Das Sucht-Drama „The Outrun“ nach der Autobiografie von Amy Liptrot ist sicher einer der intensivsten Filme des Jahres. Hauptdarstellerin Saoirse Ronan hat den Film von Nora Fingscheidt auch produziert und wird auch als Oscar-Kandidatin gehandelt. Studiocanal veröffentlich das intensive Drama aus dem rauen Norden Schottlands ab dem 5. Dezember 2024 in die Kinos.
Rona (Saoirse Ronan, „Blitz“ ) kommt nach ihrem Studium und bewegten Jahren in London wieder zurück in ihre schottische Heimat. Auf den Orkney Inseln will die junge Biologin wieder zu sich selbst finden. Während ihres Studiums in London hat die feierfreudige Schottin eine Alkoholabhängigkeit entwickelt, die unhaltbar geworden ist. Darunter litt nicht nur ihre Beziehung zu Daynin (Paapa Essiedu).
Nun hofft Rona in der Abgeschiedenheit der rauen Landschaft mit Hilfe ihrer Mutter Annie (Saskia Reeves) wieder zu sich selbst zu finden. Doch immer wieder steht ihr die Abhängigkeit im Weg und dann wird es auch der religiösen Mutter zu viel. Ronas Vater, der schon immer seine psychischen Belastungen hatte, lebt inzwischen allein auf dem Bauernhof und haust in einem Wohnwagen. Auch hier ist wenig Hilfe zu finden. Während Rona zurückblickt um die Zukunft zu finden.
Gelegentlich floskeln Filmleute, dass die Landschaft in einem Drama eigentlich ein eigener Charakter wäre. Selten ist das so erlebbar wie in „The Outrun“. Das liegt einerseits an der imposanten, kargen und herben Szenerie der Inselwelt im Norden Schottlands, die mit ihrer bewegten Küste den Anstürmen der See ausgesetzt ist. Andererseits liegt es daran, dass Rona weite Strecken des Dramas allein in der Natur ist und eine Art innere Erzählung führt, die sich in der Landschaft widerspiegelt.
Orkney Tremor
Es wäre verwunderlich, wenn sich dieser Impuls nicht in einer existentiellen Körperlichkeit wiederspiegeln würde. Und so weist Rona bereits früh im Film (und im Trailer) darauf hin, dass auf den Orkneys eine Vibration spürbar wäre. Ein Grollen, dass aus den Tiefen des Meeres kommt und sich in den Felsen fortsetzt. Und spätestens, wenn „The Outrun“ daraus die Beats der Londoner Partynächte entstehen lässt, hat mich der Film überrollt wie eine Brandungsgischt.
Dabei gibt es einige Filme mit Sucht und Drogenthematik, die themenbedingt zumeist eher drastisch und fordernd ausfallen. Für die Darsteller:innen ist das wie für die Berauschten immer verbunden mit einer Art von Kontrollverlust. Das ist nicht einfach auf den Punkt zu bekommen und es ist auch nicht einfach in den verallgemeinerbaren Mechanismen von Sucht und Heilung eine persönlich, individuelle Geschichte zu erzählen, die auch noch weitere Betrachtungs- und Bedeutungsebenen in sich trägt. „The Outrun“ ist in dieser Hinsicht so atemberaubend wie die gezeigte unbändige Natur.
Selten hat das Publikum Saoirse Ronan derart intensiv aufspielen sehen wie in „The Outrun“ das liegt selbstredend auch an der extrovertierten Frau, die sie spielt. Und es liegt an der gelungenen Adaption der Geschichte und der ebenso bildgewaltigen wie feinsinnigen Erzählweise der herausragenden Filmmacherin Nora Fingscheidt.
Film-Wertung: (8 / 10)
The Outrun
OT: The Outrun
Genre: Biografie, Drama
Länge: 118 Minuten, GB, 2024
Regie: Nora Fingscheidt
Vorlage: Autobiografie von Amy Liptrot
Schauspiel: Saoirse Ronan, Saskia Reeves, Stephen Dillane, Paapa Essiedu,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Studiocanal
Kinostart: 05.12.2024