Batman: Child of Dreams – Manga-Klassiker

In den letzten Monaten veröffentlicht Panini Comics einige empfehlenswerte „Batman“-Klassiker in hochwertigen Ausgaben wieder. Nicht, dass an herausragenden Batman-Abenteuern ein Mangel herrschen würde, aber Neuleser und Fans könnten da durchaus Spannendes entdecken. Mit dem 2001 in Japan erschienenen Batman-Manga „Child of Dreams“ betrat der Zeichner Kia Asamiya seinerzeit Neuland.

Aufmerksamen Leser:innen wird auffallen, dass „Batman – Child of Dreams“ bereits Ende April veröffentlicht wurde. Aufgrund pandemiebedingter zeitweiliger Material-Engpässe hatte sich der ursprüngliche Veröffentlichungstermin von Mitte Februar 2022 ohnehin verschoben. Hinzu kommt immer noch eine kleine Verzögerung bei der Bemusterung. Wenn der Rezensent dann auch noch krankheitsbedingt ausfällt ist auf einmal Juni. Nun, es lässt sich nicht ändern. Ich hole alles nach, was hier zur Bemusterung eingetroffen ist.

Batman als Manga

„Batman – Child of Dreams“ also. Weil die 1960er Jahre Batman-TV-Serie in Japan so bleibt war und weil Japan eine eigene Comic-Tradition hat, gab es immer wieder die Idee, einen „Batman“-Manga zu erschaffen. Mangas unterscheiden sich nicht einfach nur in der Leserichtung (von „hinten“ nach „vorne“, von rechts nach links) und in der Sprache. Wesentlicher Unterschied ist eine andere Bildsprache. Darin werden Figuren ganz anders charakterisiert als im westlichen Comic. Zudem ist klassischerweise die Seitenaufteilung viel dynamischer und die Verwendung von Soundeffekten deutlich knalliger.

Heutzutage sind Comic-Fans gerade in dem „Batman“-Megabänden oder etwa dem herausragenden Sammelband zum Batman-Tag „Batman – The Word“ höchst unterschiedliche Comic-Stile gewöhnt. Bei der Präsentation der Vielfalt geraten kulturelle Unterscheide eventuell in den Hintergrund. So dann neue Leser:innen ein bisschen ratlos mit dem Manga sind und es da Berührungsängste gibt.

Aber keine Bange, man/frau liest sich schnell ein und die unterschiedliche Art des grafischen Erzählens hat man nach einigen Seiten drauf. Ich gebe allerdings offen zu, dass ich den Japan-Beitrag zu „Batman: the World“ unterhaltsamer finde als „Child of Dreams“ aber der direkte Vergleich hinkt auch ordentlich. Dazu später mehr.

Die Handlung

In „Batman: Child of Dreams“ reist die japanische Journalistin Yuuko Jagi mit einigen Kollegen nach Gotham City um für eine Reportage zu recherchieren. Kaum angekommen, tauchen einige Superschurken auf und scheuchen Batman auf. Doch es scheint sich jeweils um Doppelgänger zu handeln, die sich durch eine Droge für Schurken halten. Yuuki macht die Bekanntschaft von Bruce Wayne und wird einige Tage später auch von Batman gerettet, der es mit seinen Doppelgänger zu tun bekommt.

In der zweiten Hälfte des rund 340 Seiten starken Abenteuers reist Bruce Wayne nach Japan, um der Spur der seltsamen Droge zu folgen. Denn die Indizien deuten zu dem Pharmakonzern von Yuukis Onkel.

„Batman: Child of Dream“ erschien in Japan als Serie im Jahr 2001. In den USA veröffentlichte DC Comics den Manga 2003 und Panini Comics brachte im selben Jahr hierzulande zumindest die erste Hälfte der Story auf den Markt. Nun liegt die komplette Story quasi zum 20jährigen Jubiläum des Klassikers in einer aufwändigen Hardcover-Ausgabe vor.

