In The Heights: Rhythm of New York

Was für ein hinreißendes Kino-Highlight für die Wiederöffnung nach der Pandemie. Eigentlich sollte man die mitreißende Verfilmung des Erfolgsmusicals „In the Heights“ im Open-Air-Kino zeigen. Der Funke lateinamerikanischer Lebensfreude sollte das Publikum zum Tanzen bringen. „In the Heigths“ bringt das Lebensgefühl eines ganzen Stadtteils und die Sehnsüchte etlicher Generationen auf dem Punkt. Im Kino ab dem 22 Juli 2021.

Usnavi (Anthony Ramos) ist zwar noch jung, aber er erzählt einigen Kids seine Geschichte. Die ist zugleich die Geschichte jenes New Yorker Stadtteils, in dem Unsnavi groß geworden ist. Seit der Junge aus der Dominikanischen Republik denken kann träumt er davon wieder auf die Insel zurückzukehren und die kleine Strandbar seines Vaters wieder zu eröffnen.

Doch Usnavis Vater, mit dem er in die USA kam, ist längst verstorben und Usnavi wird wie so viele Kinder in dem Viertel Washington Heights von „Tante“ Claudia (Olga Merediz) großgezogen. Zu der Zeit, in der Usnavis Geschichte Spielt, betreibt er einen kleinen Laden und hat gerade eine Anzahlung auf das ersehnte heimatliche Stück Strand gemacht. Doch eigentlich ist Usnavi in Nina (Melissa Barrera) verknallt.

Während Nina auf ihre Weise davon träumt aus Washington Heights abzuhauen, indem sie es als Mode-Designerin schafft, fühlt sich Usavis Freund Benny (Corey Hawkins) in dem Stadtteil ganz wohl. Als dann noch Nina (Leslie Grace), die Tochter seines Chefs in den Semesterferien wieder zuhause auftaucht, scheint der Sommer toll zu werden.

Doch Nina will ihr Studium schmeißen, weil sie sich in der Elite-Uni ausgegrenzt fühlt. Das passt ihrem Vater überhaupt nicht, der sein ganzes Taxi-Business riskiert, um die Studiengebühren aufzubringen. Schließlich soll es die Tochter des Einwanderers mal besser haben. Für Usnavis jugendliche Aushilfe Sonny scheint eben das aussichtslos. Er ist ein Dreamer, der Sohn eines illegalen Einwanderers, der zwar in den USa geboren wurde, aber weder Rechte noch Papiere besitzt. Eines Tages wird Sonny klar, dass er nicht nur auf dem Führerschein verzichten muss, sondern auch nie eine gute Ausbildung bekommen wird.

Es sind die großen und die kleinen Geschichten, die von Usnavi präsentiert werden, die den Charme und die überbordende Lebendigkeit des Musicals ausmachen. Der New Yorker Stadtteil Washington Heights liegt im Norden der Insel Manhattan und ist seit je her vor allem von domikanischen Emigranten bewohnt. Hier hat sich eine kleine karibische Insel etabliert, die scheinbar ihren eigenen Groove hat.

Usnavi ist dabei sowohl Hauptfigur als auch urbaner Chronist und es gelingt ihm, beziehungsweise dem für die Leinwand pfiffig adaptieren Erfolgsmusical, in die große schlichte Liebesgeschichte viele kleine Momente und Erzählstränge einzubauen, die zur Vielfältigkeit und zu Frabenprächtigkeit des Musicals beitragen. Seien es die hinreißend überkandidelten Friseurinnen aus dem Salon, in dem Nina arbeitet, sei es die regelmäßig Lotto-spielende „Abuela“ Claudia oder sie es der Wassereisverkäufer (gespielt von Lin-Manuel Miranda), der seine liebe Not mit der schicken Softeis-Konkurrenz hat.

All diese Geschichten erzählen auf schlichte Weise von grundlegenden Prozessen in modernen Großstädten. Ohne die große Wissenschaft zu bemühen, lehrt „In The Heights“ mehr über Stadtsoziologie als es viele Dokumentarfilme tun. Das alleine wäre schon ein gelungener Film, ein romantischer Sommernachtstraum.

Doch dann wäre da noch die Musik. Mit Musical im herkömmlichen, klassischen Sinne hat „In the Heights“ zwar auch etwas zu tun, aber hier wird sehr modern und zeitgemäß interpretiert, was in Songs und Choreographien ausgedrückt werden kann. Gelegentlich fühlt man sich aufgrund der Latino-Community an die „West side Story“ erinnert, aber im Wesentlichen macht „In the Heights“ sein eigenes Ding und zeigt auf, wie sehr Rap als Sprechgesang für diese Art von Musiktheater geeignet ist. Mit viel Soul, Beats und Salsa wird auf den Straßen von „Washington Heights“ über das Leben die Liebe und den ganzen Rest philosophiert das es eine Wonne ist.

Regisseur Jon M. Chu (G.I. Joe: die Abrechung“) hat bereits mit den Tanzfilmen „Step up tot he Streets“ und „Step Up 3D“ seine Eignung für dynamische Musikszenen bewiesen und in „In the Heights“ sind vor allem die Massenchoreographien zum Abschied des Friseursalons und die wahnwitzige Umsetzung des ausstehenden Lotto-Gewinns absolute Hingucker.

Insgesamt hätte es in Sachen musikalischer Dramaturgie auch gegen Ende hin noch etwas großer inszeniert sein können. Aber es geht mit der Geschichte einher, das zunächst auch und gerade das Viertel vorgestellt wird und es später vor allem um Usnavis Geschichte geht. Da ist die Musik zwangsläufig etwas persönlicher und intimer eingesetzt, für wilde Choreos ist dann wenig Platz. Das tun dem großartigen Gesamteindruck aber keinen Abbruch.

„In The Heights“ kann als Musical-Film durchaus für sich stehst bestehen, aber es gibt selbstredend eine Bühnenvorlage, die auch für das Casting diverser Darsteller verantwortlich ist. So hat Anthony Ramos den Usnavi schon erfolgreich auf der Bühne gegeben. Musical-Macher und Schauspieler Lin-Manuel Miranda nimmt sich weise zurück und überlasst dem jüngeren Ramos die Hauptrolle, wobei Miranda ebenfalls am Broadway überzeugen konnte. Für eine filmische Adaption scheint es naheliegend zuerst „Hamilton“ auf die Leinwand zu bringen, weil das spätere Miranda-Musical thematisch ein größeres Publikum anzusprechen scheint, und auch als Musical aktueller in aller Munde war. Nun scheint es, als würden die Produzenten die Erfolgswelle reiten, doch weit gefehlt. „In the Heights“ ist eine Klasse für sich.

Wer diesen Rhythmus nicht kriegt, ist selbst schuld. Nach „Hamilton“ kommt auch Lin-Manuel Mirandas erstes erfolgsverwöhntes Broadway-Musical auf die Leinwand. „In the Heights“ erzählt von Menschen und Geschichten, in denen sich jeder wiederfinden kann und kommt mit einer sehr modernen und urbanen musikalischen Mischung gleichzeitig sommerlich heiß und relaxed rüber. Einige der Choreographien sind schlicht spektakulär.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

In The Heights: Rhythm of New York
OT: In the Heights
Genre: Musical
Länge: 143 Minuten, USA, 2020
Regisseur: Jon M.Chu
Vorlage: Musical In The Heights von Lin-Manuel Miranda
Darsteller:innen: Anthony Ramos, Corey Hawkins, Leslie Grace, Melissa Barrera
FSK: ab 6 Jahren
Vertrieb: Warner
Kinostart: 22.07.2021

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