In Bram Stokers Klassiker der Gruselliteratur „Dracula“ nimmt die Schiffspassage des Vampirs nach London gerade mal ein paar Seiten ein. Nun schickt der Gruselthriller „Die letzte Fahrt der Demeter“ sich an mysteriösen Geschehnisse an Deck auszuschmücken. Universal Pictures International bringt „Die letzte Fahrt der Demeter“ am 17. August 2023 in die Kinos.
Da bekommt der Kapitän des Handelssegler „Demeter“ im Schwarzmeerhafen Warna noch Fracht nach London, doch die Besatzung muss auch aufgestockt werden. Schnell ist das Personal ausgewählt und der Farbige Clemens (Corey Hawkins) gehört nicht dazu. Es ist seinem reaktionsschnellen Eingreifen bei einem Verladeunfall zu verdanken, dass er als „Schiffsarzt“ doch noch an Bord kommt. Er rettet Toby (Woody Norman), den Enkel von Kapitän Eliot (Liam Cunninghjam) vor einer herabstürzenden Kiste.
Die Kiste, eine von 50 mit einem Drachensiegel versehenen Behältern, löst bei den rumänischen Fuhrwerkern Furcht aus und scheucht auch einen der neu Angeheuerten wieder von Bord. Doch die Demeter setzt Segel und steuert auf England zu.
„Fuffzehn Mann auf des Toten Manns Kiste“
Es dauert gerade mal bis zum Einbruch der Nacht, dass sich seltsame Geräusche und hysterisches Vieh bemerkbar machen. Clemens hilft Toby nach dem Rechten zu sehen und stößt dabei im Frachtraum auf eine umgekippte Kiste, in der eine bleiche junge Frau (Aisling Franciosi) liegt. Der Doktor beginnt eine Bluttransfusion um die Frau zu retten. Die unheimlichen Geschehnisse lassen nicht nach. Und nachdem das Vieh gerissen ist, verschwinden nach und nach auch Teile der Mannschaft.
Es liegt weniger an den durchaus sehenswerten Schauwerten, dass „Die letzte Fahrt der Demeter“ ihr Pulver schnell vpuffen lässt und der Frachter keine rechte Fahrt aufnimmt. Der Film, der im Grunde auf der Ausschmückung von einigen wenige Seiten aus Bram Stokers Roman „Dracula“ beruht, gibt gleich zu Beginn sämtliche Spannung preis: Nicht nur erlitt die Demeter zu Filmbeginn im englischen Küstenort Whitby bereits Schiffbruch, sondern doppelt gemoppelt wird davon bereits im Vorspann berichtet, was gleich darauf zu sehen ist.
Dann erst beginnt der Film und setzt einige Tage früher andernorts ein. Man möchte nun meinen, die Geschichte sei den Gruselfreund:innen ohnehin bekannt. Aber das muss erstens nicht so sein und zweitens nimmt sich der Film von Regisseur André Øvredal durchaus erzählerische Freiheiten. So sind die beiden Hauptfiguren, Clemens und Anna, so in der Vorlage nicht vorgesehen und einer Modernisierung geschuldet. Ebenso der Schiffbruch, den die Demeter eigentlich nicht erleidet. Stattdessen läuft sie im Roman als Geisterschiff in den Hafen ein. Auch egal.
„Ho ho ho und ne Buddel voll Rum!“
Es lässt sich schwer benennen, warum in „Die letzte Fahrt der Demeter“ zwar leidlich Spannung, aber kaum Grusel aufkommt. Der Fürst der Finsternis höchstselbst ist selten im Bild und wenn, dann nicht gerade überzeugend in Szene gesetzt, eher monströs als elegant. Das kann man so machen und damit abrücken vom Vampirthema hin zu einem Creature Horror um Monster zu zelebrieren, oder aber in die Nähe zu rücken von Geisterschiffen wie „Ghost Ship“ (2002).
Die Darsteller machen ihre Sache gut und Liam Cunningham („Game of Thrones“, „The Guard“) gibt den knarzigen Kapitän, während Corey Hawkins („In the Heights“) den Film durchaus trägt. Wobei sich bei mir schnell der Gedanke einstellte, dass eine leichte Verschiebung der Erzähl-Perspektive und eine besseres Haushalten mit den wenigen (überflüssigen) Gewalteffekten aus „Der letzten Fahrt der Demeter“ einen großartigen Jugendfilm gemacht hätte. Denn der Schiffsjunge und Kapitänsenkel Toby läuft ohnehin die ganze Zeit an Clemens Seite mit.
Hier wäre ein toller Gruselfilm für ein junges Publikum drin gewesen. Etwas zum Weiterschauen, wenn die beiden Staffeln „Die Erben der Nacht“ durchgeglotzt sind. Aber dafür hatte sicher kaum jemand ein ähnliches Produktionsbudget lockergemacht. Vielleicht also bei der späteren Verwertung, wenn der Schnitter am Zelluloid ansetzt.
Film-Wertung: (4 / 10)
Die letzte Fahrt der Demeter
OT: The Last Voyage oft he Demeter
Genre: Horror,
Länge: 118 Minuten, UK/ USA, 2023
Regie: André Øvredal
Darsteller:innen: Corey Hawkins, Aisling Franciosi, Woody Norman, Liam Cunningham
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Universal Pictures International
Kinostart: 17.08.2023