, die als Werbefrau kräftig an ihrer Karriere bastelt. Im Grunde ist eigentlich nicht viel anders, als zu den Zeiten, da die beiden noch zusammen waren. Doch dann trifft Jesse zufällig Veronika (Rebecca Dayan) wieder, mit der er vor einigen Monaten eine Nacht verbracht hat. Als die ihm erzählt, sie sei daraufhin schwanger geworden, fällt der Tunichtgut aus allen Wolken und gibt sich ernsthaft Mühe sich auf die neue Vaterrolle einzulassen.

Ein perfektes Paar

Celeste fällt aus allen Wolken, dass Jesse nun nicht nur eine andere Beziehung hat, sondern scheinbar auch erwachsen wird. Eben das, was sie sich die ganze Zeit über von ihm gewünscht hat. Ihre eigenen Date-Bemühungen sind allerdings nicht so prickelnd. Und im Job läuft‘s auch nicht so dolle: ihre neue Kundin ist ein Teenie-Pop-Sternchen und die Werbekampagne für deren neues Album geht ziemlich nach hinten los.

„Celeste & Jesse – Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!“ ist mal eine andere romantische Komödie, die rechtzeitig zum Valentinstag in die Kinos kommt. Denn das Paar, um das es geht, ist gerade systematisch dabei, sich selbst abzuschaffen, obwohl eigentlich alles ganz gut gelaufen ist und die Chemie zwischen den beiden im Grunde stimmt. Rashida Jones, die auch Celeste spielt hat das Drehbuch zusammen mit Will McCormack geschrieben, der ebenfalls als Darsteller zu sehen ist.

Plötzlich erwachsen

Das Script der beiden hat so einige skurrile, aber modern urbane Slackertypen aufzubieten und eine etwas andere seltsame Lovestory, die auch ziemlich temporeich und mit viel gelungenem Wortwitz inszeniert ist. Regisseur Lee Toland Krieger („The Vicious Kind“) hat ein gutes Gespür für den Sound des modernen Lebens der Zielgruppe und so zünden eigentlich ziemlich viele der Gags und die durchweg sympathische Besetzung weiß zu unterhalten.

Auch die popkulturelle Nebenhandlung zwischen veganen Cafés, Lifestyle-Kiffen und Teenie-Pop sorgt für gute Unterhaltung und kommentiert unsere moderne Welt mit einem verschmitzten Lächeln. Ganz so, wie auch die Liebesgeschichte ein zeitgemäßer Kommentar zu den scheinbaren Bindungsschwierigkeiten ist, die mit der ständigen Suche nach dem Optimum, dem perfekten Partner, einhergehen. Viel zu spät erkennt Celeste, dass ihr versuch Jesse erwachsener, vernünftiger zu machen nicht nur nicht klappen konnte, sondern ihr selbst auch einen Teil jener verspielten Lockerheit ermöglicht hat, die es braucht, um dem Leben auch Freude abgewinnen zu können.

Für immer, oder was?

Die romantische Komödie erfindet das Genre allerdings nicht neu und viel von dem, was als moderner, urbaner Lebensstil präsentiert wird, ist ein bisschen zu hip und gestylt und transportiert auch immer einen Hauch von Klischees. Die Botschaft, so es denn eine gibt, läuft vielleicht darauf hinaus, den anderen nicht verändern zu wollen.

Wenn die Zeit kommt, wächst der Mensch mit seinen Aufgaben. Für den dusselig komplizierten deutschen Titel „Celeste & Jesse – Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!“ sollte es eigentlich Punktabzüge geben. Warum ausgerechnet in diesem Fall der – jedem verständliche – Originaltitel „Celeste & Jesse Forever!“ nicht übernommen wurde, ist mir unbegreiflich.

„Celeste & Jesse“ ist eine stimmungsvolle romantische Komödie, die für viel Kurzweil und feine Unterhaltung sorgt. Das Ende hat mir trotzdem nicht gefallen.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Celeste & Jessie- Beziehungsstatus: Es ist kompliziert!
OT: Celeste & Jessie Forever
Genre: Romanze,
Länge: 93 Minuten, USA, 2013
Regie: Lee Toland
Darsteller:innen: Rashida Jones, Elija Wood, Emily Roberts, Andy Samberg
FSK: ab 0 Jahren, ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: DCM / Eurovideo
Kinostart: 14.02.2013
DVD- & BD-VÖ: 26.09.2013