Der Hypnotiseur: Typische Schwedenkost für Kriminalisten

Aus dem Archiv: Die Kinokritik zum Schweden-Thriller „Der Hypnotiseur“ von 2013. Eigentlich ist Lasse Hallström ein Regisseur, den ich sehr schätze, nur hat mich kaum einer seiner letzten Filme wirklich begeistert. Das gilt auch die Bestseller-Verfilmung „Der Hypnotiswur“, selbst wenn Hallström seit Jahrzehnten endlich wieder in Schweden drehte. Herausgekommen ist ganz genau der Thriller, den man im Fernsehen vermuten würde.

Kommissar Joona Linna (Tobias Zilliacus) kommt dazu, als die Polizei gerade den Mord an einem Sportlehrer entdeckt hat. Obwohl er nicht zuständig ist, hat er das Gefühl, die Familie des Lehrers könnte auch in Gefahr sein und fährt hin. Die Streifenpolizei ist bereits da und findet einen grauenhaften Tatort: Die ganze Familie ist mit einem Messer niedergestochen worden. Nur der Sohn der Familie hat überlebt, steht aber unter Schock und fällt im Krankenhaus ins Koma.

Weil der Kommissar unbedingt mit dem Zeugen sprechen will, ruft er den Arzt Eric Bark (Michael Persbrandt) zu nachtschlafener Zeit an, denn Bark kann auch komatöse Patienten hypnotisieren. Allerdings ist ihm das vom Gesetz verboten. Dennoch dringt er zu dem Jungen durch, doch der Täter ist nicht zu identifizieren. Barks Ehefrau Simone (Lena Olin) merkt, dass etwas nicht stimmt, denn ihr Mann nimmt starke Schlafmittel, um mit der Belastung fertig zu werden. Doch scheinbar kommt der Kommissar dem Täter mit Barks Hilfe bedrohlich nahe und so rückt Barks Familie plötzlich selbst in den Wahn des brutalen Killers.

Mentale Beeinflussung von Koma-Patienten

Der Bestseller von Lars Kepler macht auf der Leinwand keine schlechte Figur, allerdings inszeniert Regisseur Lasse Halström („Chocolat“, „Casanova“, „Lachsfischen im Jemen“) bei seiner filmischen Rückkehr in die schwedische Heimat mit extrem hohem Dramaanteil, so dass die Spannung häufig wenig Raum hat sich zu entfalten. Die Eheprobleme im Hause Bark hängen damit zusammen, dass sich Erik mit Hypnose befasst und auch damit, dass er seiner Frau verheimlicht, dies zu tun. Das Verhältnis ist angespannt und das Ehepaar verhält sich derart egozentrisch, dass es den eigenen Sohn, der unter der Situation leidet, kaum noch wahrnimmt.

So weit, so gut, und auch so stimmig. Nur leider kommt selten wirklich intensive Spannung auf und der erfahrene Kriminalist im Publikum wird bald wissen, worauf die Tätersuche hinauslaufen muss. Es gelingt dem „Hypnotiseur“ auch nicht, aus dem inzwischen zu einem eigenen Genre ausgewachsenen „Schwedenkrimi“ hervorzutreten. Weder in Bezug auf die Inszenierung, Kameraführung oder auch Dramaturgie schafft es der Film, eine eigenständige Atmosphäre zu erzeugen. So bleibt alles irgendwie typisch, irgendwie düster und zu sehr ins Ehedrama gezogen, um Thrillerfans wirklich von den Kinositzen zu reißen.

Mit den namhaften Darstellern stimmt zumindest die Besetzung, Ansonsten muss man feststellen, dass „Der Hypnotiseur“ TV-Niveau hat und im Kino nicht zu wirken weiß. Weder Kameraführung noch Inszenierung füllen die große Leinwand aus. Ein solider Krimi von einem namhaften Regisseur, der schon deutlich bessere Filme gedreht hat.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Der Hypnotiseur
OT: Hypnotisören
Genre: thriller
Länge: 122 Minuten, S, 2012
Regie: Lasse Hallstrom
Darsteller:innen: Mikael Persbrandt, Lena Olin, Tobias Zillacus
Vorlage: Roman von Lars Kepler
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Ehemals Prokino, jetzt Arthaus,
Kinostart: 18.02.2013
DVD-VÖ ursprünglich: 11.06.2013
DVD-VÖ Neuauflage: 01.04.2021