„Dumb Money“ oder dummes Geld nennen die Wall Street Banker abfällig die Kleinanleger, die an der Börse ihr Auskommen verbessern wollen. Mitten in der Covid-19-Pandemie sorgt ausgerechnet jenes dumme Geld mittels Social Media für eine kleine Palastrevolution auf dem amerikanischen Finanzsektor. Der temporeiche und launige Spielfilm „Dumb Money – Schnelles Geld“ erzählt nun diese „wahre Geschichte“ mit namhafter Besetzung. Leonine veröffentlicht den Film am 16. Februar 2024 fürs Home-Entertainment.
In seiner Freizeit ist der junge Familienvater und Finanzanalyst Keith Gill (Paul Dano) als Youtuber „Roaring Kitty“ unterwegs. Mit seinem Hobby will er eigentlich kein Geld verdienen, sondern der Welt, die sich auf seinen Kanal verirrt, am eigenen Beispiel Finanztipps geben. Aktuell im Jahr 2021 ist Keith angetan von der Aktie einer Videospiel-Kette namens Game Stop.
Keith denkt die Aktie sei unterbewertet und traut ihr einige Profite zu. So sehr, dass er seine gesamten Ersparnisse in „Game Stop“-Aktien anlegt. Gattin Caroline (Shailene Woodley) unterstützt ihren Mann, dessen Bruder Kevin (Pete Davidson) hält ihn für bekloppt. Ähnlich gespalten sind auch die Reaktionen im Netz. Aber einige Personen vertrauen dem finanziellen Gespür von Roaring Kitty, so wie die alleinstehende Krankenschwester Jenny (America Ferrera), die feierfreudige Studentin Yaara Plotkin (Olivia Thirlby) und der „Games Stop“-Angestellte Marcos (Anthony Ramos).
„Wer ist dieser Volltrottel?“
Dusseliger Weise hat die Hochfinanz eine andere Wette laufen. Der Hedgefonds-Manager Gabe Plotkin (Seth Rogen) und andere Investmentbanker haben die „Game Stop“-Aktie „geshortet“. Das heißt, sie wetten darauf, dass die Firma Pleite machen wird. Nun funktionieren Aktienmärkte so, dass häufig ein Aktienimpuls die Zukunft einer Firma bestimmen kann.
Roaring Kitty nimmt das Thema auf, um sein kleines Investment zu schützen, und beginnt damit eine Bewegung in den sozialen Netzwerken. Die Kleinanleger stemmen sich mit beharrlichem Halten ihrer Aktien gegen den drohenden Konkurs von Game Stop. Ein Kampf David gegen Goliath beginnt.
Es ist schon erstaunlich wie schnell das amerikanische Filmbusiness aktuelle Geschehnisse aufnehmen kann und in Unterhaltungsformate packt. Die Covid-19-Pandemie ist absurd selten Thema in aktuellem Filmgeschehen, doch ein Börsenfight der Kleinanleger gegen die Großfinanz ruft immerhin eine soziale Bewegung hervor, die einerseits exemplarischen Charakter hat, andererseits so flüchtig und viral war wie ein Flashmob eben ist.
„Wir müssen über die Game Stop Situation sprechen.“
Als Fiktionalisierung eines realen Tatbestandes, der mit dem aktuell überpräsenten Anspruch einer „True Story“ ins Rennen um die Zuschauergunst geht, setzt „Dumb Money“ auf satirische Überhöhung. Regisseur Craig Gillespie („I, Tonya“) und sein Team setzen auf Überspitzung und bissigen Humor, wenn sie das Finanzgebaren der Investment-Banker und der Plattformen für Kleinanleger darstellen. Das ist nun nicht eben subtil, hat aber publikumswirksame Vorgänger wie etwa Adam McKays „The Big Short“ (2015).
Trotz einiger Parallelen in der Zeichnung der Banker, geht „Dumb Money“ anders an diese Sache heran, hat mit dem stirnbandtragenden Youtuber einen nerdigen Helden zu bieten und eine Grasswurzel-Revolution der einfachen Leute. Die in „Dumb Money“ exemplarisch herausgestellten Kleinanleger sind junge Menschen in mäßig charmanten Arbeitsbezügen und überschaubaren Perspektiven. Aber statt Lotto zu spielen, wird nun an der Börse gezockt. Auf der Basis der Expertise eines schrägen Typen, der sich vielleicht nur inhaltlich verbissen hat. Doch Roaring Kitty gewinnt Glaubhaftigkeit aka Credibility, weil er so schräg daher kommt.
Verstehe einer diese Jugend, die bei studentischen Kennlernspielen dem Gegenüber auch einfachmal schamlos in die Hose greift, die mit Mitte Zwanzig noch aus Bequemlichkeit zuhause wohnt und blöde McJobs in Kauf nimmt, nur um ihre Ruhe zu haben. Das Device der Wahl, das Smartphone, ist allgegenwärtig und jeder ist ständig mit der Welt im Kontakt
„Was sagt meine Pussy dazu?“
So wundert es nicht, dass der Auftakt von „Dumb Money“ mit virulent wuseliger Gleichzeitigkeit seine Charaktere in Stellung bringt und erst nach einem Drittel der Spielzeit in ruhigere Fahrwasser gelangt. Dann nämlich, wenn das schlaue Geld aka „Smart Money“ wach wird und auf die Kleinanleger-Irritation zu reagieren gedenkt. Nun setzen die Verteidigungsmechanismen der Reichen ein.
„Dumb Money“ ist ein sehenswerter Film. Weniger wegen des Finanzgedöns, das sich letztlich auf eine schlichte Story reduzieren lässt. Sondern weil es Einblicke in eine Gesellschaft im Lockdown gibt, die sich ohnehin schon schwer tut mit der Isolation und schwindendem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und „Dumb Money“ gibt einen flotten und flippigen Einblick wie die Generation Z so tickt. Sofern mensch denn in solcherlei Kohortenbegriffen denken mag und schon immer das Gefühl hatte, die jungen Leute nicht wirklich zu verstehen.
„Dumb Money“ ist vor allem eine stark besetzte Underdog-Story. Der kauzige Finanzanalyst und Youtuber im Mittelpunkt des Films blebt eine eigenwillige Type. Die Botschaft des Films ist schnell klar und dennoch sollte niemand Finanztipps erwarten oder mit Geld Spekulieren, das er oder sie nicht wirklich erübrigen kann. Einen unterhaltsamen Filmabend beschert „Dumb Money“ dem Publikum allemal.
Film-Wertung: (7 / 10)
Dumb Money – Schnelles Geld
OT: Dumb Money
Genre: Komödie, Wirtschaftsthriller, Satire
Länge: 105 Minuten, USA, 2023
Regie: Craig Gillespie
Darsteller:innen: Paul Dano, America Ferrera, Olivia Thirlby, Seth Rogen
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Leonine
Kinostart: 02.11.2023
Digital-VÖ: 16.02.2024
DVD- & BD-VÖ: 16.02.2024