Detective Grace – Staffel 1: Anmut unter Druck

Als Polizist macht man sich bei seinen Vorgesetzten nicht gerade beliebt, wenn man mit übersinnlichen Methoden ermittelt. Kein Wunder, dass Detective Superintendent Ray Grace es damit in die Klatschpresse schafft und die Chefetage der Polizei von Brighton einem einen Posten in der Provinz nahelegt. Wegloben, nennt man das wohl. Für DCI Grace ist die Luft jedenfalls dünn geworden. Die britische Thriller-Serie nach Romanen von Peter James wurde von Krimi-Schmiede ITV produziert, lief hierzulande als ZDF Sonntagskrimi und kommt nun auch auf DVD für das klassische Home-Entertainment auf den Markt.

Zumindest seit seine Frau von sechs Jahren spurlos verschwunden ist, arbeitet DCI Roy Grace (John Simms) in der Abteilung für ungeklärte Fälle bei der Polizei in Brighton. Bisweilen schafft er es aus dem Büro heraus dann doch zur Aufklärung eines Falles. Als er jedoch vor Gericht von Strafverteidiger gefragt wird, ob er ein übersinnlich begabtes Medium zu Rate gezogen hat, setzt Grace das ganz rational mit dem Schwur auf Bibel gleich, die ja auch von der Existenz eines höheren Wesens ausgehe.

Solche Sachen hört man bei der Polizei nicht gerne, auch und gerade, weil methodisch korrekt ermittelt werden soll und muss. Nun steht und fällt die Verurteilung mit Grace’s Glaubwürdigkeit. Also wieder ab ins Archiv und den Ball möglichst flach halten.

Stirb ewig (OT: Dead Simple)

Doch dann wird Grace von seinem Freund und Kollegen Detective Sergeant (DS) Glen Branson (Richie Campbell) um Hilfe in einem Vermisstenfall gebeten. In der spielfilmlangen Auftaktfolge „Stirb ewig“ (OT: „Dead Simple“) geht ein Junggesellenabschied gnadenlos schief. Der einzige, der einen katastrophalen Autounfall überlebt hat, ist der Trauzeuge des Bräutigams, weil der zu spät kam und nicht im Auto saß.

Viel beunruhigender ist jedoch, dass der Bräutigam nicht auffindbar ist. Die Braut Ashley Haynes (Alisha Bailey) ist am Boden zerstört. Der Trauzeuge ist zufällig auch der Geschäftspartner des Verschwundenen. Wer bei dieser Konstellation Böses argwöhnt, muss ein Polizist sein. Doch es fehlt jede Spür und wieder besseren Rat kontaktiert Grace erneut das Medium, das in der Vergangenheit so hilfreich war.

Stirb schön (OT: Looking Good Dead)

In der zweiten spielfilmlangen Folge „Stirb schön“ bekommen es DSI Grace und das Team von DS Branson mit einem Tatort zu tun, bei den naheliegt, dass ein dominantes Sexspiel komplett aus den Ruder gelaufen ist. Dann verschwindet auch eine junge Anwältin spurlos. Doch es gibt einen Zeugen.

Der Geschäftsmann Zack Brice (Amid Shah) hat im Zug einen USB-Stick gefunden, der ihm Zugang zu einer Snuff-Seite im Darknet verschafft. Bevor der unerlaubte Zugriff bemerkt wird, sieht Brice vorlaufender Kamera den Mord an der Anwältin. Doch der Zeuge und dessen Familie werden bedroht, weshalb die Polizei erst einmal ansatzlos in Brigthons Sado-Maso-Szene herumstöbert.

Soviel dazu. Die Figur des DSI Roy Grace stammt aus der Feder von Bestseller-Autor Peter James, der nebenbei bemerkt auch Schauspieler ist und in der Fernseh-Reihe Cameo-Auftritten hat. Die Roy-Grace-Roman-Serie startete 2006 mit großem Erfolg und inzwischen gibt es 16 Thriller der Reihe. Auf Deutsch werden die Thriller im Scherz Verlag der S.Fischer Verlagsgruppe aufgelegt.

Das Übersinnliche in der Ermittlung

Für die TV-Adaption ist kein geringerer als Drehbuchautor Russel Lewis zuständig, der mit diversen Oxford-Krimis aus dem Endeavour Morse Dunstkreis nach Motiven von Colin Dexter berühmt wurde. Hauptdarsteller John Simms hat in der Vergangenheit in der kultigen Zeitreise-Serie „Life on Mars“ einen mehr als bleibenden Eindruck hinterlassen. Autor Peter James hält Simms sogar für die perfekte Besetzung.

Die Adaption der Krimis hält sich an die Reihenfolge der Buchveröffentlichungen und wurde nur zeitlich etwas modernisiert. Das Alleinstellungsmerkmal des gebeutelten Polizisten ist eindeutig seine Aufgeschlossenheit gegenüber dem Übersinnlichen. Das hat schon eine eigenwilligen Zug.

Ansonsten wird auf dem Polizeipräsidium der Seestadt Brigthon viel Dienst nach Vorschrift geschoben, soll heißen, die Ermittlungen und die Polizeiarbeit sehen aus und werden inszeniert wie in fast allen britischen Genrebeiträgen auch.

Brighton Rock

Das alte Seebad, in dem Peter James auch geboren ist, hat seine Schauwerte, aber die werden nicht verklärt ausgestellt, sondern windschief und stürmisch rau gezeigt. Maritimes Reizklima einmal etwas robuster. Es geht beinhart und ziemlich brutal zur Sache, auch wenn die Gewalt nicht immer im Bild zu sehen ist. Dennoch gehört das Schockmoment der Grausamkeiten sowohl in der ersten als auch in der zweiten Folge zu den Markenzeichen dieser Thriller-Serie.

Das ist handwerklich sehr solide gemacht und eindeutig auf John Simms zugeschnitten, der die Serie auch trägen kann. Der Rest der Besetzung bleibt noch ein wenig blass, aber das mag sich ändern. Eine zweite Staffel wurde in Großbritannien bereits ausgestrahlt.

„Detective Grace“ hat durchaus seinen Unterhaltungswert als kaltblütiger Thriller der Marke „Inspektor Banks“ & Co. und auch Potential die Charaktere noch auszuweiten. Mir persönlich ist das Ganze in seiner ausgestellten Grausamkeit etwas zu plakativ, während gleichzeitig die Fälle nicht eben verzwickt sind. Aber wie erwähnt, es ist unterhaltsam.

Serien-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

Dectective Grace – Staffel 1
OT: Grace – Season 1
Genre: TV-Serie, Krimi, Thriller
Länge: 180 Minuten (2 x 90), GB, 2021
Idee & Drehbuch: Russel Lewis
Vorlage: Romane von Peter James
Regie: John Alexander, Julia Ford
Darsteller:innen: John Simms, Richie Campbell, Rakie Ayola
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Edel Motion
Digital-VÖ: 15. & 22.11.2022
DVD-VÖ: 25.11.2022

offizielle Peter James Seite