White Trash Blues Band – We Got Time to Waste: Album Review

Die Kollegen von der White Trash Blues Band machen keinen Hehl daraus, wer sie sind und was sie wollen: Das Debut-Album „We Got Time To Waste“ beginnt mit der „White Trash Hymne“: die Scheibe der Olsloer strotzt nur so vor Energie, Garagenfeeling und Partylaune. Der Garagenrock steht durchaus in skandinavischer Tradition setzt aber mehr als nur Duftmarken. Mag sein, dass die White Trash Blues Band Zeit zu vertrödeln hat, aber potentielle Hörer:innen werden hier definitv nicht zurückgelassen.

Man möchte sich wünschen, dass die Band ihren eigenen Rat nicht befolgt und ihr Leben (und vor allem die Garage) nicht aufräumt. „Clean up your Life“ stampft sich zielgerichtet wie ein Besenwagen der Stadtreinigung am Kantstein lang und beobachtet das Treiben auf dem Gehsteig. Der rauchende Fahrer bölkt den sich balgenden letzten Kunden des Späti gute Ratschläge mit auf den Heimweg.

Garagen-Rock und -Punk finden seit alters her in Skandinavien dankbaren Nährboden. Nicht nur Mudhoneys Cover –Version des „The Leather Nun“ (aka „Ledernunnan“)-Klassikers „Ensam i Natt“ zollt dem Tribut. Auch Norwegens Turbonegro hauten anfangs in dieselbe Kerbe. „Gluecifer“, „The (frühen) Hives“ und und und. Es gibt also genug großartige Bands und Scheiben, an denen sich die „White Trash Blues Band“ messen lassen muss und an denen so manch anderes Outfit im Mittelmaß versackt ist. Nicht so die „White Trash Blues Band“.

Die zwölf knackigen Nummern des Albums wissen allesamt zu überzeugen. Ich habe zwar ein bisschen gebracht, um den Lofi-Grundsound der Band hineinzukommen, aber dann geht es über Stock und Stein bis nach „Mook City“. Backgrund Infos zur Band sind rar, aber auch belanglos. Die fünf kommen aus Oslo. Wer so authentisch daher rockt und seine Lektionen in Garagerock, Protopunk und Sixties-Psychedelic ebenso gelernt hat wie die Soul-, Gospel- und Blues-Lehrstunden, der kann nicht nur auf der Bühne begeistern, sondern auch auf Scheibe.

Unwissende mögen meinen, innerhalb des schmalen Genres wäre wenig Abwechslung möglich, aber WTBB belehren die geneigte Hörerschaft eines Besseren. Vor allem ist immer mal wieder ein irritierendes Soundelement im Spiel, das sich befreiend entlädt: mal ein Saxofon, mal eine Farfisa-Orgel, mal eine erstaunlich hübsche Gesangspassage, eine Einladung zum Mitsingen oder schlicht ein überbordendes anarchisches Element.

Bei all dem ist „We Got Time To Waste“ absolut nicht überproduziert. Wer es schafft das Album mit einem hinreißend schlurfenden Slow-Blues ausklingen zu lassen, der die „Jon Spencers Blues Explosion“ vor Neid erblassen lässt, hat am Ende alles richtig gemacht. Keep on running like you „Kept on Running“.

So geht rotziger Garagen-Punk heute. Traditionsbewusst und doch modern, gerade auf den Punkt aber immer mit der Extrawurst musikalischer Spielerei. Wir sehen euch auf der Bühne! White Trash Blues Band is here to stay.

Album-Wertung: 9 out of 10 stars (9 / 10)

White Trash Blues Band We Got Time To Waste
Genre: Musik, Garage Rock, Punk
Länge: 37 Minuten, N, 2021
Interpret: White Trash Blues Band
Label: Blues for the Red Sun
Vertrieb: Stickman Records
Album-VÖ: 19.11.2021

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