Possession – Das Dunkle in dir: Die Schachtel des Bösen

POSSESSIONSeit sich Max von Sydow 1973 als Father Merrin von Rotzgöre Linda Blair ankotzen lassen musste, ist das Thema Exorzismus filmisch eigentlich ausdefiniert. Hin und wieder versucht sich die Filmbranche dann doch noch an der Austreibung von Geistern. Der dänische Regisseur Ole Bornedal schlug sich 2012 mit der Sam Raimi Produktion „Possession“ eigentlich ganz gut und sorgt für gruselige Spannung, auch wenn der gemeine Horror-Freak das mal wieder anders ganz sah. Zeit, den Film hier noch einmal vorzustellen.

POSSESSIONClyde (Jeffrey Dean Morgan) und Stephanie (Kyra Sedgewick) sind gerade dabei, sich zu trennen. Den beiden Töchtern Em (Natasha Callis) und Hannah (Madison Davenport) schlägt das natürlich auf die Stimmung. Clyde, der als Basketballtrainer arbeitet, ist in eine Siedlung am Stadtrand gezogen und weil die Wohnung noch nicht eingerichtet ist, machen er und seine Töchter an einem Garagenflohmarkt halt. Neben Geschirr und anderen Haushaltsgegenständen, entdeckt Em ein Schmuckkästchen, das sie fasziniert. Doch in der Kiste sitzt ein Djibbuk, ein jüdischer böser Geist, der langsam von Em Besitz nimmt. Über jiddische Spukgestalten kann man übrigens demnächst mehr lernen, wenn der polnische Horror „Dibbuk – Eine Hochzeit in Polen“ am 21. Juni 2016 in die Kinos kommt.

Während sich die besorgten Eltern gegenseitig die Schuld für Ems seltsame Zustände zuschieben, entfesselt der Dämon seine ganze Macht. Als der verzweifelte Clyde sich die ominöse Kiste mal genauer ansieht, ist es schon fast zu spät, spirituelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

POSSESSIONSam Raimi der als Regisseur der ersten „Spider-Man“-Trilogie ziemlich bekannt wurde, kommt ursprünglich aus dem Horror-Genre („Evil Dead“) und nicht nur als Produzent hält er an dieser Vorliebe fest und bringt alle paar Jahre mal wieder einen Horror- oder Gruselthriller ins Kino. 2015 versuchte sich der Gute als Produzent am Remake von „Poltergeist“. Für „Possession – Das Dunkle in dir“ holt sich Raimi einen anderen Grenzgänger des Kinos auf dem Regiestuhl: Ole Bornedal, der mit „Nightwatch“ 1994 einen dänischen Kultthriller hinlegte, den er später in Hollywood gleich noch einmal drehte (1997).

Vor zwei Jahren hat sich Ole Borndal in seiner Heimat Dänemark mit der Historienserie „1864“ in die Nesseln gesetzt, die den Deutsch-Dänischen Krieg zum Thema hat und bei unseren nördlichen Nachbarn zu Unrecht überhaupt nicht gut wegkam. Bornedal schert sich nicht groß um Genres und so vereinen sich in seinem Werk das beachtliche Thrillerdrama „Bedingungslos“, die Horror-Komödie „Alien Teacher“, TV-Produktionen und gelegentliche Ausflüge nach Hollywood.

POSSESSIONWie eingangs erwähnt, fällt es schwer, einem Exorzismus-Thriller neue Seiten abzugewinnen, daher darf es diesmal ein jiddischer Dämon sein, den es ins heutige Amerika verschlagen hat. Doch es geht „Possession“ nicht nur um den Exorzismus in der jüdischen Religion, sondern die Stärke des Thrillers ist seine Dramatik und die äußerst stilvolle Inszenierung. In Vordergrund von „Possession“ steht zwar das Gruselmoment, aber richtig gut ist der Film durch das familiäre Drama der elterlichen Trennung und deren Auswirkungen auf die Kinder. Es gelingt „Possession“ von Beginn an, eine düstere, beklemmende Atmosphäre zu schaffen, die sich im Filmverlauf immer weiter steigert, bis hin zur Ausweglosigkeit der väterlichen Sorge.

Mit dem Gruselthriller „Possession“ zeigte der dänische Regisseur Ole Bornedal erneut seine Fähigkeit, spannende, dramatische Geschichten zu erzählen. Durch den Kunstgriff, einen jiddischen Dämon auf die Leinwand zu schicken, gewinnt „Possession“ zudem etwas Originalität. Am Ende besticht „Das Dunkle in dir“ als dramaturgisch und optisch gelungene Mischung aus Gruselthriller und Drama, die überzeugt.

Film-Wertung:7 out of 10 stars (7 / 10)

possession-dvdPossession – Das Dunkle in dir
OT: Possession
Genre: Horror, Thriller
Länge: 92 Minuten, USA, 2012
Regie: Ole Bornedal
Darsteller: Natasha Callis,  Kyra Sedgewick, Jeffrey Dean Morgan
FSK: keine Jugendfreigabe
Vertrieb: Studiocanal
Kinostart: 08.11.2012
DVD & BD-VÖ: 04.04.2013