Am Ende kommen Touristen: Oświęcim war mal Auschwitz

Anlässlich des Kinostarts von „Zone of Interest“ am 29.02.2024 habe ich nochmal die sehenswerte filmische Spurensuche „Am Ende kommen Touristen“ von 2007 aus den Archiv gekramt. Darin begleitet ein Zivildienstleistender einen Shoa-Überlebenden. X-Verleih produzierte das ruhige Drama von Filmmacher Robert Thalheim.

Sven Lehnert (Alexander Fehling) leistet seinen Zivildienst im polnischen Oświęcim ab, dem ehemaligen Auschwitz. In einer internationalen Begegnungsstätte kümmert er sich um den alten KZ-Überlebenden Stanislaw Krzeminski (Ryszard Ronczewski). Der alte Kauz kann mit seinem neuen Begleiter nicht viel anfangen, und Sven tut sich gleichfalls schwer, Zugang zu dem Alten zu finden.

Doch zunächst wird es dem Zivi einfach zuviel und er sucht sich eine andere Wohnmöglichkeit. Die findet er im Haus von Ania Lanuszewska (Barbara Wysocka), einer jungen Übersetzerin. Sven verliebt sich in Ania. Mit ihr erkundet der junge Deutsche das heutige Oświęcim, immer auf den Spuren der Vergangenheit und der Suche nach der Identität des Ortes.

Ein junges Publikum wird wohl mit dem Begriff freiwilliges soziales / ökologisches Jahr etwas anfangen können. Zivildienst hingegen als Alternative zum Wehrdienst an der Waffe (aus Gewissensgründen) gehört der Vergangenheit an. Heute gibt es in Deutschland keine Wehrpflicht mehr, logischerweise auch keinen Zivildienst.

Der Regisseur Robert Thalheim („Netto“) hat sich in seinem zweiten Spielfilm auf Spurensuche begeben. Die Idee seines Drehbuchs stützt sich zum einen auf eigene Erfahrung, die er selbst als Zivildienstleistender in Auschwitz sammeln konnte. Eine weitere Insopiration war nach eigener Aussage das Filmdrama “Hiroschima mon Amour” (1959) von Regisseur Alain Resnais. “Am Ende kommen Touristen” verknüpft ziemlich gekonnt und überzeugend dargestellt Svens Kontaktaufnahme zu einer anderen Generation und seiner privaten Liebe in einem fremden Land. Darin kommen zwangsläufig die unrühmliche deutsche Holocaust-Verantwortung und die Folgen des Krieges zurück in die Gegenwart.

“Am Ende kommen Touristen” findet die Vergangenheit unter der Oberfläche der Gegenwart und erzählt so ein Stück Geschichte. Fernab aller Klischees ist ein warmherziger und nachdenklicher Film entstanden, der seinerzeit zurecht von der Kritik hochgelobt wurde. Absolut sehenswertes deutsches Kino.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

An Ende kommen Touristen
OT: Am Ende kommen Touristen
Genre: Drama
Länge: 81 Minuten, D, 2007
Regie: Robert Thalbach
Darsteller: Alexander Fehling, Barbara Wysocka, Ryszard Ronczewski
Extras: Nicht verwendete Szenen, Audiokommentar von Regisseur Robert Thalheim, Reisetagebuch Jerusalem (November – Dezember 2007), Kurzfilm “Dachau bei München”.
FSK: ohne Altersbeschränkung
Verleih: X-Verleih
Kinostart: 16.08.2007
DVD-VÖ: 22.02.2008