Split7: Coma System vs Tommy and the Teleboys

Auf den ersten Blick scheinen Tommy and the Teleboys aus der ostdeutschen Proviunz und Coma System aus Graz nicht gerade viel gemeinsam zu haben. Außer, dass beide Bands bei mir auf dem Rezensionsstapel gelandet sind. Immerhin freu ich mich auf beide Alben. Zunächst aber geht es zur Nummern-Revue, Tommy and the Teleboys haben vorab „Gib mir“ als Video-Single veröffentlicht und Coma System konstatieren als Video-Single-Auskopplung eine „Oversampled World“.

Obwohl Coma System aus Graz mit „Wired Machines“ seit Juni 2024 bereits ihr zweites veröffentlichtes Album am Start haben, hat das Österreichische Trio schon noch einen gewissen Newcomer-Status. Das mag auch daran liegen, dass die Band alles im DIY-Betrieb regelt. Tommy und die Teleboys hingegen stehen mit ihrem ersten Album „Gods, Used, Good Condition.“ in den Startlöchern, das Ende August beim findigen Kreuzberger Label Noisolution erscheint.

Beide Bands machen es einem schwer den Sound zu definieren und sind insofern Post-Schublade, was dem Rezensenten ungemein entgegen kommt. Beide Outfits haben harte Gitarrensounds und Heavy Grooves am Start und wie immer hält der Bass alles zusammen. Wer unbedingt auf der Suche nach einem roten Faden dieser fiktiven geteilten Vinyl-Single ist, der oder die achte auf die Tieftöner. Die Videos passen zur Urlaubs- und Feriensaison. Erst graue Städte, dann raus auf die Insel.

Coma System – „Oversampled World“

Schnörkellos setzt ein wuchtiger Beat ein. Ein fettes, irgendwie verdrehtes Gitarrenriff folgt und es wird erstmal auf den Punkt geschrubbt. Katharsis zum Auftakt und dann mit post-punkigen Grooves durch die Strophe. Versprenkelte Backing Vocals, die eher als Zwischenrufe oder Ablenkungen fungieren, bevor es wieder wuchtig rummst. Der elegische Zwischenpart nimmt zwar Schub raus, gewinnt aber Atmosphäre und die Band fängt sich wieder und reitet auf dem Riff durch die Metro-Tunnel.

Das Video zu „Oversampled World“ besticht mit Schwarz-Weiß-Outfit und Beton-Ästhetik, darin spiegelt sich schon etwas von der Lebensfeindlichkeit moderner Metropolen. Aber eben auch öffentlicher Raum, der seine eigene Schönheit entfaltet, so wie der Sound von Coma System. Das Album „Wired Machines“ ist wie der Vorgänger auch bei Grazil Records erschienen und wird demnächst in Gänze bei Brutstatt.de vorgestellt.

Tommy and the Teleboys“ – Gib mir“

Also raus aus der Stadt, weg vom Scheiß-Alltag und „Willkommen auf der Insel“. Tommy and the Teleboys sind unterwegs und verramschen mal kurz via Kleinanzeige gebrauchte Götter. Die Synthi-Sounds, die den Song einleiten, könnten genauso gut morgendlicher Vogelgesang sein. Dann kommt Licht in das altbackene kleinformatige Video und aus dem Grundrauschen kristallisiert sich ein Groove, der mit einem Gitarrenakkord angedeutet wird, bevor der Rest der Instrumente einsetzt. Das hat schon mitreißende Qualitäten und auch einen tanzbaren Krautrock-Vibe.

Der Gesang kommt eher assoziativ daher und mit wenigen Nuancen aus. „Küsschen, Küsschen“ und was sonst noch so zu kriegen ist vom besungenen Gegenüber. Zum Refrain wird’s dann heftig, brazzend und auf den Punkt. Mittendrin entwickelt „Gib mir“ dann noch einen truckenden Southern Rock Vibe, der aber fix wieder eingefangen wird. Das Quartett aus der mitteldeutschen Provinz haut mächtig auf den Putz und demnächst gibt’s auch einen Gig in Erfurt. Der Rest der Tour kommt dann in Herbst und Winter. Wer noch einen mitjohlbaren Sommerhit mit Wumms braucht oder eine rockige Alternative zum Schlagermove, mag hier Inspiration finden. „Gib mir…alles!“

Stay clean.