Clan: Nur ein toter Schwager ist ein guter Schwager

Die belgische Serie „Clan“ steckt voller Frauenpower und Familienzwistigkeiten und zeigt einmal mehr, dass unsere Nachbarn einen ganz eigenen Sinn für Humor haben: rabenschwarz und manchmal auch ein bisschen platt. Vier Schwestern machen sich daran, die fünfte im Bunde von ihrem widerlichen Ehemann zu befreien. Doch damit geht der Stress erst los.

Da liegt er nun also in seinem Lieblingspyjama im Sarg und kann niemanden mehr demütigen oder zum Gespött machen: Jean-Claude Delcors (Dirk Roofthoof). Und während die fünf Goethals-Schwestern Eva (Barbara Sarafian), Veerle (Kristine Van Pellicom), Birgit (Ruth Becquart), Rebecca(Maaike Neuville) und Witwe Goedele (Inge Paulussen) auf der Beerdigung sind, haben die Brüder Matthias (Geert van Rampelberg) und Thomas (Robbie Cleiren) DeWitt ganz andere Sorgen. Ihre Versicherungsagentur steht kurz vor der Pleite und wenn die beiden in zwei Wochen ihre Finanzen nicht im Griff haben, wird ihnen die Lizenz entzogen.

Der Vater, der vor zwei Jahren Selbstmord beging, hat die Agentur ganz schon in Probleme geritten.  Ausgerechnet jetzt wird die Lebensversicherung des Verstorbenen fällig. Allerdings gab es in letzter Zeit einige Versicherungsfälle in der Familie Decors. Da stimmt doch etwas nicht? Mit letzter Hoffnung, die Lebensversicherung nicht auszahlen zu müssen, untersuchen die beiden Brüder den Tod von Jean-Claude und statten auch den Schwägerinnen einen Besuch ab. Die Schwestern haben auch einiges unternommen, um ihren Schwager aus dem Weg zu räumen. Nun fürchten sie, dass die Versicherungsleute ihnen auf die Schliche kommen. Da heißt es, familiären Zusammenhalt zu zeigen. Und nicht wie Bekka auch noch mit einem der Feinde zu flirten.

Die belgische Serie „Clan“ aus der Feder von Malin Sarah Gozin hat zwar durchaus ein kriminalistisches Moment, aber keine kriminalistische Dramaturgie. Immerhin ist das ersehnte Ergebnis, der Tod des verhassten Ekelpakets, gleich zu Beginn der Serie offensichtlich. Polizei sucht man hier vergebens und wenn die Herren in dem kleinen belgischen Kaff mal auftreten, dann als vertrottelte Dorfpolizisten. Woran der gute Jean-Claude allerdings letztlich gestorben ist, bleibt bis zum Ende im Unklaren. Schließlich sollen die Versicherungsvertreter auch etwas zu tun bekommen. Vielmehr geht es der Serie darum, einen Familienkosmos zu zeigen, der von den fünf Schwestern getragen wird, die früh ihre Eltern verloren haben und inzwischen alle erwachsen sind und zum Teil selbst Familie haben.

Nicht alle Elemente  in „Clan“ wissen zu überzeugen, auch wenn die Serie sich auf starke, gut ausdifferenzierte und gut gespielte Charaktere stützen kann, die alle auch ihre eigenen Probleme und Sorgen haben. Das wird im Verlauf der diversen Mordversuche jeweils ausgeleuchtet. Zumeist mit einem pechschwarzen Humor und mehr oder minder originellen Methoden, den Schwager um die Ecke zu bringen. Erzählt wird „Clan“ in Rückblenden, während auf einer zweiten zeitlichen Ebene die Tage nach der Beerdigung und damit die Untersuchung der DeWitts voranschreitet.

Warum Jean-Claude aus dem Leben befördert werden sollte, wird schon in der ersten Folge recht deutlich, der Mann ist ein neidzerfressener Spießbürger mit Hang zu sadistischen Streichen. Alles was er über andere Menschen in seiner Umgebung aufschnappt, verwendet er umgehend gegen diese und macht sich einen fiesen Spaß daraus. Klar, dass auch das Familienleben von Goedele, der zweitältesten Schwester, und Jean-Claude klassischer Rollenverteilung entspricht. Mutti sorgt gefälligst für das Essen auf dem Tisch, ein sauberes Haus und eine brave Tochter. Ansonsten wird Mutti so dumm und abhängig gehalten wie möglich; davon versteht sie ja eh nichts.

Der Bösewicht ist also schnell ausgemacht, aber es gehört zu den Schwachpunkten der Serie, dass in jeder Folge auch immer Jean-Claudes sadistisch-hinterhältige Art zelebriert wird. Das ist auf Dauer etwas eintönig und nutzt sich ab. Ein weiteres Manko der Serie ist das behäbige Erzähltempo und der schematische Aufbau der einzelnen Folgen: Nachdem die Ausgangslage anfangs ausgeleuchtet ist, wird in jeder Folge brav ein Mordversuch und das Verhältnis einer der Schwestern zu ihrem Schwager abgearbeitet. Anschließend gibt es noch einige Verwirrungen, die jeweils auch eine Folge beanspruchen. Das wirkt zum Teil in die Länge gezogen und kann (wie die Episode „Professionelle Hilfe“) nicht immer überzeugen. Gegen Ende dann wird es doch noch einmal hektisch, weil all die losen Erzählfäden ja schließlich zusammengeführt und aufgelöst werden sollen. Das hätte sicher auch für zwei Episoden gereicht.

Vor allem das Grundgerüst der Familiengeschichte kann überzeugen und mit seinen Ausflügen ins Skurille, Dramatische, Alberne und Traurige ist „Clan“ auch ein originelles Konzept geglückt, das mit unverbrauchten Gesichtern wirklich gut besetzt ist. Ein wenig mehr Mut, das Serienformat auch gelegentlich zu sprengen, wäre schön gewesen. Hochexplosives Potential gab es genug.

Serien-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Clan – Den perfekten Mord gibt es nicht
OT: Clan
Genre: Serie, Drama, Komödie,
Länge: 590 Minuten, 10 folgen, B, 2012
Idee: Malin Sarah Gozin
Regie: Nathalie Basteyns, Kaat Beels
Darsteller: Barbara Sarafian, Kristine Van Pellicom, Ruth Becquart, Maaike Neuville, Inge Paulussen,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
DVD-VÖ: 19.06.2015