In letzter Zeit scheine ich ein Händchen für die Outsider zu haben: Nachdem im Fernsehen abrupt zwei Serien abgesetzt wurden, die mir Spaß gemacht haben („Sleepy Hollow“ und „Suits“) ereeilt es nun auch die Comicwelt. Den Superagenten Frankenstein, zum DC Relaunch der New 52 wiederbelebt, raffte es nach nur 16 Ausgaben dahin. Wir merken das allerdings erst mit einem Jahr Verzögerung. Bei Panini ist nun der abschließende Sammelband mit den US-Ausgaben 10-16 erschienen. Noch einmal eine geballte Ladung Monster-Sci-Fi-Horror-Action-Power.
Es gibt da diese Geheimorganisation namens S.H.A.D.E. (Superhumane und Absonderliche Defensiv-Exekutive), die von Vater Zeit geleitet wird. Der muss sich in regelmäßigen Abständen einen neuen Wirtskörper suchen und steckt zur Zeit in einem Schulmädchen. Das hindert ihn allerdings nicht daran, seine Eingreiftruppe, die aus Superagent Frankenstein und der Division M besteht, gegen das Böse in der Welt auszusenden. Zunächst bekommen es die Kreaturen um den grünen Hünen mit einer mysteriösen Geheimorganisation zu tun, die sich „Satans Ring“ nennt und nicht nur in der außerdimensionalen Wolke für Unruhe sorgt, sondern auch auf dem Friedhof der Leviathane. Frankie & Co. sind also mal wieder mitten drin im unrettbaren Chaos und müssen sich sputen, um da heil heraus zu kommen. Und dann taucht auch noch Victor Frankenstein, der Wissenschaftler und Schöpfer unseres Helden auf und führt nichts Gutes im Schilde.
Der zur Zeit angesagte Autor Jeff Lemire („Sweet Tooth“, „Animal Man“) hat die Latte beim Auftakt von „Superagent Frankenstein“ ziemlich hoch gelegt, was absonderliche Abenteuer in einem ebenso horrormäßigen wie Science-Fiction-lastigen Setting angeht. US-Ausgabe Zehn begleitet er noch als Autor, bevor Matt Kindt, der schon zuvor Co-Autor von Frankensteins „Men of War“-Abenteuer war, die Serie übernimmt. Kindts Stories schwächeln keineswegs und hauen solide und gut gescripted in dieselbe Kerbe. Grafisch bleibt alles wie gehabt und Zeichner Alberto Ponticelli und Tuscher Jose Villaruba dürfen sich weiterhin nach Herzenslust austoben. Umso verwunderlicher, dass dieser richtig coolen Serie in den USA die Leser fehlten.
Vielleicht liegt es daran, dass das monströse Sammelsurium strukturell ein wenig an Mike Mignolas Hellboy-Spinoff „B.P.R.D.“ (Bureau for Parranormal Research and Defense) erinnert. Gleichwohl gibt es Unterschiede und „Superagent Frankenstein“ ist allein schon aufgrund seiner literarischen und filmischen Vergangenheit eine Liga für sich. Aber alles Jammern nützt nicht viel: Die Serie ist eingestellt, leider. Im neuen DC-Universum taucht Frankenstein nun in der Justice League Dark auf.
„Superagent Frankenstein“ ist auch im Sammelband zwei pure Pulp Fiction auf hohem Niveau: kauzige Charaktere, wilde Monsteraction und wahnwitzige Fantasysettings machen den Reiz aus.
Comic-Wertung: (8 / 10)
Superagent Frankenstein 2: Monster-Bomben
OT: Frankenstein, Agent of S.H.A.D.E. Volume 0, 10-16, DC comics, 2012-13
Autoren: Matt Kindt, Jeff Lemire
Zeichner: Alberto Ponticelli
Übersetzung: Josef Rother
Verlag: Panini Comics, Softcover, 180 Seiten
VÖ: 08.04.2014
Superagent Frankenstein bei Panini
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