Insidious: Schleichendes Grauen

Aus dem Archiv in den #Gruselsommer: „Insidious“ von 2011. Gruselthriller standen seinerzeit wieder hoch im Kurs, wie sich überhaupt das Horrorgenre einer neuen Beliebtheit erfreute. „Insidious“ beschwört den zeitlosen Grusel einer Besessenheit, doch so richtig zündet der Nervenkitzel bei mir nicht. Mag sein, dass ich zu viele Horrorthriller gesehen habe, aber den amerikanischen Kinoerfolg des mäßigen Streifens konnte ich zum Kinostart nicht nachvollziehen.

Familie Lampert zieht um: Endlich in ein neues Haus! Alles soll besser werden als zuvor und das Ehepaar mit drei Kindern freut sich auf die Veränderung. Josh (Patrick Wilson) nimmt sich vor, weniger zu arbeiten, Renai (Rose Byrne) hofft auf mehr Familienleben. Doch irgendwie ist das neue Heim ein bisschen unheimlich und als dann Sohn Dalton urplötzlich krank wird und völlig ohne Vorwarnung ins Koma fällt, sind die Eltern ratlos.

Vererbter Fluch?

Es verdichten sich die Anzeichen, das Haus könnte dafür verantwortlich sein. Renai spürt eine geisterhafte Bedrohung, doch John tut das alles als Fantastereien ab. Die Beziehung droht auseinanderzubrechen, bis Joshs Mutter auftaucht und ihre Hilfe anbietet. Erst ihre Anwesenheit bringt eine Familiengeschichte zutage, die Josh lange Zeit verdrängt hatte und die helfen könnte, Dalton wieder zu Bewusstsein zu bringen.

Nun denn, von einem Horrorfilm erwartet eigentlich keiner eine ausgefeilte Story. Die Möglichkeiten, das Übersinnliche einzubinden, sind relativ begrenzt und im Wesentlichen ausdefiniert, wenn es darum geht, auf Gänsehaut und Gruselfaktor abzuzielen. Das klassische Setting von „Insidious“ ist völlig legitim. Doch was der „Saw“-Regisseur James Wan in der Folge aus der Ausgangssituation macht, kommt selten aus dem genreüblichen Brei heraus.

Irgendwann wird auch das stete Andeuten geisterhafter Präsenz ermüdend und man wünscht sich, die Quälgeister mögen sich endlich zu erkennen geben, damit die enervierend schrille Musik von Komponist Joseph Bishara endlich wieder verklingen möge. Ja, früher hat man so Horrorfilme gedreht: Sobald es spannend wurde, brachte die Musik anschwellend schrille Untermalung, um zu zeigen, dass hier etwas Irrsinniges geschieht. Doch die Zeiten der Hammer Productions sind längst vorbei und die Anlehnung an Genre-Klassiker wirkt bemüht und überzogen.

Schrille Töne

Auch die Schauspieler wissen nicht zu überzeugen, mit Ausnahme von Rose Byrne („X-Men: Erste Entscheidung“). Patrick Wilson („Watchmen“) nimmt man den genervten und überarbeiteten Familienvater zwar ab, aber sobald er sich auf Geisterjagd macht, ist es vorbei mit der Glaubwürdigkeit. Das Drehbuch macht es ihm allerdings auch nicht leicht, wenn die beruhigenden Floskeln für die besorgte Gattin so derart abgegriffen daherkommen. Auch das weitere Personal, das sich aufmacht, Dalton aus dem Griff der Geister zu retten, kann nicht wirklich überzeugen. Mal schwanken die Beteiligten zwischen Persiflage und Slapstick, mal zwischen übertriebenem Ernst und heiliger Mission.

Nützt alles nichts, für den relativen Erfolg von „Insidious“ an der Kinokasse in Übersee kann es nur die eine Erklärung geben, dass sich das Zielpublikum derart verjüngt hat, dass es einfach noch keinen Bezugsrahmen zur Verfügung hat. Daraus ließe sich die Empfehlung ableiten, dass „Insidious“ eher für ein jüngeres Publikum gedacht ist und alte Horror-Hasen von dieser Möhre nicht allzu viel Sättigung erwarten sollten. Andererseits machen „Conjuring“, „Posession“ oder „The Haunting“, die ähnlich funktionieren, dann doch wieder Spaß.

Der Gruselthriller „Insidious“ setzt auf Atmosphäre und zeitlose Horrorfilm-Thematik. Doch trotz wohlgemeinter Reminiszenzen an die Klassiker bleibt „Insidious“ doch nur gruseliges Mittelmaß. Der Erfolg und die etlichen Fortsetzungen und Spin-Offs hingegen zeigen, dass die Filme einen Nerv getroffen haben.

Film-Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

Insidious
OT: Insidious
Genre: Horror,
Länge: 103 Minuten, USA, 2010
Regie: James Wan
Darsteller: Patrick Wilson, Ty Simpkins, Rose Byrne,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Universal
Kinostart: 21.07.2011
DVD-VÖ: 24.11.2011