Aus dem Archiv in den #Bildungsherbst bei brutstatt: „Preußen – Chronik eines deutschen Staates“ von 2001. Die Fernsehreihe wurde anlässlich des 300. Geburtstages Friedrich des Großen 2012 wieder gesendet und Monate zuvor bereits als DVD veröffentlicht; quasi als Geburtstagsgruß an den einflussreichen Preußenkönig. An dieser Stelle sei die gelungene historische Doku-Serie „Preußen – Chronik eines deutschen Staates“ vorgestellt, die bei Edel Motion für das Home-Entertainment veröffentlicht wurde.
Die TV-Dokumentation entstand bereits 2001, denn 1701 wurde aus dem Kurfürstentum ein Königreich, das später zur europäischen Großmacht aufstieg und vor allem die deutschen Geschicke nachhaltig beeinflusste. In sechs 45minütigen Episoden widmet sich die Koproduktion des RBB und des WDR der Geschichte Preußens. Und geht vor allem im letzten Teil, der die Zeitspanne von 1918 bis nach dem zweiten Weltkrieg umspannt auch deutlich über das „reine“ Preußen hinaus.
Um den zeitbedingten Mangel an bewegten Bildern aus der zurückliegenden Historie trotzdem ansprechend aufzubereiten, wurden Unmengen an Graphiken, Zeichnungen und Gemälden herangezogen und erstellt. Die Historiker in den Archiven haben sich mächtig ins Zeug gelegt, um die Geschichte Preußens anschaulich und lehrreich zu vermitteln. Die redaktionellen Beiträge sind, obgleich extrem informationsgeladen, doch verständlich und unterhaltsam gehalten.
Große Politik und Alltagsgeschichte
Vor allem die immer wieder eingestreute Alltagsgeschichte macht diese von Krieg und Machtpolitik beherrschten Epochen auch denjenigen zugänglich, die mit Militärgeschichte nicht viel am Hut haben. Geschichtsfans werden sich dennoch, oder gerade deshalb, ebenso gut informiert fühlen wie interessierte Laien. Ein schwieriger Spagat, der aber gelingt.
Doch die eigentlichen Highlights dieser Doku-Serie liegen ausgerechnet nicht im Informationsbereich oder bei den spektakulären Aufnahmen, sondern eher im feuilletonistischen Sektor. Zum einen schlüpft die Schauspielerin Katharina Thalbach für ihre Moderationen und Überleitungen immer wieder in zeitgenössische Rollen und unterfüttert die puren Informationen mit lebendiger Anschauung. So zum Beispiel als Berliner Bürger, als Königin oder auch als König. Das hat mehr als nur großen Unterhaltungswert, sondern vermittelt auch ein gewisses Lokalkolorit, wie es eine rein sachliche Doku, vor allem ohne bewegte Bilder, kaum könnte.
Zum anderen werden die Infotexte, die die Bilder begleiten und erläutern von Otto Sander gesprochen. Der deutsche Schauspieler mit der einprägsamen, sonoren Lesestimme vermittelt tatsächlich auch trockenste Infobrocken unterhaltsam. Allein diese beiden Besetzungscoups sind, zumal im Infotainment-Bereich, eigentlich spektakulär und machen die Geschichts-Dokumentation zu einem Genuss. Aber im eigenen Land gilt der Prophet ja häufig nichts.
Klassische Informationsvermittlung und unterhaltsame Spielszenen
Insofern liefern die Episoden der „Chronik eines deutschen Staates“ des Radio Berlin Brandenburg mit ihrem enormen Preußen-Archiv bei allem Entertainment deutlich mehr sachliche und wissenswerte Information als dies heutzutage üblich wäre. Darüber hinaus wird auch der enorme Einfluss des Preußentums auf die deutsche Kultur beleuchtet und auch kritisch hinterfragt.
Dass „Preußen –Chronik eines Staates“ inzwischen schon ein Jahrzehnt auf dem Buckel hat, mag den einen oder anderen stören, stellt sich in diesem Fall aber als positiv heraus. Denn seit der TV-Ausstrahlung im Jahr 2001 haben sich die TV-Formate, gerade im Dokumentarbereich, geändert; nicht immer zum Besseren, sondern hin zu mehr Unterhaltung und weniger Informationstiefe.
Die Doku-Reihe „Preußen – Chronik eines deutschen Staates“ ist absolut empfehlenswert, gerade, wenn man einen unterhaltsamen und trotzdem tiefgründigen Überblick über Preußen sucht. Und wer wollte in Fritzens Jubliäumsjahr nicht gerne mitreden können.
Serien-Wertung: 
(8 / 10)
Preußen – Chronik eines deutschen Staates
OT: Preußen – Chronik eines deutschen Staates
Genre: TV-Serie, Geschichte, Doku,
Länge: 180 Minuten (6 x 30 Minuten), D, 2000
Regie: Lew Homann, Ute Bönnen et al
Mitwirkende: Katharina Thalbach, Otto Sander
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Edel Motion, Rbb
DVD-VÖ: 18.11.2011