Editorial: Out of Order

Die eine oder der andere aus der werten Leserschaft wird sich wundern, warum an dieser Stelle so lange keine neuen Artikel mehr erschienen sind. Der Grund ist einfach: das Virus hat zugeschlagen. Wenn bei einem Alleinunterhalter einer ausfällt, dann ist da nix mehr. Eben „Out of Order“. Außer Betrieb.

Nun hat es den Schreiber nach mehr als zwei Jahren pandemischen Ausnahmezustand gleichfalls umgerissen. Just in der Phase als vermeintlich alles wieder sommerlich normal werden sollte, stellt sich die Erkältung doch als Covid19-Infektion heraus. Und so „harmlos“ der Verlauf auch sein mag, dieser Infekt hat mich doch tagelang von der Arbeit abgehalten. Insofern werden auch Folgen sichtbar, die nichts mit Gesundheitszustand zu tun haben. An Schreibarbeiten vor einem Bildschirm war lange Zeit nicht ansatzweise denkbar.

Nun sind da die Lücken. Und die Verpflichtungen. Die Leserschaft, die auf neue Reviews wartet und diejenigen, die Rezensionsmuster zur Verfügung stellen, die berechtigterweise ihre Produkte vorgestellt haben mochten. Üblicherweise ist das bei einer Online-Publikation nicht sonderlich schwerwiegend: Es ließe sich leicht für zurückliegende Tagen posten. Die Lücken würden sich nachträglich schließen. Und wenn das Maß und die Zeitleiste wieder voll sind, würde niemand mehr etwas bemerken.

Oder aber, wenn die Schreibunterbrechung planbar wäre, hätte ich entsprechend vorarbeiten können. So dass es genügend Inhalte gibt, um die Zeit zu überbrücken. Fast alle, die online regelmäßig und viel Inhalte veröffentlichen, produzieren auch in irgendeiner Weise vor, für Zeiten, in denen Schreiben und Posten gerade nicht angesagt sind, weil gelernt, gelesen, gelebt wird.

Soloselbständige kennen das Problem. Wenn du ausfällst, fällst du aus. Wenn du gut bist, kannst du das – beispielsweise für einen Urlaub planen – und vorarbeiten. Krankheit aber meistens nicht. Eventuell lässt sich durch gutes Netzwerken ein wenig kompensieren. Wenn Kollegen beispielsweise Aufträge miterledigen, damit zumindest die langfristigen und großen Kunden bedient werden, deren regelmäßige Anfragen, den Laden am Laufen hält.

Bloggen in der Pandemie

Bei brutstatt.de ist das nicht der Fall und auch keine Notwendigkeit. Hier bin ich die Redaktion und das schlampige Korrektorat. Und mein innerer Chefredakteur hat sich dagegen entschieden, die Lücken in der zeitleiste des Blogs wegzueditieren. Ich möchte, dass ich auch in mehreren Wochen, Monaten und Jahren daran erinnert werde, dass ich nach zu dieser Zeit schlicht nicht arbeiten konnte. Auch und vor allem als Lektion in Demut.
An dieser Stelle bitte ich also die Leserschaft um Geduld, es kommen wieder neue Texte und Reviews zu Comics, Serien, Büchern, Alben und Filmen. Und ich bitte die Vertriebe und PR-Agenturen um Geduld, ich werde in den kommenden Wochen alle Themen nachzuholen, selbst wenn sie dann nicht mehr tagesaktuell sind.

Ohnehin halte ich den ständige Aktualitätswahn in vielen Bereichen (außer bei Kinostarts) für absurd. In der Flut der Neuveröffentlichungen erhält kaum ein Werk jenseits den Blockbuster-Mainstreams eine angemessene öffentliche Aufmerksamkeit. In unseren aufgeregten Zeiten bleibt vieles schnell und oberflächlich.

Es mag bei brutstatt.de in den kommenden Tagen und Wochen also relativ vollgepackt zugehen, sofern Gesundheit, soziales Umfeld und die Konzentration das zulassen. Irgendwann wird sich wieder alles normal anfühlen. Nur eben nicht mehr so wie vorher. Bloggen in der Pandemie.

Bleibt gesund.