Gondola: Seilbahn-Poesie ohne Worte

Seilbahnschaffnerin ist gelegentlich ein einsamer Job. Doch in den versponnenen Spielfilmen von Filmmacher Veit Helmer gibt es zumeist ohnehin nicht viel zu tun. Das Besondere – zumindest der letzten Filme des Regisseurs – ist, dass sie ohne Dialoge auskommen. So auch „Gondola“ in dem sich zwei Seilbahnschaffnerinnen verlieben, sehr zur Ärger ihres Chefs. Jip Film bringt die nostalgisch launige Romanze ab dem 7. März 2024 in die Kinos.

Die neue Seilbahnschaffnerin Iva (Mathilde Irrmann) wird im Dorf nicht gerade herzlich begrüßt. Man schlägt ihr die Türen und Fenster vor der Nase zu. Auch ihr neuer namenloser Boss (Zuka Papuaschwili) heißt sie nicht gerade herzlich willkommen. Sie bekommt die zu große Uniform ihres verstorbenen Vaters und dessen Schaffner-Täschchen und los geht’s in den Dienst.

Die Bahn verbindet ein Dorf in einem Tal Georgien mit jenem Ortsteil, der oben auf dem Berg liegt und den landwirtschaftlichen Nutzflächen dort. Reger Nahverkehr herrscht hier nicht gerade und viel zu tun gibt es auch nicht. Wenn Ivas Gondel sich in Bewegung setzt, startet am anderen Ende auch die Gondel von Nino (Nino Soselia), die den Job schon länger macht.

Und Nino macht ihrer Kollegin schöne Augen. Anders als dem Boss, der sich schon länger um Nino bemüht. Um die gegenseitige Aufmerksamkeit zu erreichen, überlegen sich die Schaffnerinnen immer neue Einfälle, um die Kollegin zu erfreuen, wenn sich die Gondeln auf der Strecke treffen. Der eifersüchtige Boss sitzt allerdings an den Hebeln und setzt die Seilbahn in Bewegung.

Öffentlicher Personen-Nahverkehr in ländlichen Gegenden

Es ist schnell erkannt, dass es in „Gondola“ sehr märchenhaft und versponnen zugeht. Der Verzicht auf Dialoge trägt noch zum nostalgischen Ambiente des ohnehin zeitlos und unmodern ausgelegten Films bei. Dabei hält sich das Parabelhafte in „Gondola“ und auch in Veit Helmers anderen ähnlich konstruierten Filmen in Grenzen. Es geht vor allem darum, mit vergleichsweise geringem Budget etwas Fantastisches zu erschaffen. Und das gelingt immer wieder. Etwa mit einigen der Gondel-Schmückereien oder auch mit dem hinreißenden Ständchen.

Konsequenter Weise führt es den Filmmacher im Lauf seiner Karriere immer wieder in den vermeintlich wilden Osten ehemaliger Sowjetrepubliken. Dort scheinen Produktionskosten noch überschaubar zu sein und die „Ein-Mann-Filmmanufaktur“ Veit Helmer kann sich ein wenig austoben. Das zieht in seiner eventuellen Rückwärtsgewandtheit auch immer wieder auch Kritik auf sich. Dabei wurden neben den international gecasteten Hauptdarstellerinnen vor allem einheimische Filmschaffende verpflichtet. Mit Kameramann Goga Devgariani soll es diverse Diskussionen über die filmische Ausgestaltung gegeben haben. Aber das nur am Rande.

Die Liebe hängt zwischen den Seilen

Das Publikum muss sich einlassen auf diese spezielle Art des Kinos um Freude aus dem Besuch eines Lichtspielhauses zu ziehen. Dazu gehören neben dem zeitlos unmodernen Setting im ländlichen Raum auch die eher schlichten Geschichten, die sich auf romantische Verstrickungen kaprizieren. Versteht man die Ausschmückungen der Seilbahn-Kabinen als Bildgestaltung, die jenem Filmverständnis von beispielsweise Wes Anderson „Asteroid City“ ähnlich ist, so funktioniert der Film.

Veit Helmers vorangegangener Film „Der Lokführer, der die Liebe entdeckte“ funktioniert ähnlich, aber die Story hat mich persönlich weniger überzeugt als in „Gondola“. Helmers Kinderfilm „Quatsch und die Nasenbärbande“ (2014) hingegen hat mich mit seinem anarchischen Humor hinreißend unterhalten. Solcherlei unabhängiges und in gewisser Weise schräges Autorenfilmen ist heutzutage selten geworden, passt nicht in die Förderstrukturen der Filmbranche. Wenzel Storch („Die Reise ins Glück“, 2004) etwa hat sich aufgemacht in andere Kulturgefilde. Was nun nicht zwangsläufig heißt, dass das Publikum die künstlerische Vision des Regisseurs teilen muss.

Mit „Gondola“ präsentiert der eigenwillige Filmmacher Veit Helmer eine weitere launige romantische Komödie, die ohne Worte auskommt. Dafür aber mit vielen liebenswerten, handgemachten Effekten zu überzeugen weiß. Das ist in der heutigen Filmlandschaft schon einzigartig, selbst wenn sich Helmers Filme auch irgendwie immer ähneln.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Gondola
OT: Gondola
Genre: Romanze, Komödie
Länge: 82 Minuten, D/GO, 2023
Regie: Veit Helmer
Darsteller:innen: Mathilde Irrmann, Zuka Papuaschwili, Nino Soselia
FSK: ab 6 Jahren
Vertreibe: Jip Films
Kinostart: 07.03.2024

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