The Nun: Nonnen haben keinen Spaß

Die namensgebende Nonne war mit ihrem fiesen Kurzauftritt der heimliche Star des zweiten „Conjuring“-Films. Nun wurde auch dieses Andenken aus der Sammlung der Geisterjäger verfilmt. Wie schon bei Horror-Puppe „Annabelle“ ist das zwar qualitativ nicht so schaurig schön wie die „Conjuring“-Filme selbst, aber für gelungene, nostalgische Horrorkost ist „The Nun“ allemal gut.

Es mag daran liegen, dass ich mir meine Jugend mit Heavy Metal versaut habe, aber die Horror-Nonne (Bonnie Aarons) erinnert mich nicht nur an den geschminkten Satanismus-Metal der dänischen Band Mercyful Fate, beziehungsweise an das Solo-Wirken von deren Sänger King Diamond, sondern auch irgendwie an Marilyn Mansion. Mit all dem hat Corin Hardys Gruselfilm zwar herzlich wenig zu tun, aber die Gedanken sind frei, die Assoziationen überschlagen sich.

Aber worum geht’s überhaupt in „The Nun“? zu Beginn der 1950er Jahre begeht eine Nonne in einem rumänischen Kloster Selbstmord. Daraufhin schickt der Vatikan einen „Wunderjäger los. Der erfahrenen Priester Pater Burke (Demián Bichir) bekommt die angehende Nonne Irene (Taissa Farmiga) an die Seite gestellt, um den Todesfall zu untersuchen. Wie sich herausstellt, kennt sie sich zwar in der Gegend nicht aus, aber hat seit ihrer Kindheit Visionen.

Selbstmord einer Nonne

Den Kirchenoberen scheint das Qualifikation genug. In den Karpaten, quasi in Draculas Hinterhof, führt Klosterlieferant Frenchie (Jonas Bloquet) die beiden kirchlichen Ermittler dann zu dem abgelegenen Kloster, dass die Dorfbewohner nie erwähnen. Die Novizin und der Exorzist merken ziemlich schnell, dass hier böse Mächte am Werk sind. Oder wie Frenchie anmerkt, es scheint eher so, als sollen die Klosteranlage etwas einsperren und nicht etwas fernhalten.

Geneigte Leser werden festgestellt haben, dass ich James Wans „Gothic Movies“ oder zu deutsch Gruselfilmen „Conjuring“ (2011) und „Conjuring 2“(2016) viel cineastisches Vergnügen abgewinnen konnte. War doch die reale Prämisse, dass die Warrens wahrlich Geisterjäger von kirchlichen Gnaden waren, schon absurd genug. Wie auch immer; „The Nun“ wurde in Rumänien gedreht und man suchte sich als Ort der Handlung das Kloster Sankt Cara aus. Das hat es tatsächlich gegeben und um die die Mönche hier ranken sich Mythen aus dem 14. Jahrhundert. Die Besessenheitsgeschichte im Film beruht also nicht auf realen Ereignissen, fügt sich aber durch die Art der Aufbereitung in die „Conjuring“ – Serie.

Ein Kloster als Gefängnis

Die in den 1950er Jahren angesiedelte Story ist wie alle Filme der Reihe eigenständig und abgeschlossen. Der nostalgischen Atmosphäre der Filmreihe bleibt Regisseur Corin Hardy (The Harrow“) aber treu. Dennoch baut er einige Schockelemente ein, die man so nicht gewohnt ist. zugegeben, richtig innovativ ist das im Genre nicht, aber mir schien, dass sich die Macher dessen sehr wohl bewusst sind und daraus ein unterhaltsames Spiel mit Genre-Vorbildern entwickelt haben.

Die Anleihen, beziehungsweise Referenzen, an Polanskis „Tanz der Teufel“ sind unübersehbar. Demián Bichirs Pater Burke ist so klassisch an klassisch an den ausgebrannten Exorzisten angelehnt, den Max von Sydow in dem gleichnamigen Klassiker wie die unschuldige Nonne archetypisch für das Gruselgenre ist. Die schauderhafte Stimmung baut sich sehr gekonnt auf und braucht wenig Kreischeffekte und auch keinen Splatter, um zu fesseln. Die Ausleuchtung lässt gelegentlich etwas zu wünschen übrig – eventuell, um das geringe Budget zu kaschieren – und das finale Spektakel ist etwas zu pompös und damit zu albern ausgefallen, aber unterm Strich ist „The Nun“ ein schönes Gruselmärchen geworden.

Taissa Farmiga, die die Novizin Irene darstellt, ist zwar die 21 Jahre jüngere Schwester von Vera Farmiga, die in „Conjuring“ Lorraine Warren spielt, aber die beiden Rollen haben inhaltlich nichts miteinander zu tun. Die Familienähnlichkeit sorgt dann aber doch wieder dafür, dass sich der Fan gleich zu Hause fühlt.

„The Nun“ ist eine eigenständige Story aus dem „Conjuring“-Universum und ganz klassischer Horror-Stoff, der nicht nur in Draculas Hinterhof spielt, sondern sich seiner Genre-Vorbilder sehr wohl bewusst ist. Man muss das Rad nicht immer neu erfinden, gelegentlich reicht es, die Speichen zu justieren.

Film-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

The Nun
OT: The Nun
Genre: Horror
Länge: 97 Minuten, USA, 2018
Regie: Corin Hardy
Darsteller: Taissa Farmiga, Demián Bichir, Bonnie Aarons
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Warner
Kinstart: 06.09.2018