Ergänzt wird die Geschichte, die in japanischer Manga-Tradition in Schwarz-Weiß gehalten ist von einer wie immer kompetenten Einleitung von Christian Endres, einigen ganzseitigen Batman-studien und einem kurzen Interview mit Mangaka Kia Asamiya.

Der Manga Stil

Die Story selbst ist anfangs etwas unübersichtlich, was auch der Art des grafischen Erzählens geschuldet ist. In japanischen Comics ist es nicht üblich mit erläuterndem Text zu erzählen, sondern fast ausschließlich über Dialoge und Gedankenblasen innerhalb der Panels. Anfangs ist es nicht immer klar, der Geschichte zu folgen.

Der Autor ist zugleich Zeichner und das Artwork ist ziemlich sehenswert. In den Totalen sind die Hintergründe gerade so ausformuliert, dass sie erkennbar sind. Das allerdings mit einem Höchstmaß an Kunstfertigkeit. Ansonsten sind die Porträts und Figuren kunstvoll auf ein Minimum reduziert. Das sorgt für ein gewisses Maß an ökonomischer Reproduzierbarkeit und ist zugleich Stilprägend für Mangas.

Auffällig ist, dass Kia Asamiya in „Child of Dreams“ häufig nur ein Auge ausformuliert wird. Das zweite verschwindet quasi in der Höhle. Das wirkt bisweilen etwas bizarr, wie auch die Männlichen Figuren bisweilen sehr kantig wirken. Doch beides gehört zu Asamiyas Zeichenstil und der ist schon sehr einprägsam. Nicht umsonst gehört Asamiya zu dem beliebtesten Mangakünstlern seiner Generation.

Stilprägend ist auch der Actionreichtum der Geschichte. Hier allerdings fällt es mir nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Vor allem die Close-ups sorgen häufig für irritationen, weil bei all der Bewegung keine Perspektive auszumachen ist. Vor allem wenn Batman gegen seinen Doppelgänger kämpft, ist es schwer da Details auszumachen. Das Momentum der Bewegung hingegen ist schon überbordend.

Zwei Dekaden später

Was im der Betrachtung von „Child of Dreams“ nach 20 Jahren ebenfalls auffällt, ist die seinerzeit selbstverständliche Erzählperspektive einer japanischen Hauptfigur. Eben der jungen Journalistin Yuuki, die von dem Trip nach Gotham und den Begegnungen mit Bruce Wayne und Batman erzählt. Seinerzeit war das für die japanische Leserschaft notwendig, da der Superheld Batman nicht aus der japanischen Kultur stammt. Die Leserschaft brauchte also eine „Führerin“ in das Land der Superhelden.

Heutzutage ist Batman auch durch die weiteren Verfilmungen von Christopher Nolan eine weltweit derart bekannte Ikone der Popkultur, dass eben auch so ein Comic-Projekt wie „Batman: The Word“ möglich wurde und zeigt, wie sehr der von Bob Kane und Bill Finger geschaffene Held in das kulturelle Unterbewusstsein übergegangen ist.

Es gibt einen populären Grußkartenspruch, der lautet: „Sei immer du selbst! Außer du kannst Batman sein. Dann sei Batman.“ Knackiger lässt sich Kia Asamiyas klassischer Manga „Batman: Child of Dreams“ nicht auf den Punkt bringen. Heutzutage mag die Japanische Annäherung an des US-Helden vielleicht ein wenig von ihrer seinerzeit kulturübergreifenden Wirkung verloren haben, aber die Story bleibt ebenso elegant wie zeitlos.

Comic-Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

Batman: Child of Dreams Gesamtausgabe
OT: Batman: Child of Dreams, Japan-Erstausgabe 2001, US-Ausgabe bei DC 2003
Autor & Zeichner: Kia Asamiya
Übersetzung: Josef Shanel, Matthias Wissnet, Christian Langhagen
ISBN: 9783741627705
Verlag: Panini Comics, Hardcover, Deluxe Ausgabe, 340 Seiten
VÖ: 26.04.2022

Batman: Child of Dreams bei Panini Comics