Marvels Donnergott ist zurück auf der Leinwand und erlebt ein überraschendes Wiedersehen. Das Publikum darf sich in „Thor – Love and Thunder“ auf spaßige Momente, epische Weltraumweiten und überraschende Wendungen freuen. Aber in dem vierten Solo-Abenteuer von Thor gibt’s bei aller Farbenfreude auch graue Phasen.
…und schon wieder komme ich nicht ohne Vorbemerkungen aus. Da auf diesen Seiten auch und gerne Comics vorgestellt werden, kann es schon passieren, dass diejenigen Leser:innen, die Marvels Superhelden nur aus dem Kino kennen gelegentlich übervorteilt werden. Allerdings gilt nichts als Spoiler, was bereits in früheren Filmen des Marvel Cinematic Universe (MCU) zu sehen war und der Trailer gibt ja auch Einiges an Handlungselementen preis. Also rein in das Heldenabenteuer.
Nachdem Thors Götter-Heimat Asgard im dritten Thor-Film „Tag der Entscheidung“ zerstört wurde, haben die nordischen Götter auf der Erde eine neue Heimat gefunden. Walküre – oder Valkyrie – (Tessa Thompson) ist in dem skandinavischen Küstenstädchen „New Asgard“ König und das Örtchen erfreut sich bei Touristen großer Beliebtheit.
Der Donnergott Thor (Chris Hemsworth) zieht seit dem vereinten Kampf der Helden gegen Thanos mit dem Guardians of The Galaxy durch die Gegend und sucht seinen inneren Frieden. Sein mächtiger Hammer Mjölnir wurde bereits vorher zerstört und der Donnergott hat sich eine mit der magischen Streitaxt eine neue mächtige Waffe geschmiedet.
„Iss meinen Hammer!“
Zeitgleich hat die Physikerin Jane Foster (Natalie Portman) auf der Erde massive Gesundheitsprobleme. Bei Ihr wurde Krebs diagnostiziert und die Medizin scheint keine Heilung mehr zu bieten. Da bleibt nur der Griff zu göttlicher Kraft. Doch anderswo in der Galaxie hat sich ein neuer Krieger erhoben. Der Außenseiter Gorr (Christian Bale) lebt auf einem Wüstenplaneten und seine Tochter stirbt. Doch die Götter, die Gorr anruft, verspotten ihn und Gorr erhebt das Necroschwert. Dies verleiht ihm die Macht Götter zu töten.
Als der Gottschlächter und seine Horde böser Schattenwesen bald darauf New Asgard bedrohen, kehrt Thor heim …und trifft auf Jane Foster, die Mjölnir wieder zusammengefügt hat und nun selbst Thor ist. Der Angriff kann abgewendet werden, aber Gorr entführt die Kinder aus New Asgard. Zusammen mit Walküre und dem Steinwesen Korg machen sich die beiden Thors auf die Suche nach den entführten Kindern.
Es gäbe Vieles zu sagen über „Thor – Love and Thunder“ doch es ist unangemessen, das poppige Leinwand-Abenteur über Gebühr zu analysieren. Im Wesentlichen folgen Regisseur Taika Waititi und Marvel-Produzent Kevin Feige der gleichen Erfolgsformel, die schon „Thor: Tag der Entscheidung“ ausgezeichnet und für große Beliebtheit bei den Zuschauern gesorgt hat. Es geht also ziemlich lustig zu und so recht ernst nimmt sich auch die Superhelden-Action nicht. Das hat seine Momente, sorgt an anderer Stelle aber auch für einigen Leerlauf und viel Vergeudung von Potential. Licht und Schatten statt Liebe und Donner.
„Alle Götter werden sterben!“
Turbulente und kurzweilige Marvel-Unterhaltung ist „Thor – Love and Thunder“ allemal. Etwas sperrig ist vor allem der Filmanfang, der – mit Korg als Märchenonkel – den Kindern von New Asgard erzählt wie es Thor ergangen ist. Dann erzählt Korg auch noch wie sich Jane und Thor kennengelernt haben und und und. Will sagen, es geht von der ohnehin knappen Filmzeit viel für Zusammenfassungen vorangegangener Abenteuer flöten.
Mit Gorr, dem Gottschlächter, hat „Love and Thunder“ einen wirklich starken und symbolträchtigen Bösewicht am Start. Schließlich fordert der Mensch sein Schicksal heraus wie einst Sisyphos, indem er sich von den Göttern lossagt. Und mit dem Nekroschwert hat Gorr auch eine effektive Waffe in der Hand. Doch der widersprüchliche, vermeintliche Fiesling (der Thor im Comic fast getötet hätte) kommt als Gegenspieler der Helden kaum richtig zum Zug.
Stattdessen setzt die Story vor allem auf die romantischen Verwicklungen zwischen Thor und Jane Foster. Leider allerdings stammelt der Donnergott auf dem pubertären Niveau eines 15jährigen von seinen Gefühlen und macht auf dicke Hose, weil „Männer seine Gefühle nicht zeigen können“ (Popzitat).
„Dies endet hier und jetzt!“
Das Ganze passt zum Konzept des 80er Heavy Metal, der sich optisch in den Rüstungen und Outfits wiederspiegelt und klanglich vom Guns’n’Roses-durchwirkten Soundtrack unterstrichen wird. Das Konzept ist auch ein bisschen Retro. Gerade so, als sollten Eltern mit ihren Kids im Kino ein Familienerlebnis feiern. Immerhin ist der erste „Iron Man“-Film von 2008, so dass die Neulinge im MCU nun in der Pubertät angekommen wären, während die Eltern nostalgisch auf ihre Jugend zurückblicken können. By the Way: seit „Avengers: Endgame“ tut sich das MCU auch schwer damit in der zweiten Welle wieder eine tragfähige Übergeschichte zu präsentieren.
Doch es gibt auch Großartiges in „Thor: Love and Thunder“. Beispielsweise ist der Runnning Gag um markige Heldensprüche gelungen. Natalie Portman stiehlt Chris Hemsworth als Thor häufiger als gelegentlich die Show. Auch der Showdown mit Gorr überzeugt optisch, weil in dieser farblosen Ecke der Galaxie das Comic-Konzept der gerade angesagten „Black and White plus x“-Stories umgesetzt wird. Selbstverständlich gibt es auch wieder etliche Ostereier und Anspielungen auf Filmhistorie und Superhelden-Comics aller Art.
Wer mit „Thor: Tag der Entscheidung“ gut unterhalten wurde, wird auch in „Thor: Love and Thunder“ großartig unterhalten werden. Ich gestehe, mir ist das vor allem humorige Konzept von Regisseur Taika Waititi etwas zu flapsig. Gelegentlich fehlt es mir an pathetischen Ernst nordischer Götter, der ja auch die Thor-Comics über weite Phasen ausmacht.
Film-Wertung: (6 / 10)
Thor: Love and Thunder
OT: Thor: Love and Thunder
Genre: Fantasy, Action, Superhelden
Länge: 125 Minuten, USA, 2022
Regie: Taika Waititi
Darsteller:innen: Chris Hemsworth, Tessa Thompson, Christian Bale, Natalie Portman
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Walt Disney Pictures
Kinostart: 06.07.2022
Thor:love and Thunder bei Disney
Copyright der Film-Fotos @MarvelStudios 2022
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