Quarter Wolf- Yeah, Baby! – Album Review

„Yeah, Baby!“ ist benannt nach dem Schlachtruf der beiden streunenden Wölfe aus Oslos Kiez. Quarter Wolf gehen raus auf die Bühne und legen los. Ohne Gnade, ohne Handbremse und immer volles Rohr. Quasi: „Yeah, Baby!“ das trifft den Garagenpunk der norwegisch–australischen Kooperation auf den Punkt. Die Attitude ist auch ein bisschen Spinal Tap, aber mal ehrlich: Erwartet irgendjemand noch Innovation im Rock’n’Roll? Quarter Wolf liefern ab.

Dass die Zeit reif ist um musikalisch abzugehen, wird mit dem Opener „Time’s up“ mehr als deutlich. Und ein bisschen wirkt „Yeah, Baby!“ wie „Reign in Blood“. Damals zeigten sich Slayer auch überrascht, dass das Album so kurz ausgefallen war. Aber wenn man die Songs mit Hochgeschwindigkeit einspielt, geht das eindeutig zu Lasten der Gesamtspieldauer.

Im Punk allerdings hat noch nie jemand Wert darauf gelegt, wie lange der Spaß denn ist, wenn nur das Energielevel stimmt. Bei Quarter Wolf stimmt der Schub auf jeden Fall. Die erste Pause gibt es mit Song Nummer 5, dem „Midtempo“-Stampfer „Last Call at Last Train“, denn die bis dahin restlos überzeugte Hörerschaft souverän mitgrölen kann. Alle anderen sind inzwischen ohnehin ausgestiegen und warten wohl lieber auf die erste Bahn am Morgen, statt mit den Krakeelern im Abteil zu sitzen.

All Hits, no Filler

Die drei Songs zwischen Opener und Haltestelle sind allesamt Hits des Garagenpunk mit bluesigen Einflüssen irgendwo zwischen alten Sonics Stücken und der Jon Spencer Blues Explosion.„Guess Who“, „Let’s go North“ und „Your Pussycat is Hooked on Junk“ sind so überzeugende Genrebeiträge, dass mensch sich schon fragt, was denn Bass dem übersteuerten Sound noch hinzufügen könnte? Die Antwort mag die geneigte Hörerschaft eventuell bei Oslos „White Trash Blues Band“ herausfinden, bei der eine Hälfte von Quarterwolf ebenfalls aktiv ist. Dazu gleich mehr.

Das Debut der WTTB „We got Time to Waste“ erschien 2021 und zählt zu meinen Highlights des Jahres. Nachzulesen in dem Review. Also, so wie ich die Pressemeldung gelesen habe und auch die spärlichen Pics der White Trash Blues Band ist Drummer Paul Daniel bei der Truppe aktiv. Allerdings werden die lieben Kollegen nicht müde zu behaupten, Quarter Wolf Gitarrist und Sänger Marius Kromvoll würde da musizieren. Ist jetzt nicht so wichtig, wunderte mich nur. Es ist ja bekannt, dass wir Presseleute denkfaul alle von einander abschreiben.

Ebenfalls gewundert hat mit die Fugazi Cover-Version „Do You like Me“ auf „Yeah, Baby!“. Das Duo hat einen Hang zu Cover-Versionen und mächtig Spaß dran. Aber aufgrund des nervig lärmigen, ellenlangen Intros des Fugazi-Songs auf „Red Medicine“ (’95) ist das nicht gerade eine naheliegende Wahl. Andererseits, kommt so der versteckte Ohrwurm heraus.

A Quick One (While he’s away)

Was soll ich noch sagen? Quarter Wolf sind mehr Rock’n’Roll als Two Gallants, mehr Punk als The Black Keys und mehr Psycho als The Graveltones. Quarter Wolf bestehen seit locker einem Jahrzehnt, haben inzwischen drei Alben veröffentlicht, von denen das zweite auch noch „DIY“ heißt. Diesem Lebensmotto haben sich die beiden Kumpel verschreiben und dahingehend sind schon Parallelen zum Mantar, dem Metal-Duo der Stunde (oder der letzten Jahre), vorhanden. Musikalisch gibt’s da weniger Überschneidungen, was das Energielevel angeht aber erheblich.

Den Bandcamp-Auftritt von Quarter Wolf müsste mal jemand aktualisieren, hier findet sich weder das erste noch das aktuelle Album. Aber wer sich so die Gigs des Duos anguckt, merkt das Quarter Wolf kaum einmal aus Norwegen, geschweige denn Oslo herauskommen. Daswirkt wie ein Spaß-Projekt, lokaler Ruhm inklusive. Ich schweife ab…

Die zweite Hälfte des aktuellen Albums ist nicht mehr ganz so hyperaktiv, aber immer noch hochenergetisch. „Finite Boogie“ beendet den Zirkus dann und ist mit mehr als vier Minuten der längste Song. Hier geht es hypnotisch und spacig zur Sache. Ein phatter Midtempo-Groove legt den Teppich für satte Slide-Läufe und Stooges-Anleihen.

Es hat keinen Sinn, Eulen nach Athen zu tragen, oder Garagenrock nach Oslo. Es hat keinen Sinn, FreundInnen des gepflegten Rock die Vorzüge hochenergetischer Riffschrubberei nahezulegen. Es hat keinen Sinn, für Sinnsucher das Tranzendente im Monotonen zu betonen. Irgendwann macht es Klick, oder treffender: „Yeah, Baby!“Quarter Wolf bleiben eine Konstante in Olsos Garagen-Szene und wären eine hochwillkommene Bereicherung für die Bühnen dieser Welt. Ich feier‘ das!

Album-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

Quarter Wolf: Yeah, Baby!
Genre: Garage Rock, Blues, Punk
Länge: 10 Songs, 29 Minuten, N, 2022
Interpret: Quarter Wolf
Label: Westergaard Records (a Division of Blues For The Red Sun)
VVÖ: 07.10.2022

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