Filmmacher Steve McQueen erzählt in seinem jüngsten Film „Blitz“ aus dem London während des deutschen Bombardements im Zweiten Weltkrieg. im Mittelpunkt des Geschehens der 12Jährige George und seine Mutter Rita. AppleTV streamt die Eigenproduktion ab dem 22. November 2024, zuvor kommt „Blitz“ hierzulande allerdings noch am 7.November in die Kinos.
Die alleinerziehende Rita (Saoirse Ronan) und ihr 12jähriger Sohn George (Stephen Graham Christopher) leben bei Ritas Vater Gerald (Paul Weller) im Osten London. Im September 1940 beginnt die Luftschlacht um England und die deutsche Luftwaffe fliegt regelmäßige Angriffe auf das Inselkönigreich. Vor allem London ist davon stark Betroffen.
Rita arbeitet in einer Munitionsfabrik und sie beschließt wie so viele andere Eltern, ihr Kind in Sicherheit zu bringen, was im Klartext heißt, sie zu Familien aufs Land zu geben. George will nicht weg, wird aber in den Zug gesetzt, aus dem er bei der ersten sich bietenden Gelegenheit abhaut. Während sich George einen Weg zurück nach London und zu seiner Familie sucht, findet Rita in der Kriegssituation gelegentlich auch unbeschwerte Alltagsfreuden wieder.
Sicherheit ist oberstes Gebot
Nach „Widows “ (2018) kommt erstmals wieder ein Film von Steve McQueen („12 Years a Slave“) in die Kinos. zwischendurch drehte der Filmmacher Serien und beschäftigte sich in einer viereinhalbstündigen Doku mit dem Amsterdam auch unter deutscher Besatzung. Es scheint als wäre das Kriegsthema noch nachwirkend. eigen an der Story nach Originaldrehbuch von McQueen ist die schwarze Perspektive, denn Georges Vater, der im Film nur in einer Rückblende auftaucht, ist schwarz.
Und so begegnet dem pfiffigen aber introvertierten Jungen schon früh ein gewisser Alltagsrassismus, der sich auch in Kriegszeiten und Notsituationen nicht immer unterdrücken lässt. Zumindest in der Welt als Wille und Vorstellung von Steve McQueen. Und so ist auch der Weg des Jungen nach Hause immer wieder von maßgeblichen Begegnungen geprägt. Das hat erzählerisch durchaus Anleihen bei Charles Dickens genommen. Führt beizeiten aber auch zu sehr belehrenden Szenen, beispielsweise im Luftschutzbunker.
Derweil erlebt Rita eine parallel erzählte Kriegsepisode, in der die alleinstehende Frau in der Munitionsfabrik arbeitet. Irgendwann beschließt die BBC von dort ein Radiokonzert zur Erbauung der Bevölkerung aufzuzeichnen. Rita darf ein Lied vortragen, während ihre klassenbewussten Kolleginnen die Situation nutzen, um auf die unzureichende Schutzsituation aufmerksam zu machen.
Der Ausreißer in der zerstörten Stadt
„Blitz“ ist nicht unbedingt ein gelungener Film. Die studioartigen Kulissen und die CGI-Effekte nehmen der Kriegshandlung viel von ihrer Bedrohung, weil sie irreal wirken. Die parallel montierten Handlungen sind einerseits recht zeittypisch gehalten, andererseits bleibt auch Saoirse Ronan („Am Strand“) in ihrer Rolle vergleichsweise blass, und auch Georges Heimweg wirkt wie eine Aneinanderreihung von Jugendabenteuern.
Und ohne Romanze kein Drama, weshalb Ritas Kindheitsfreund Jack (Harris Dickinson) auch mehr oder minder heimlich verliebt auf die Witwe aufpasst, so gut es eben geht. Dickinson und Ronan spielten schon in der deutlich empfehlenswerten Krimikomödie „See how they run“ zusammen. Die Augenblicke der Unbeschwertheit in „Blitz“ sind musikalische konnotiert und swingen sich irgendwie seltsam entrückt durch Rückblende und Kneipenpiano und kriegstrotzendem Tanzvergnügen.
In Sachen Jugendabenteuer braucht es einen väterlichen Freund, der im schwarzen Luftschutzwart Ife (Benjamin Clémentine) zumindest temporär gefunden ist. Doch wie so vieles in „Blitz“ und möglicherweise in der realen Situation der Luftschlacht tauchen Menschen auf und wieder ab wie der Wind die Wolken treibt.
„Blitz“ zeigt exemplarische das Leben während der Bombardierung Londons m zweiten Weltkrieg. Das ist ich er trefflich recherchiert und inszeniert wesentliche Bestandteile, aber es macht keinen packenden Film. „Blitz“ ist leidlich unterhaltsam, hat aber auch Längen, einen artifiziellen Look und eine Erzählhaltung, die bei mir persönlich so überhaupt nicht verfängt, weil es ihr an Dringlichkeit fehlt.
Film-Wertung: (5 / 10)
Blitz
OT: Blitz
Genre: Drama, Kriegsfilm
Länge: 120 Minuten
Regie: Steve McQueen
Schauspiel: Saoirse Ronan, Harris Dickinson, Stephen Graham Christopher
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Apple TV
Kinostart: 07.11.2024
Streaming-Start: 22.11.2024