Exodus – Götter und Könige: Ab durch die Mitte

Vor rund zehn Jahren schien es als wären Bibelthemen wieder im Trend: zuerst „Noah“ von Darren Aronofskis, dann die Moses Geschichte „Exodus“ von Ridley Scott. Der Film „Exodus – Götter und Könige“ hat nichts mit der Literaturverfilmung „Exodus“ von 1960 nach Leon Uris zu tun. In Scotts „Exodus“ darf Christian Bale in der Hauptrolle die Hebräer aus Ägypten führen und sich im quasi Bruderzwist mit Joel Egerton als Pharao Ramses austoben. Überzeugend waren vor allem die Schauwerte des epischen Spektakels. Sandalenfilm modern aufgelegt.

Der Hebräer Moses (Christian Bale) wächst mit dem ägyptischen Thronfolger Ramses (Joel Edgerton) im Palast des Pharao auf. Das Findelkind hat keine Ahnung von seiner Herkunft und fühlt sich als Ägypter. Dann besucht Moses Bergwerke in denen Hebräern als Sklaven schuften und wird über seine Herkunft informiert. Der aufbrausende, verwirrte Moses tötet einen Aufseher und wird verbannt. Als er sein Volk aus Ägypten führen will, schickt Ramses nicht nur Truppen hinterher, sondern führt das ägyptische Heer an.

Regisseur Ridley Scott inszeniert die Bibelgeschichte und das Leben im alten Ägypten mit den Mitteln des heutigen modernen Kinos. Das bedeutet vor allem Computer Generated Imagery (CGI) und andere Blickwinkel. Und selbstredend dramatische Entwicklungen. Das führt zu Filmbeginn für den alten Pharao (John Turturro) zum Orakelspruch aus Gänseinnereien. Später trägt ein Geschichtsschreiber, dessen Charakter bei Asterix und Cleopatra entlehnt scheint, Papyrusrollen vor, als wäre es die Tageszeitung: Moses macht einen Abstecher nach Pithom (namentlich auch als Teku überliefert). Der Stadthalter (Ben Mendelsohn) füllt sich die Taschen, hebräische Sklaven werden im Bergwerk verheizt.

Befreiung der Sklaven in göttlichem Auftrag

Die Moses-Geschichte ist eigentlich bekannt (oder sollte es sein). Das Drehbuch überzeugt bei gewissen historischen Aspekten und auch oft dramaturgisch. Aber es gilt einige Längen zu durchqueren. Schlicht gesagt, hätten besser ausgearbeitete Nebenfiguren geholfen. Und die Frauenrollen sind total belanglos und unterfordernd, wie so häufig Sandalenschinken und Bibel-Epen. Aber das ist auch Jahrzehnte her und angesichts der tollen Darstellerinnen Golshifteh Farahani („My Sweet Pepperland“), Hiam Abass („Lemon Tree“) und Sigourney Weaver („Alien“) extrem schade.

Der Fokus liegt komplett auf Christian Bale, der den Film locker trägt, und seinem Ziehbruder, der zur Nemesis wird, und auf Joel Edgerton („Warrior“), der allerdings etwas plakativ bleibt. In Cecille B. DeMilles „Die zehn Gebote“ (1956) mimte Charlton Heston den Moses auch noch über den Exodus hinaus. Die eingesparten 70 Minuten, die Scotts „Exodus“ (150 Minuten) kürzer ist, kommen am Ende tableauhaft skizziert unter. Moses empfängt und meißelt die zehn Gebote in Tafeln, wettert gegen das goldene Kalb und prägt weitere Aspekte des hebräischen Glaubens maßgeblich.

Übernatürliche Strafen für die Unterdrücker

Der so genannten „Gretchenfrage“ („Nun sag, wie hältst du‘s mit der Religion?“ aus Goethes „Faust“) entzieht sich „Exodus“ auf sehr zeitgemäße Art und Weise. Bereits als Ägypter ist Moses eher Agnostiker und pragmatischer Stratege. Daran ändert sich nix, bis er eine Erscheinung hat. Doch selbst dann ist Spiritualität kaum vorhanden. Oder manifestiert sich im Streitgespräche mit dem Schöpfer, der als kleiner Junge daherkommt.

Glauben geht irgendwie anders. Aber darin aber sind sich „Noah“ und „Exodus“ seltsam gleich, das Religiöse wird heruntergebrochen auf das Handfeste. Einerseits fehlt so glücklicherweise der predigthafte Tonfall alter Sandalenfilme („Quo Vadis“, „in den Schuhen des Fischers“, „Ben Hur“) andererseits wird das Spirituelle dem globalen Markt geopfert.

Wer episches, spektakuläres Blockbuster-Kino mit Starbesetzung mag, wird an Ridley Scotts „Exodus“ seine Freude haben. „Exodus“ hat massenhaft Schauwerte zu bieten und die Kameraarbeit von Dariusz Wolski ist nah an den Figuren und lebendig. Aber das macht die Schwächen des Drehbuchs umso deutlicher. Ich persönlich bin mir allerdings nicht sicher, ob nicht die alten Sandalenfilme irgendwie aufrichtiger waren als das beinahe religionslose Historisieren dieses Moses.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Exodus: Götter und Könige
OT: Exodus: Gods and Kings
Genre: Historisches Drama, Epos
Länge: 150 Minuten, UK /USA, 2014
Regie: Ridley Scott
Darsteller:innen: Christian Bale, Sigourney Weaver, Hian Abas, Joel Egerton,
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: 20th Century Fox
Kinostart: 25.12.2014
DVD-& BD-VÖ: 07.05.2015

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