Für Horrorfans kam der Erfolg von „The Conjuring“ eigentlich nicht so richtig überraschend. Schon länger konnte man im Genre eine Rückkehr zur klassischen Spukgeschichte ausmachen, die auch wieder Zuschauer ins Kino lockte, nachdem die Extreme in Sachen Gore und Splatter so ziemlich ausgereizt waren. „Das Haus der Dämonen“ (2009) und „Insidious“ (2010) bereiteten den Weg für den Erfolg von „The Conjuring“. Nach dem mäßig unterhaltsamen Prequel „Annabelle“ kommt nun der Nachfolger zu „Conjuring“ in die Kinos und jagt dem Publikum wohl dosierte Schreckmomente ein.
Das Familienmassaker von Amityville erschüttert 1976 die USA. Ed (Patrick Wilson) und Lorraine (Vera Farmiga) Warren, Experten in Sachen übernatürlicher Phänomene, untersuchen den Fall des angeblich besessenen Familienvaters, der Amok läuft, mit Technik und Gespür. Bei einer Séance kann Medium Lorraine nicht nur die Schrecken der Bluttat miterleben, sondern nimmt auch die Präsenz einer dämonischen Nonne wahr. Diese hat es offensichtlich auf Ed abgesene. Lorraine ersteht das als Warnung, sich nicht weiter mit Spuk und Geistern zu beschäftigen.
Doch dann wendet sich die katholische Kirche an die Warrens : In England hat ein übersinnliches Phänomen Im Londoner Stadtteil Enfield bereits mediale Kreise gezogen, so dass die Kirche nicht gewillt ist, offiziell aufzutreten. Unter der Prämisse, nur zu beobachten und nicht einzugreifen, machen sich die Warrens auch den Weg nach London, um den Fall zu untersuchen. Dort soll ein Poltergeist durch das heruntergekommene Reihenhaus der Hodgsons spuken. Der Geist, der sich als Vorbesitzer zu erkennen gibt, will die alleinerziehende Mutter Peggy (Frances O’Connor) und ihre vier Kinder vertreiben. Dazu ergreift der Geist vor laufender Kamera Besitz von Tochter Janet (Madison Wolfe).
Wie schon „The Conjuring“ und „Annabelle“ inszeniert auch der Enfield Poltergeist die Aufzeichnungen der Warrens, die tatsächlich als Geisterjäger und Dämonologen ihren Lebensunterhalt verdienten. Übrigens setzten auch „Das Haus der Dämonen (OT: The Haunting in Conneticut“, 2009) und diverse andere Horror-Filme auf die Aufzeichnungen der Warrens. Wenigen gelingt es dabei die klassischen Spukelemente von Tische rücken über Messerwerfen bis hin zu Besessenheit so schon und stylisch zu inszenieren wie Regisseur James Wan. Der Macher von „Saw“ hat Gespür für Ausstattung, Besetzung und Timing. Ob ein Horror-film allerdings 134 Minuten andauern muss, darf bezweifelt werden.
Die Kameraführung von Don Burgess („Forrest Gump“) ist großartig und der Score von Joseph Bishara ist auch nicht mehr so schrill wie in „Ingenious“, sondern beinahe schon zurückhaltend. Dazu kommt das „Conjuring 2“ einfach blendend besetzt ist und neben Vera Farmiga und Patrick Wilson eine tolle Riege britischer Mimen zu sehen ist (und Franka Potente als zweifelnde Wissenschaftlerin), die ihr Handwerk einfach versteht. Die junge Madison Wolfe („Trumbo“, „Keanu“) ist zudem eine glaubhaft besessene junge Dame, die Linda Blair (fast) Konkurrenz macht. Also toll inszeniert und mit einigen Referenzen zu anderen Genreperlen und die Gruselnonne erinnert auch ein bisschen an Shock-Rocker Marilyn Manson. Horror-Fan was willst du mehr?
„Conjuring 2“ ist im Gegensatz zu dem Prequel „Annabelle“, bei dem weder die Hauptdarsteller noch Regisseur James Wan mitmischten, wieder ein sehr atmosphärischer und spannender Gruselfilm alter Schule geworden. Kaum schwächer als der Vorgänger ist „Conjuring 2“ bislang einer der sehenswertesten Horror-Filme des Jahres.
Film-Wertung: (8 / 10)
Conjuring 2
OT: The Conjuring 2: The Enfield Poltergeist
Genre: Horror, Thriller
Länge: 134 Minuten, USA, 2016
Regie: James Wan
Darsteller: Vera Farmiga, Patrick Wilson, Frances O’Connor, Maria Doyle Kennedy, Madison Wolfe
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Warner
Kinostart: 16.06.2016
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