Die Sinnlichkeit des Schmetterlings: Häutungen

In dem poetischen australischen Drama „Die Sinnlichkeit des Schmetterlings“ trifft ein disfunktionales Vater-Sohn-Gespann auf eine ehemalige Burlesque-Tänzerin, die nun einen Blumenladen in der Nachbarschaft betreibt. Das führt zu allerlei Begehrlichkeiten und Neckerein. Nameless Video veröffentlicht den 2017 entstandenen Film „The Butterfly Tree“ nun auf DVD und Blu-ray als Home-Entertainment Premiere.

Der dreizehnjährige Fin (Ed Oxenbould) hat ein Faible für Schmetterlinge und sich auf einem Schmetterlingsbaum im Garten hinter dem Haus ein Baumhaus gebaut. Der in sich gekehrte Junge vermisst seine verstorbene Mutter und streunt durch die Gegend. Zufällig beobachtet er die neue Nachbarin dabei, wie sie nur für sich in einem Schmetterlingskostüm tanzt.

Evelyn (Melissa George) betreibt jetzt einen Blumenladen, ist in der Vergangenheit aber in einem Variete aufgetreten. Als sie das Haus renoviert, stellt sie alte Möbelstücke zum Verschenken an die Straße. Zufällig sieht Fins Vater Al (Ewan Leslie) im Vorbeifahren einen alten Schaukasten, den er Fin mitbringen möchte.

Evelyn und Al kommen ins Gespräch und verabreden sich. Lehrer Al tröstet sich in einer oberflächlichen Affäre mit einer Schülerin über den Verlust seiner Frau hinweg. Das führt zu Komplikationen, ebenso wie Fins übersteigertes Interesse an Evelyn, die ihm einen Fotoapparat schenkt und ihn ermuntert Blumen zu fotografieren. Als Fin mitbekommt, dass auch sein Vater an Evelyn interessiert ist, reagiert er aufbrausend und rachsüchtig.

„Die Sinnlichkeit des Schmetterlings“ ist ein poetisches Drama, das in gewisser Weise wenig konkret bleibt. Weder weiß das Publikum genau wann und wo sich die Handlung zuträgt, noch erfahren Zuschauer: innen mehr über die Charaktere als unbedingt nötig. Über allem liegt eine sommerliche, halbtropische schwüle Wärme und was für die Schmetterlinge genau die richtigen Klimabedingungen sind, führt bei den Menschen in „Die Sinnlichkeit des Schmetterlings“ zu einer gewissen Fiebrigkeit.

Regisseurin Priscilla Cameron tritt im Filmbusiness nur gelegentlich in Erscheinung. „The Butterfly Tree“ ist ihr Langfilmdebüt, 2003 erschien ihr erster von drei Kurzfilmen und in den 1990er Jahren arbeitete Priscilla Cameron bei einigen Produktionen im Art Department. Eine kurze Szene in „Die Sinnlichkeit des Schmetterlings“ bezieht sich wohl auf ihren letzten Kurzfilm „Beetle Feeder“ („Käfer Fütterer, 2012).

Es ist vor allem die fiebrige Stimmung, die „Die Sinnlichkeit des Schmetterlings“ ausmacht und die in einer Art magischen Realismus immer mal wieder die Vorstellungswelten der Charaktere inszeniert. Als Zuschauer:in gilt es wachsam zu bleiben, um die Fantasie von der Realität zu unterscheiden. Dabei ist die Realität der drei Hauptfiguren ziemlich problemgeplagt, wie sich im Verlauf des Films herausstellt.

Mit ruhiger Hand und einen bisweilen etwas zähen Erzähltempo offenbart sich nach und nach, dass die Blumenfee Evelyn keinesfalls nur ein Engel für die Trauernden ist, sondern selbst ihre Bürden schultert. Von der Art der filmischen Umsetzung erinnert „Die Sinnlichkeit des Schmetterlings“ an das fantasiebegabte Jugenddrama „I Kill Giants“ oder auch an Terry Gilliams „Tideland“, die beide auf eigene Art mit der Flucht vor der Realität umgehen. Diese Kraft und Intensität erreicht Priscilla Camerons Drama leider selten.

Das australische Drama „Die Sinnlichkeit des Schmetterling“ erzählt auf fantasievolle und auch ein bisschen erotische Weise von Verlust und Sehnsucht, vom Aufwachsen und Loslassen und von den Umwegen, die Gefühkle bisweilen nehmen. Autorenfilmerin Priscilla Cameron verfolgt dabei konsequent ihre Filmidee, die allerdings trägt nicht immer und die wenig bekannten Darsteller tragen das Drama nicht immer durch seine Untiefen.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Die Sinnlichkeit des Schmetterlings
OT: The Butterfly Tree
Genre: Drama,
Länge: 97 Minuten, AUS, 2017
Regie: Priscilla Cameron
Darsteller:innen: Melissa George, Ed Oxenbould, Ewen Leslie
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Nameless Media
Kinostart: nicht in Deutschland
DVD-& BD-VVÖ: 22.07.2021