Immer ein Pik-Ass im Ärmel

LemmyStageCU1Lemmy Kilmister, der Pate des Heavy Metal, ist an Heiligabend gerade 65 geworden, aber weit davon entfernt, in Rente zu gehen. Stattdessen erscheint ein neues Motörhead-Album und nun auch eine Dokumentation, die dem Rock-Urgestein ein Denkmal setzt. „Lemmy -The Movie“ lässt Fanherzen höher schlagen und erscheint als 2-DVD und Blu-ray am 21. Januar 2011. Cheers!

Damit es keine Verwirrung gibt: Schon 2002 hat der deutsche Dokumentarfilmer Peter Sempel („Die Ameise in der Kunst“) eine Motörhead-Dokumentation gedreht und den Film ebenfalls „Lemmy“ genannt. Das Filmchen, um das es jetzt geht, ist gerade erst fertig geworden, wurde von Wes Orshoski und Greg Olliver gedreht, feierte im letzten Frühjahr seine Welturaufführung und ist gerade in den USA auf Kinotour. Die Filmemacher haben Lemmy und Motörhead jahrelang begleitet.

I Got Mine

LemmyAmoeba1Das Portrait zeigt den einflussreichen Rockmusiker auch privat in seiner Wahlheimat Los Angeles und schafft es, eine erstaunliche Nähe aufzubauen. Das allein macht schon Spaß. Angereichert mit Interviews und Kommentaren alter Weggefährten und Musiker-Kollegen wird dann – mehr oder weniger chronologisch – die Karriere abgeklappert, während noch Auftritte und Aufnahmen mit Stars wie Dave Grohl (Nirvana, Foo Fighters) und Metallica eingeschoben werden. Im letzten Drittel widmet sich „Lemmy – The Movie“ dem aktuellen Motörhead-Schaffen und die Regisseure gehen mit der Band auf Tour.

Nothing up my Sleeve

LemmyHome1„Lemmy – The Movie“ ist ein Film von Fans für Fans und das ist ganz im Sinne von Herrn Kilmister, der weit davon entfernt ist, sich auf seinem Status als Kult-Ikone auszuruhen. Stattdessen ist der Motörhead-Frontman ein volksnaher, in gewisser Weise bodenständiger und meistens umgänglicher Typ, der seine Fans, seine Kollegen und seine Crew gleichermaßen respektvoll behandelt und mit beständiger Regelmäßigkeit ein neues Album und eine neue Tour in Angriff nimmt. Ein waschechter Rock’n’Roller eben.

The Chase Is Better Than the Catch

LemmyAutograph1Filmisch wird wenig Neuland betreten, stattdessen setzten die beiden Filmemacher auf Authentizität und lassen den Star selbst wirken. Auch durch Interviews der Freunde und Kollegen. Wer Lemmys Autobiographie „White Line Fever“ von 2003 gelesen hat, weiß das meiste schon. Selbstredend ist die Doku untertitelt. Wer will für Lemmy schon eine Synchronstimme.

The Wörld is Yours

LemmyBillyBob1Das Bonusmaterial ist mit zwei Stunden reichhaltig ausgefallen und führt Aspekte des Films weiter: Die Live-Aufnahmen stammen von dem Berlin-Auftritt (ca. 30 Minuten), angereichert um zwei vollständige Soundcheck-Aufnahmen. Die Metallica-Episode umfasst die Film-Songs in voller Länge und eine weitere gemeinsame Zugabe. Es gibt ein albernes Making of und komplette Interviews mit Mikkey D. und Phil Campbell von Motörhead, die in der Doku ein bisschen zu kurz kommen. Weiter ist ein Feature über die treuesten Fans enthalten und jede Menge anderes Zeug. Leider sind die Extras nicht untertitelt, was bei dem allgemeinen Genuschel schon schade ist.

Built for Speed

LemmyHallway1Lemmy hat es noch nie interessiert, was andere von seinem Lifestyle halten und er ist inzwischen zu alt, um den noch zu ändern. Aber gerade das macht einen Großteil seiner Integrität aus, genauso wie seine Weigerung, den eigenen Alkohol- und Drogenkonsum als Beispiel verstanden zu wissen. Lemmy weiß, dass er auch das Glück hat, überlebt zu haben; anders als viele andere Rockstars.

Rock’n’Roll Doctor

Was dabei nie erwähnt wird, sind die Disziplin, die Aufopferung und die Liebe zur Musik, die der Motörhead-Leader dabei an den Tag legt. Henry Rollins erinnert sich, dass Lemmy mal gesagt hat, er könne sich an die Zeit vor dem Rock’n’Roll erinnern. Die neue Musik war dann eine Befreiung und Lemmy lebt genau diese Freiheit. Niemand hat ihn je nicht funktionsfähig auf der Bühne erlebt.

Teach You How To Sing The Blues

LemmyBassTest1The Damned erinnern sich, dass er einmal als Bassist bei ihnen aushalf und das Material drauf hatte, während The Damned nicht in der Lage waren, den einen Motörhead-Song des Auftritts auf die Reihe zu kriegen. Anekdoten wie diese umreißen, wer Ian Fraser Kilmister eigentlich ist: Seit 55 Jahren Berufsmusiker, seit 35 Motörhead-Chef und seit den Achzigern mit der im wesentlichen gleichen Crew unterwegs. Er lässt jeden sein Ding machen und macht seines. Ein freier Geist. Eine lebende Legende.

Fazit: Für Fans ist „Lemmy – The Movie“ unverzichtbar. Die Dokumentation macht einfach gute Laune, rockt und hat gewonnen, sobald Lemmy erstmals im Bild ist. Alle anderen erwartet eine authentische Musikdoku über eine große Persönlichkeit, die in filmischer Hinsicht allerdings eher durchschnittlich ausgefallen ist. Vom Fan gibt’s 9 Punkte, vom Kritiker 7,5. Bass um, Kippe wegschnippen und jetzt alle: „We are Motörhead. And we play Rock’n’Roll.“

Film-Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

Lemmy-the-Movie_highLemmy – The Movie
Genre: Musik, Dokumentation
Regie: Wes Orshoski, Greg Olliver
Länge: 110 Minuten; OmU
Bonus: (ca. 120 min), Live, Making of, Interviews, Lemmy & Metallica, etc. auf Blu-ray & 2-DVD
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Entertainment One,  WVG-Medien
DVD-VÖ: 21.01.2011

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