Weltverbesserung steht bei Filmverleihern von Bravehearts ganz oben auf der Agenda. Mit dem Dokumentarfilm „Who Cares“ der brasilianischen Filmmacherin Mara Mourao wird das Berufsbild des Sozialunternehmers beleuchtet. Das ist für Menschen, die etwas bewegen möchten, durchaus inspirierend, filmisch allerdings nicht auf ganzer Länge überzeugend.
Unter dem Begriff des „Sozialunternehmers“ oder englisch ausgedrückt „social entrepreneurs“ kann sich kaum jemand etwas Konkretes vorstellen und die Doku gibt Beispiele von Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, etwas zu bewirken. Das kann auf vielen Ebenen geschehen, hat aber immer zum Ziel, die Lebensumstände der Menschen konkret zu verbessern. Sei es durch den Einsatz von Ratten als lebendige Minensucher in Kenia, sei es durch ein Bildungsprojekt oder durch medizinische Versorgung.
Das ist für viele derjenigen, die in „Who Cares?“ portraitiert werden eine Berufung, die sie zu ihrem beruflichen Lebensinhalt gemacht haben, und so verstehen sich die Helfenden als „Sozialunternehmer“. Der Begriff geht auf den Amerikaner Bill Drayton zurück. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler und Jurist hat die Non-Profit-Organisation Ashoka ins Leben gerufen, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Sozialunternehmer weltweit zu unterstützen und zu fördern.
Die Frage „Who Cares?“ („Wen interessiert’s?“) vermittelt eine Gleichgültigkeit und ein Desinteresse und dem stellt die Doku Beispiele entgegen, die die Resignation ad absurdum führen sollen. Die Aussage des Films ist schon nach wenigen Minuten klar, jeder einzelne, der sich engagiert, kann etwas bewirken und Menschen helfen, die Gesellschaft humaner machen und die Welt verbessern. Jeden Tag ein kleines Stück.
Und damit stößt man zwangsläufig auf die Schwächen des Films der Brasilianerin Mara Mourao. Trotz einiger witziger Animationen, ist „Who Cares“ im Wesentlichen eine Aneinanderreihung von Talking Heads und entwickelt so einen gewissen Ermüdungseffekt. Auch durch die Vielzahl der Beispiel, die für sich genommen hoch interessant sind, machen sich Abnutzungserscheinungen beim Zuschauer breit. Irgendwann kommt man um das Gefühl nicht herum, der ganze Film sei eine Werbeveranstaltung für Draytons „Ashoka“-Netzwerk. Was an sich auch nicht verwerflich ist und auch nicht verwundert, wenn man dem Presseheft entnimmt, dass die Regisseurin auch für die Werbebrache filmt. Irgendwann ist allerdings genug der guten Laune und die konstante Berieselung mit eingängiger Ethnomusik beginnt einem auf den Geist zu gehen.
Dennoch kommen immer wieder markante Sätze zum Zug, die den Ansatz des sozialen Unternehmertums verdeutlichen. Und als Inspiration für den Film wird David Bornsteins Buch „How to Change The World“ zitiert und auch die lange Verbindung der Regisseurin zu Wellington Nogeira, der als brasilianischer Arzt und Clown eigentlich in allen von Mara Mouraos Filmen mitgewirkt hat, mag inspirierend gewirkt haben. So gebührt dem Mann auch der Schlusssatz: „Unsere Probleme sind die Probleme einer geteilten Welt“
„Who Cares?“ ist eine ambitionierte Doku über Sozialunternehmer und ihre weltweite Vernetzung, die allerdings komplett unkritisch wirkt und vor allem als Motivationsschub für soziales Engagement gelten kann. Dafür gibt’s einen Extrapunkt.
Film-Wertung: (6 / 10)
„Who Cares? – Du machst den Unterschied“
OT: Quem Se Importa
Genre: Dokumentarfilm, Gesellschaft
Länge: 92 Minuten, BRA, 2013
Regie: Mara Mourao
Mitwirkende: Bill Drayton, Mohammand Yunnas, Wellington Nougeira
Vertrieb: Braveharts
Kinostart: 04.09.2014