The Devil’s Light: Eine besondere Verbindung

Eigentlich ist der amerikanische Horror-Thriller „The Devil’s Light“ ein typischer Teufelsaustreiber. Da werden Besessene beobachtet und exorziert, bis sich die diabolische Kraft verflüchtigt. Hat der Horror-Fan alles schon gesehen. Es sei denn, er ist noch jung oder denkt, lasst doch mal die Mädchen ran. „The Devil’s Light“ macht wenig neu, aber trotzdem Spaß – auf diabolische Weise. Ab dem 3. November 2022 im Kino.

Ann (Jaquelin Byers) hat ein Händchen für Krankenpflege. Weil sie als junges Mädchen sehr unter den Zuständen ihrer Mutter gelitten hat, fand Ann Trost im katholischen Glauben und wurde Nonne. Als Schwester Ann arbeitet sie in einer katholischen Einrichtung, in der auch Exorzisten ausgebildet werden. Und zu Anns Aufgaben gehört die Pflege der „vermeintlich“ Besessenen.

Immer wieder erwischt der Exorzisten-Ausbilder Vater Quinn (Colin Salmon) Ann wie sie bei den Vorlesungen lauscht. Die Psychologin Dr. Peters (Virginia Madsen) sorgt in der Ausbildung für mögliche wissenschaftliche Aspekte, die als Besessenheit gedeutet werden können. eine Zweitmeinung ist gelegentlich auch Priestern willkommen.

Als das junge Mädchen Natalie (Posy Taylor) in der Abteilung aufgenommen wird, hat Ann schnell einen Draht zu dem Kind. Der erweist sich als hilfreich, während den Adepten ein Exorzismus aus dem Ruder gerät und Ann die Situation retten kann. Als „Belohnung“ darf die scheinbar Begabte Ann als Gasthörerin an den Vorlesungen der Priester teilnehmen. Kurz darauf wagen zwei der Priester privat einen Exorzismus, bei dem sie auf Anns Hilfe angewiesen sind.

Du hast meine Einladung bekommen.

Lasst doch mal die Frauen machen, mögen sich die Produzenten und Verantwortlichen von „The Devil’s Light“ gedacht haben. Und wer bereits die eine oder andere Satire über das Filmbusiness gesehen hat, mag vermuten, wie sehr sich die Kerle für die originelle Idee, eine Exorzistin ins Gruselrennen zu schicken, selbst abgefeiert haben.

Doch die Idee ist weit mehr als ein Zugeständnis an den Zeitgeist oder der platte Versuch mehr Mädchen in Gruselfilme zu lacken. Es war einfach dran und in Zeiten ohnehin schwindener christlicher Religiosität kann ein Film auch über die katholische Priestertradition mutmaßen.

Das Publikum sollte sich allerdings nicht zu sehr in die Idee hereinsteigern. Die ganze Angelegenheit mit dem Exerzismus“ als katholische Ritual ist ein wenig aus der Zeit gefallen und eigentlich bereits seit dem skandalösen „Der Exorzist“ (1973) von Regisseur Wiliam Friedkin ausexerziert. Wobei es sich bei jenem Film auch um eine Literatur-Adaption handelt.

Wir haben auf dich gewartet.

Das hat allerdings höllische Heerscharen von Filmleuten nicht abgehalten, in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Varianten von Besessenheit und Exorzismus auf die Leinwand zu bringen. Einige waren filmisch anspruchsvoll, wussten dem „Genre“ oder dem Thema weiterführende Aspekte abzugewinnen. Die allermeisten jedoch wollten einfach nur schaurig schön unterhalten („The Nun“). Das spielt mit der bösen Entität aus dem Jenseits ist zu verlockend.

So auch in „The Devil’s Light“, der immerhin solide gefilmt ist und seine Hauptdarstellerin mit einer wirkungsvollen Lebensgeschichte ausstattet. Die Verbindung von Krankenschwester und kindlicher Patientin gibt der auch vorhandenen Ebene zwischen Exorzistin und Besessener eine stärkere emotionale Bindung. Selbst wenn die Story absehbar ist und nicht über Genre-Setzungen hinauskommt. Einige der Effekte und spökeligen Szenen sind mehr als gelungen und sorgen für den erwünschten Schreck-Faktor.

Warum der deutsche Verleih allerdings den Film eine Woche nach Halloween in die Kinos bringt, erschließt sich mir ebensowenig wie die Umbenennung eines ohnehin englischen Titels in einen anderen. Beide sind gleichermaßen plausibel und bieten keinen Erkenntnisgewinn. Da hätte „The Devil’s Light“ auch gleich „Pray for the Devil“ bleiben können. Regisseur Daniel Stamm und auch der Drehbuchautor haben bislang leidlich originelle Gruselfilme vorgelegt, die mehr oder minder deutlich an andere Erfolgsfilme angelehnt waren.

Stamms „13 Sins“ (2014) beispielsweise nimmt die Idee von einem thailändischen Thriller von 2006, dessen Inspiration eventuell auf den 2005 erschienenen georgischen Thriller „13“ von Géla Babluani zurückgeht. Kredits gab es dafür nicht. „13“ bekam 2010 ein eigenes amerikanisches Remake vom selben Regisseur. Aber ich schweife ab, muss meine eigenen Dämonen austreiben.

Mal ehrlich: Es wurde auch wahrlich Zeit, das endlich mal eine Frau den Exorzismus durchführt. Vor allem, wenn sie dazu berufen ist. „The Devil’s Light“ ist genreüblich, weiß aber handwerklich zu überzeugen. Und nochmal ehrlich: Warum sollen sich die jungen Leute die alten Horror-Schinken angucken? Jede Generation hat ein Recht auf ihre eigenen, frischen Varianten von klassischen Themen. Ich wurde gut unterhalten.

Film-Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

The Devil’s Light
OT: Pray for the Devil
Genre: Horror,
Länge: 93 Minuten, USA, 2022
Regie: Daniel Stamm
Darsteller:innen: Jaqueline Byers, Colin Salmon, Virginia Madsen,
FSK: ab 16 Jahren
Vertrieb: Telepool, 24 Bilder
Kinostart: 03.11.2022