Happy End im September: Sittsamkeit und Herausforderung

Eine späte Blu-ray-Premiere feiert die romantische Komödie „Happy End im September“. Fast 60 Jahre nach dem Kinostart bringt Studio Hamburg die US-amerikanische Komödie mit Gina Lollobridgida und Rock Hudson erstmals in hochauflösender Bildqualität auf den Markt. In der Reihe „Cinema Classics“, die zusammen mit der Kinozeitschrift Cinema konzipiert wurde, kommen die beiden Stars erstmals zu einem italienischen Stelldichein mit Hindernissen. Mit von der Partie ein junger Bobby Darin.

Es ist schon eine Last, wenn man ein reicher Junggeselle ist, dem die Welt quasi alles durchgehen lässt. Immerhin war der junge amerikanische Milliardär Robert Talbot (Rock Hudson) bisher ein Garant für verlässliche Routinen. So auch für den Italienurlaub. Jedes Jahr im September kommt Talbot nach Italien und verbringt mit seiner Freundin Lisa (Gina Lollobridgida) einen Monat in seiner Villa an der Riviera.

Doch Robert kommt schon im Juli nach Europa und bringt Lisas Heiratspläne mächtig durcheinander. Die hatte eigentlich vor nun endlich einen biederen englischen Gentleman zu heiraten. Außerdem kommt Villenverwalter Maurice Clavell (Walter Szlesak) ordentlich in die Bredouille, denn er funktioniert die Villa in der Abwesenheit des Eigentümers zum Hotel um.

Das führt zu einigen Verwirrungen, da eine Gruppe junger Mädchen in der Villa Quartier genommen hat, deren Betreuerin kurzzeitig ausfällt, und ein paar junge amerikanische Studenten ebenfalls im Hotel einchecken wollen. Robert Talbot fühlt sich nicht nur bemüßigt die Sittsamkeit der Jugend zu wahren, sondern auch dazu den jungen Stutzern zu beweisen, dass er keineswegs zum alten Eisen gehört – namentlich deren Anführer Tony (Bobby Darin), der ein Auge auf die charmante Sandy (Sandra Dee) geworfen hat.

Regisseur Robert Mulligan („Wer die Nachtigall stört“) inszeniert „Happy End im September“ nach einer Story von Stanley Roberts („Die Caine war ihr Schicksal“) und einem Drehbuch von Maurice Richlin und Stanley Shapiro („Bettgeflüster“), die beide zu den renommiertesten Autoren für Romcoms jener Zeit gehörten.

Die Romanze ist ganz auf die Stars Gina Lollobridgida („Trapez“, „Der Glöckner von Notre Dame“) und Rock Hudson („Bettgeflüster“, „Giganten“) zugeschnitten. Dabei sollte allerdings auch der aufstrebende Sänger Bobby Darin seinen ersten Filmauftritt haben. Darin war seinerzeit ein angesagter Entertainer und Sänger und ist auch für den Titelsong zuständig. Allerdings liefen die Aufnahmen in Italien nicht so reibungslos wie geplant und Darin lernt hier seine zukünftige kurzfristige Frau Sandra Dee kennen, die noch minderjährig ist.

Soweit kann der Filmbegeisterte für Hintergründe auch auf Darins Filmbiografie „Beyond the Sea“ zurückgreifen, in der Kevin Spacey, den heute als Darsteller ja keiner mehr gut finden darf, den tragischen Barden mimt. Die Dreharbeiten zu „Come September“ nehmen im Biopic schon einigen Raum ein.

Wie auch immer: Die deutsche Synchronfassung mag dazu beitragen, dass „Happy End im September“ derart altbacken wirkt und auch an deutsches Filmschaffen aus den vierziger und fünfziger Jahren denken lässt. Aber allein die Eingangssequenz, in der der offene Rolls Royce des Millionärs extra aus Übersee eingeflogen wird und auf dem Weg in die Stadt sämtliche hübschen jungen Frauen dazu bringt, einen zweiten Blick auf Karosserie und Fahrer zu werfen ist, setzt den Ton bereits klassisch klischeebeladen.

Und „Happy End im September“ verlässt diese leicht chauvinistische Humorgrundlage auch nicht mehr. Erstaunlich genug, dass eine attraktive, eigentlich selbständige Frau sich durch die bloße Anwesenheit eines Teilzeit-Liebhabers von ihrem eigenen Leben ablenken lässt. Oder aber immer noch die Hoffnung hegt, reich zu heiraten. Wer kann das sechzig Jahre später schon noch sagen? Allein Lisas späterer Wutausbruch in der Hotel-Villa zeugt von emanzipatorischer Selbstachtung.

Etwas, was dem Inbegriff des amerikanischen Neureichen schlicht nicht gegeben ist. Hierin zerlegt die smarte Hollywood-Ikone Rock Hudson quasi genüsslich seine Rolle und macht sich zum Affen, wo er nur kann. Freilich kommt er laut Drehbuch immer mit einem blauen Auge davon, wie es Typen mit dem Gewinnerlächeln eben eigen ist.

Bobby Darin als junger, „wilder“ Gegenentwurf ist keineswegs Anti-Establishment, nur eben noch lägst nicht so weltgewandt und jovial wie es sich für die den mondänen Amerikaner in dem von Faschismus befreiten Land gehört. Wobei der Krieg in dieser Romcom eigentlich keine Rolle spielt. Richtig charismatisch ist Bobby Darin, der wie der junge Elvis, zum Anheizen der Karriere auf der Leinwand platziert werden soll, wenn er kurz in seinem Metier ist und in einer Kellerbar zu singen beginnt.

Das erinnert dann zusammen mit der „Jung gegen Alt“- Rivalität schon an Peter Kraus Filme aus den 1950ern, wie etwa „Wenn die Conny mit dem Peter“ oder „Der Pauker“. Genauso wie auch die Rolle des Villenverwalters und Hotelbetreibers Maurice ganz eindeutig bei der komödiantischen Legende, dem „Dienstmann“ Hans Moser und beim typischen Wiener Film abgeschaut ist. Da sind durchaus „Wiener G’schichten“ zu erkennen oder auch Hotelverwechslungen der „Rose am Wörthersee“. Aber warum soll sich ein amerikanischer Unterhaltungsfilm nicht in Filmschaffen Europas bedienen, das hat ja bis heute eine lange Tradition. Da wird ja oft genug mit eigenen Darstellern neu gemacht, was andernfalls Untertitel oder Synchronstimmen bräuchte.

Es gibt Filme, die sind besser gealtert als „Happy End im September“. Hinkte die Grundkonstellation Jung gegen Alt schon hinter deutschem Filmschaffen aus den braven Fünfzigern hinterher, so gesellt sich mit der Zeit auch noch ein arg desaströses Frauenbild und eine klischeehafte Betrachtung mediterraner Findigkeit hinzu, die in dieser Form heute nicht mehr gedreht werden würden. Einige der Witze bleiben in der Affektiertheit stecken und so bleibt eigentlich nur die filmhistorische Bedeutung interessant. Einige Seitenhiebe auf eine bröckelnde heile Welt versöhnen dann aber doch wieder etwas.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Happy End im September
OT: Come September
Genre: Komödie, Romanze,
Länge: 112 Minuten, USA, 1961
Regie: Robert Mulligan
Darsteller:innen: Rock Hudson, Sandra Dee, Gina Lollobridgida, Bobby Darin
FSK: ohne Altersbeschränkung
Vertrieb: Studio Hamburg Entertainment
Kinostart: 15.12.1961
DVD-VÖ:
BD-VÖ: 10.09.2021