UFO In Her Eyes: Dem Fortschritt entgegen!

Aus dem Archiv in den #Fantasyfebruar: „Ufo in her Eyes“ von 2011. Die chinesische Regisseurin, Künstlerin und Autorin Xiaolu Guo hat mit ihrem jüngsten Film „UFO in her Eyes“ eine bissige Satire auf die wirtschaftliche Entwicklung in ihrem Heimatland China vorgelegt. Der Film ist ein kunterbuntes Sammelsurium, das vor allem durch seinen Hang zur Farce auffällt. Sicher nicht jedermanns Geschmack, aber ich fühlte mich großartig unterhalten.

Die Landarbeiterin Kwon Yun (Ke Shi) hat nach einem nachmittäglichen Schäferstündchen mit dem verheirateten Schulrektor eine Erscheinung. Sie findet in der Nähe des abgeschiedenen chinesischen Dorfes, in dem sie alleinstehend lebt, einen Kristall und schaut hinein.

Ein gleißendes Licht und die Hitze lassen sie in Ohnmacht fallen. Als sie wieder erwacht, findet sie einen amerikanischen Touristen (Udo Kier), der verletzt ist. Kwon Yun bringt den ersten Westler, den sie je zu Gesicht bekommen hat ins Krankenhaus und dann verschwindet der Tourist wieder.

Kwon Yun berichtet der Ortsvorsteherin Chang (Mandy Zhang)von ihrer Erscheinung (die am 9. September stattfand) und Chang ist so ehrgeizig, dass sie daraus Kapital zu schlagen versucht. Sie meldet die UFO-Sichtung nach Peking. Die Partei schickt jemanden ins Dorf, um die Sache zu untersuchen. Außer Kwon Yun und dem Wanderarbeiter, der im Dorf die Fahrräder repariert, hat eigentlich keiner was gesehen, und der Wanderarbeiter gibt auch keine Auskunft.

Die Partei schickt Experten

Dann rückt die Zukunft mit aller Macht und Skrupellosigkeit in das Rückständige Dorf ein: ein Milliardär will mit der UFO-Sichtung das große Geld verdienen und die Karpfenteiche müssen einem Hotelkomplex weichen. Mitten in den Modernisierungsmaßnahmen taucht dann auch noch der Tourist wieder auf, den Kwon Yun gerettet hat und voller Dankbarkeit, wird die große Freundschaft zwischen den USA und China im dörflichen Rahmen schon mal geprobt.

Man kann es schon derbe clownesk nennen, was Regisseurin Xiaolu Guo dem Zuschauer in ihrer bitterbösen Satire vorsetzt. Die Figuren sind überzeichnet und die Kamera nimmt ständig andere Perspektiven ein, mal die schwarz-weiß gefilmte des Parteibeobachters, mal die Erzählperspektive eines außenstehenden Beobachters und dann wieder den Blickwinkel von herumstreunenden Tieren.

Chinesisch-Amerikanische Freundschaft

Doch vor allem ist die Ausgangssituation derart überspitzt dargestellt, dass die Ereignisse zum Possenspiel werden. Schon mit ihren bisherigen Werken hat Xiaolu Guo die Entwicklung im modernen China unter die Lupe genommen: „Once Upon A Time Proletarian“ spiegelte 2009 dokumentarisch die Lebensbedingungen in den abgeschiedenen ländlichen Regionen Chinas.

„She, A Chinese“ aus dem selben Jahr zeigt im Spielfilm das veränderte konsumverhalten der jüngeren Generation. „UFO In Her Eyes“ vereint beides: Kritik an der Rückständigkeit der ländlichen Regionen, vor allem in der ersten Filmhälfte, und den blinden Fortschrittsglauben, der auch in China inzwischen ein kapitalistisches Antlitz zeigt.

„UFO In Her Eyes“ gibt sich wenig Mühe, den Zuschauer solidarisch und emotional in die Illusion einer Erzählung hineinzuziehen, sondern verwirrt mit scheinbar normaler Absurdität und dem Hang zur Hysterie. Das Spiel mit stilistischen und filmischen Mitteln ist ziemlich unterhaltsam, wenn man erst einmal Zugang zum Filmgeschehen gefunden hat. Sicher kein mehrheitsfähiger Film, aber eine ausdrucksstarke und sehr gelungene Satire.

Film-Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

Ufo in her Eyes
OT: Ufo in her Eyes
Genre: Satire, Science-Fiction
Länge: 110 Minuten, D/F, 2011
Regie: Xiaolu Guo
Darsteller: Ke Chi, Udo Kier, Mandy Zhang
FSK: ab 12 Jahren
Vertrieb: Trigon Film, Alive
Kinostart: 26.04.2012
DVD-VÖ: 22.02.2013